Eloy / Visionary
Visionary Spielzeit: 42:15
Medium: CD
Label: ASR Records/Soulfood, 2009
Stil: Krautrock, Prog Rock, Art Rock

Review vom 25.01.2010


Jürgen Bauerochse
Zu den überraschendsten Reunions des letzten Jahres gehörte mit Sicherheit das Comeback der Hannoveraner Krautrock-Legende Eloy um Mastermind Frank Bornemann. Jahrelang wollte der Bandleader nichts von einer Rückkehr der Band ins Studio wissen. Die Arbeit in seinem Tonstudio und zahlreiche Verpflichtungen der ehemaligen Mitmusiker schlossen angeblich eine neue Zusammenarbeit völlig aus.
Doch man hatte die Rechnung ohne die zahlreichen Fans der Gruppe gemacht. Auch nach der Trennung von Eloy im Jahr 1998 nach dem letzten Album "Ocean 2 - The Answer" war das Interesse an den niedersächsischen Musikern ungebrochen. Anstatt in Vergessenheit zu geraten, erreichte man, quasi in Abwesenheit, geradezu Kultstatus. In Zeiten des Internets war die Band in unzähligen Foren weltweit präsent und bekam laufend neue Anhänger hinzu, die immer drängender ein neues Album einforderten, nachdem inzwischen der komplette Backkatalog neu aufgelegt wurde. Frank Bornemann wurde förmlich mit E-Mails und Briefen torpediert und geriet so immer mehr in Zugzwang.
Und nun haben die Eloy-Fans durch ihre Hartnäckigkeit endlich Erfolg. "Visionary" heißt das aktuelle Werk und enthält sieben brandneue Tracks. Okay, die CD soll eine einmalige Sache bleiben, und auch Konzerte sind im Moment nicht geplant, aber man soll ja bekanntlich nie 'nie' sagen. Vielleicht ändert Bornemann ja auch in dieser Hinsicht seine Meinung noch mal…
Wieder mit an Bord sind mit dem Keyboarder Michael Gerlach und Drummer Bodo Schopf Franks Partner des letzten Albums, sowie Klaus-Peter Matziol am Bass und Hannes Folberth, die beide ebenfalls aus früheren Eloy-Epochen bestens bekannt sind.
Sechs der sieben neuen Titel haben mit einer Spielzeit, die zwischen 4:22 und neun Minuten liegt, eine für Eloy-Verhältnisse fast 'normale' Länge. Lediglich der Rausschmeißer "Thoughts" ist wesentlich kürzer ausgefallen, besteht aber auch nur aus Bornemanns Gesang, begleitet von seiner akustischen Gitarre. Doch selbst diese knapp eineinhalb Minuten sind sehr gut anzuhören und ein ideales Outro dieses Albums.
Bei den anderen Songs merkt man der Band die lange Pause in keinster Weise an. Vieles erinnert an die älteren Longplayer. Die kräftigen Gitarren paaren sich nach wie vor mit atmosphärischen Keyboardteppichen, die teilweise schon fast orchestrale Ausmaße annehmen ("The Secret"). Dazwischen gibt es immer wieder Wechsel in Tempo und Lautstärke. Auch die so typischen Sprechgesangeinlagen sind wieder dabei ("Age Of Insanity"). Weibliche Background Vocals geben den Songs schon ein fast symphonisches Flair. Frank Bornemann hat es also wieder geschafft, den charakteristischen Eloy-Sound herzustellen.
Einen Anspieltipp abzugeben ist meines Erachtens nicht möglich. Dazu liegen die Titel auf einem zu hohen und gleichbleibenden musikalischen Level. Alle Songs sind hervorragend durcharrangiert und kommen als perfekte Einheit rüber. Klar, es gibt einige Kleinigkeiten, die man erwähnen könnte. So gefallen mir zum Beispiel die verfremdeten Vocals (auch das übrigens ein Relikt aus alten Eloy-Zeiten) am Anfang von "The Secret" sehr gut, aber man muss jeden Titel in seiner Gesamtheit sehen und bewerten. Und da passt einfach alles zusammen.
Mit ihrem sechzehnten Studio-Album ist den Mannen um Frank Bornemann ein sehr gutes Comeback gelungen, das sicherlich allen Eloy-Fans gefallen wird. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass sich die Band doch noch zu einer Reunion-Tour entschließen kann. Es wäre wirklich interessant, die neuen Songs auch mal in der Live-Version zu erleben.
Line-up:
Frank Bornemann (lead- & backing vocals, acoustic & electric guitar)
Klaus-Peter Matziol (bass)
Michael Gerlach (keyboards)
Bodo Schopf (drums & percussion)
Hannes Folberth (additional keyboards - #2,3,4,6)

With:
Anke Renner (vocals - #2,4,6)
Tina Lux (vocals - #2,4,6)
Volker Kuinke (renaissance flute - 1,2)
Christof Littmann (keyboards & orchestra sounds - #5)
Stephan Emig (additional percussion - #4,6)
Tracklist
01:The Refuge (4:54)
02:The Secret (7:45)
03:Age Of Insanity (7:56)
04:The Challenge (Time To Turn Part 2) (6:44)
05:Summernight Symphony (4:22)
06:Mystery (The Secret Part 2) (9:00)
07:Thoughts (1:22)
Externe Links: