Emerald Rain / Sleepwalk
Sleepwalk
Weiter geht meine musikalische Weltreise in Sachen Hard Rock/ Melodic Rock! Diesmal verlasse ich europäische Gefilde in Richtung Übersee und mache Stop in Kanada, einem Land, aus dem ich bisher qualitativ immer recht gute Ware erhalten habe, egal aus welchem Genre die Interpreten eigentlich stammten. Auch bei der hier zu besprechenden Band Emerald Rain merkt man sofort, dass keine Neulinge am Werk sind, wie auch letztendlich die Bandinfo bestätigt, immerhin handelt es sich bereits um ihre sechste Veröffentlichung (fünf Studioalben, eine Live-Scheibe), seit sie 1998 mit "Broken Saviours" ihr Debüt feierten.
Von ihren Live-Vorstellungen beeindruckt, verpflichtete Magnum-Sänger Bob Catley die Truppe als Backing-Band für seine erste Solo Tour.
Selbst in Sachen Produzententätigkeit haben die Bandmitglieder (Besitzer eines eigenen Ton-Studios) bereits Erfahrungswerte aufzuweisen, so saßen sie für Acts wie Cauterize, Not By Choice, Warmaschine und The Livid And Rides an den Reglerknöpfen.
Ihr neustes Studio-Werk "Sleepwalk", das ab dem 15.08.2005 in den Plattenläden zu beziehen ist, wurde wieder in Originalbesetzung eingespielt, denn Ursprungs-Drummer Lorne Boyle ist mittlerweile zum langjährigen Grundgerüst, bestehend aus Murray Daigle (Lead Vocals), Mike Dmitrovic (Guitars) und Sean Gregory (Bass), zurückgekehrt.
Der Opener "Can't Stop Bleeding" ist ein richtiger Anheizer. Treibende Gitarrengrooves, aggressiver Kampfgesang, mit dem man eine Horde Soldaten in die Schlacht schicken könnte, dazu ein messerscharf gespieltes E-Solo, von Schlafwandeln erst mal keine Spur.
Nach zwei Van Halen/Bon Jovi-mäßigen Stücken, mit recht melodisch ausgerichtetem Refrain, folgt mit dem Titelstück "Sleepwalk" der Kracher des Albums. Ein dramatisches Gitarrenintro, ein Hauch von Metallica bei bombastisch schwerem Sound, dazu eine kreischende Soloeinlage des überragenden Gitarristen Mike Dmitrovic, der in fast jedem Lied Glanzpunkte zu setzten versteht.
Ab dem siebten Song kippt die CD in etwas weichere Spektren und deutlich kommerziell ausgerichtetere Tendenzen werden erkennbar. Der bisher eher dominierende Hard/Heavy-Rock schwenkt in die Uptempo-Melodic-Rock-Schiene um. Die kanadischen Kollegen von Harem Scarem, Bon Jovi, Nickelback oder auch Van Halen/Sammy Hagar kommen einem angesichts der melodischen Gesanglinien, meist in den Refrains, spontan in den Sinn.
Meine Kollegin Ella schrieb in einem ihrer letzten Reviews, dass man Balladen nicht nur um der Ballade Willen ins Repertoire aufnehmen sollte. Ein gutes Beispiel dafür ist das finale "Miracle", dass überhaupt nicht in das doch recht forsch und flott vorgetragene Restprogramm passen will. Die semiakustische Nummer ist zwar recht melodisch und hat auch ein schönes Lead-Solo, aber Daigle's Gesang klingt in diesem Fall so schmalzig, dass er den Song besser an Spandau Ballet weiterverkauft hätte. Das Stück hat auf dem Album eigentlich nichts zu suchen.
Der gute Gesamteindruck wird dadurch aber nur unwesentlich getrübt. "Sleepwalk" von Emerald Rain kann man sich durchaus bei vollem Bewusstsein, auch vor dem Gang ins Bett, zu Gemüte führen, für den Rest fehlen mir noch die Erfahrungswerte, laut Aussage meiner Frau hat sie mich bis jetzt jedenfalls noch nicht nachts am CD-Player beim Hören des Silberlings aufgegabelt...


Spielzeit: 40:40, Medium: CD, Escape Music, 2005
1:Can't Stop Bleeding 2:Face In The Mirror 3:It Ain't Over 4:Sleepwalk 5:I Never Knew 6:Can't Recognize A Thing 7:Everything Is Broken 8:See It In Your Eyes 9:Torn In Two 10:Miracle
Daniel Daus, 10.08.2005