Elephant / The Best Of
The Best Of Spielzeit: 67:04
Medium: CD
Label: Repertoire Records, 2008
Stil: Rock, Pop Rock

Review vom 20.11.2008


Wolfgang Giese
Wer kennt sie noch, eine der nicht nur aus meiner Sicht besten Bands aus deutschen Landen?
Die von dem Sänger Paul Botter 1978 in Hamburg gegründete Gruppe existierte bis 1988, als sie in Hamburg in der Großen Freiheit 36 ihr Abschiedskonzert gab.
Neben Botter waren anfänglich noch Alexander von Oswaldt (Gitarre), Frank Fischer (Bass) und Reinhard Lehmann (Schlagzeug) dabei.
Zur Zeit der damals grassierenden 'Neuen Deutschen Welle' (NDW) kein leichtes Unterfangen, in hiesigen Gefilden Musik zu spielen, die so gar nicht in das gerade gängige Schema passte.
Anfänglich auf fast ausschließlich rockigen Tönen basierend, entwickelte sich die Band nach und nach zu einer sehr kompakten und erfrischend aufspielenden Pop Rock-Band von hoher musikalischer Qualität: Dafür sorgte unter anderem der seinerzeit auch bei Lake tätige Detlef Petersen als Produzent.
Spätestens über den Insider-Status hinaus war die Band mit Veröffentlichung eines wahren Ohrwurms, der Single "I Don't Wanna Lose You" - 1984 war das. Das stimmungsangebende Akkordeon soll von Detlef Petersen gespielt worden sein.
Bis dahin waren zwei LPs erschienen, "On My Feet Again" (1980) und "Welcome To The China Shop" (1981). Das Album, aus dem die Single stammt, hieß schlicht "Elephant" (1983): Nachfolgend sollte 1985 dann noch "Just Tonight" auf den Markt kommen.
Diverse Besetzungswechsel brachten neue Musiker, wie z.B. Mickie Stickdorn am Schlagzeug und als Keyboarder Hendrik Schaper.
Erst im Jahre 2006 gab es eine Reunion, zunächst mit den Musikern Botter, Stickdorn und dazu Adrian Askew an den Keyboards, Jan Mohr an der Gitarre und Peter Kühmstedt am Bass.
Trotz der verschiedenen Line-ups ist es ein 'Fixpunkt', der Elephant eigentlich ausmacht, nämlich Paul Botter mit seiner Stimme, die zwar unverwechselbar nach Botter klingt, mich aber stets an Steve Winwood erinnerte, so auch, als ich damals die oben erwähnte Single hörte und nicht wusste, wem ich die Stimme zuordnen sollte.
Und es gibt sie noch immer, diese Hamburger Band, die es verdient hat, überregional bekannter zu sein und wieder zu werden, denn das, was man hier stets gehört hat und auch bei den nun vorliegenden Neueinspielungen, hat auch internationales Format!
Die aktuelle Besetzung ist unten zu entnehmen.
Welche Freude keimte in mir auf, als ich las, dass es a) wieder ein Lebenszeichen der Band gab und b) gar alte Aufnahmen nun auf CD zugänglich waren: Und - ich hoffe doch sehr - dass alle vier LPs nunmehr digitalisiert neu erscheinen werden, denn dieser Sampler hat wieder Appetit auf mehr gemacht!
Der 'große Hit', "I Don't Wanna Lose You", mit diesem so stimmungsvoll eingesetzten Akkordeon, eröffnet den Reigen in einer Neueinspielung aus diesem Jahr: Ja, er hat sich nicht wesentlich verändert: Unglaublich, nur wenig anders klingt das, positiv finde ich die leicht und sanft groovenden Saiteninstrumente, die hier das Stück nun mehr tragen, gespielt von Markus Schmidt, den ich jüngst mit Texas Lightning sehen konnte. Ein sehr ruhig anmutender Gitarrist, der im richtigen Moment das Richtige spielt: Eine gute Entscheidung für die Band!
Von #2 bis #15 folgt nun eine Zusammenstellung, wobei drei Titel von der ersten, (leider nur) zwei von der zweiten, sieben von der dritten und zwei von der letzten Platte stammen, leider nicht in chronologischer Reihenfolge angeordnet, denn ich persönlich mag das lieber, wird hier die Entwicklung einer Band doch besser dargestellt. Anders kann es dann auch eher zu einem manchmal unpassenden Mix kommen.
Ist hier aber nicht ganz so schlimm, dadurch wird das relativ einheitliche Bild nicht wesentlich gestört. Neu ist auch Track Nummer 16.
Und genau die neuen Titel hätten auch nicht sein müssen, stören aber nicht und haben insofern möglicherweise auch den positiven Aspekt, dass man nun ein ganz neues Album erwartet. Und genau das hätte ich natürlich neben dieser Kompilation gern zusätzlich gehabt!!! Aber im Frühjahr 2009 soll es soweit sein, so versprechen es die liner notes!
Doch nun zur Musik.
"Just Tonight", ein wahrer Pop-Song mit einfühlsam-kraftvollem Gesang Botters und feinen Background Vocals-Harmonien, wie man sie vielleicht von Toto kennt. Wie auch bei "This Time Is Real", war der Pop-Einfluss immens angestiegen.
"Sayonara", ein im leichten Reggae-Rhythmus schleppender Song mit diesem schönen Flötenarrangement.
Die fünf älteren Titel (#5 ,9, 11-13) zeigen die eher rockige Seite der Band.
(Anmerkung: Wurde Track fünf von der LP übernommen? Es knackt!)
Die am meisten vertretene, gleichnamige Platte war sicher ein Wendepunkt in der musikalischen Entwicklung, die Musik wurde subtiler, feine Nuancen taten sich auf, die Kompositionen wirkten dichter, nun hätte es auch international besser klappen können...
Und wenn man dann auch noch "Chance For A Romance" mit einem Botter in Höchstform hört, spätestens dann weiß man: Elephant - eine Super-Band!
Line-up:
Paul Botter (vocals)
Peter Kühmstedt (bass [auch Guru Guru])
Mickie Stickdorn (drums [auch Lake])
Adrian Askew (keyboard [auch Lake])
Markus Schmidt (guitar [auchTexas Lightning])
Jakob Neubauer (accordion - #1)
Alexander von Oswald (guitar - #1)
Tracklist
01:I Don't Wanna Lose You (2008)
02:Just Tonight
03:Sayonara
04:Down By The Water
05:One Step
06:Live It Up
07:This Time It's Real
08:Drive Me Crazy
09:Rocks In The Sea
10:Chance For A Romance
11:What A Show
12:Hard To Live
13:Glad To Be On My Feet Again
14:You Kill The Cold
15:I Don't Wanna Lose You

Bonustrack
16:Art Of Living (2008)
Externe Links: