A Chance For Metal-Festival 2014 / 02. u. 03. Mai 2014 in Andernach (Nachlese)
ACFMF A Chance For Metal Festival (ACFMF) 2014
Andernach
02. u. 03. Mai 2014
Festivalbericht (eine Nachlese)
Stil: Metal


Artikel vom 10.06.2014


Jochen v. Arnim
ImpactorEs würde mir große Freude bereiten, wenn ich an dieser Stelle mit den Worten »Alle Jahre wieder in Andernach…« beginnen könnte. Dass das nicht der Fall ist liegt daran, dass das A Chance For Metal Festival in diesem Jahr erst zum zweiten Mal in dem schönen Städtchen am Rhein stattgefunden hat. Gerade erst zum zweiten Mal - und doch schon Kult. Hut ab, meine Damen und Herren Organisatoren!
ACFMF 2014Natürlich zahlt es sich aus, wenn man rührig und umtriebig in der Szene unterwegs ist und sich nicht nur als Musiker im Underground-Metal einen Status erarbeitet hat. Nur am heimischen Herd sitzen und auf die Wunderkräfte von Facebook zu warten, das reicht einfach nicht, um sich die Meriten eines erfolgreichen Festivals auf die Fahne schreiben zu können.
Werbetrommel rühren heißt die Devise auf der einen Seite, Flyer und Poster verteilen (lassen) gehört dabei eher zu dem hinlänglich bekannten Beiwerk. Mit der Sprache der (Underground-)Szene zu reden, ist wohl eine der wichtigeren Facetten dieses Metiers. Als Organisator nicht den großen Zampano spielen und arrogant aus dem Backstage-Bereich auf das Volk blicken und es fühlen lassen, dass es als melkbare Kuh gerade mal gut genug ist.
So gehört ja auch immer zum guten Ton, einigen (oder zumindest einer) regionalen oder lokalen Bands, die Chance zu geben, sich ein wenig Bühnenerfahrung zu holen. Der übliche 20-Minuten-Slot ohne Sound-Check, kurz nachdem (oder auch schon vorher!) die Tore am Nachmittag aufgehen, ist dabei Standard. Habe ich als Besucher eines Festivals aber das Gefühl, dass eine Band wie Incertain ebenso behandelt wird wie die Headliner des Abends, dann weiß ich, dass ich am richtigen Ort bin.
IncertainBesagte Band (und ich werde jetzt ein wenig hin und her springen, weil ich keinen Bock auf den üblichen Festivalbericht mit stupider Aufzählung der Reihe nach habe…) kommt aus Andernach, macht in erster Linie Thrash und hat, glaube ich, noch nicht mal einen eigenen Proberaum, sondern darf ab und zu im hiesigen JUZ ihr Können perfektionieren. Und trotzdem war sie für mich quasi die Überraschung des Tages. Unter der Leitung von Frontfrau Hülya Balkan hat die Truppe richtig, richtig gut gerockt. »Die flashen voll,« so die Stimme eines Festivalbesuchers. Recht hat er, die haben geflasht. Das selbsternannte Ziel der jungen Band (die ihre Setliste auf 'nen Pappteller schreibt - meine Sammlung dankt vielmals - und außerdem für die Zapfhähne an der Bierbude verantwortlich war) ist es, jedes Konzert zu einer Thrash-Fete werden zu lassen. Habt Ihr geschafft - sehr geil! Die Pogo- und sonstigen Aktionen des Publikums ließen darauf schließen, dass man vor der Bühne der gleichen Meinung war.
ACFMF 2014Nach jeder Band gibt es dann ja das sog. Change-Over, die Umbaupause, die man für soziale Zwecke nutzen kann. Bierstand und Würstchenbude checken gehört genauso dazu, wie ein intensiver Blick in Richtung Band-Merchandise. Noch wichtiger ist aber der Kontakt zu Gleichgesinnten und beim ACFMF hat man das Gefühl, dass hier jeder Besucher irgendwie fast jeden anderen kennt. Bei einer sold-out Show keine leichte Übung. Ach ja, wenn dir beim Betreten des Geländes als erstes der vom Erfolg der Veranstaltung vollkommen berauschte 'Chef' um den Hals fällt, weil er selber kaum glauben kann, was da abgeht, dann ist das schon ein Indiz für den Charakter des Events.
Logischerweise gibt es auch den besagten Backstage-Bereich, der hier nicht hinter der Bühne ist, wie der Name vermuten ließe, sondern auf einer Empore der Bühne gegenüberliegend. Das nenne ich mal eine gelungene Installation: Rückzugsmöglichkeit, ohne auch nur einen Hauch verpassen zu müssen. Der Überblick über den gesamten Saal ist garantiert und man kann zudem problemlos jeden Winkel der Bühne sehen und das Geschehen dort genüsslich verfolgen.
Sacred GateOkay, wer leise will, muss den Saal komplett verlassen. Aber wegen leise geht man ja eh nicht zu einem Metal-Festival und egal, ob von oben oder aus dem Pit, der Auftritt der folgenden Power-Metaller Sacred Gate ist eine ebenfalls gelungene Angelegenheit. Die Mönchengladbacher sind mit dem jugendlich Unbedarften der 'Vorgänger' nicht zu vergleichen. Das ist alles voll professionell und da stimmt jede Bewegung, inklusive der Grimassen, die für uns Fotografen immer wieder dankbare Objekte sind.
ACFMF 2014Zwischendurch lasse ich mir erzählen, was ich denn so alles am Vorabend verpasst habe - familiäre Verpflichtungen kollidieren halt ab und zu mit der Liebe zum Metal. Da hat es ganze sechs Auftritte gegeben, beginnend mit den recht jungen Dried Blood, die sich ihre Sporen als erste Anheizer verdienen durften. Danach gab es Koblenzer Thrash mit Secutor und mein Informant behauptet, dass sich die Show voll gelohnt haben muss. Die Pott-Rocker von Crossplane hatte ich in der letzten Zeit selber einige Male gesehen, so dass mir die glaubhafte Zusicherung eines sehr kernigen Auftritts als nicht übertrieben vorkommt.
Little SimonItalienischer Power Metal ist bekanntermaßen nicht jedermanns Sache und das soll der Saal, bzw. das Publikum in selbigem auch beim Auftritt der Truppe von Alltheniko gezeigt haben. Trotz einiger Anlaufschwierigkeiten muss das Ganze aber doch gut und gelungen über die Bühne gegangen sein.
Ganz anders Torment Of Souls, die den Saal mit ihrem Zombie Death Metal in Schutt und Asche legten. Spaß war offensichtlich trotz der eher grauenhaften textlichen Inhalte auf der Bühne ganz groß geschrieben und so muss es wohl auch das Publikum gesehen haben.
Als Rausschmeißer hat anschließend Hungöver, die Band um Bobby Schottkowski, den früheren Sodom- und Onkel Tom-Schlagzeuger (der sich übrigens gerade anschickt, als Drummer mit Tank auf Südamerikatour zu gehen), fungiert - hätte ich wie auch TOS gern gesehen.
ProminceExkurs zum Vorabend Ende. Exkurs zu den beiden ersten Bands vom Sonnabend Anfang: Impactor ballern schon ihren Thrash Metal in die Nachmittagsruhe, als ich mit meiner Begleitung aus Belgien das Festivalgelände entere. Da das ziemlich überzeugend nach draußen dringt, verschiebe ich weitere Begrüßungen auf später und verfolge erstmal den Opener, der ein paar richtig geile Nummern abließ.
Ähnlich geht es mir mit Promince aus Bad Kreuznach, die sauberen Metal abliefern, ihre kernigen Riffs und guten Melodieführungen an den Mann bringen. Dem Wettergott mag es geschuldet sein, dass es immer noch etwas dauert, bis die Mucke auch in die vom Feiern der letzten Nacht geplagten Hirnwindungen steigt, aber irgendwann haben es dann doch so einige Besucher wieder in den Saal geschafft und sie werden mit einem mehr als soliden Set belohnt.
Dark HorizonExkurs Ende, der Sonnabend hat ja noch mehr zu bieten, denn es ist wieder an der Zeit, passend zu südländischer Sonne vor der Tür, eine Power Metal-Band aus Italien hinter die Tür zu holen. Dark Horizon aus Piacenza machen so eine Mischung aus Power Metal und Heavy Rock (nach eigener Angabe). Unterlegt wird das Ganze von einem satten Keyboard-Teppich und die Show kommt richtig tight und professionell rüber - ein guter Kontrast zwischen Sacred Gate und den nachfolgenden Thrashern.
ScornageDas ist nämlich die Öcher Truppe Scornage, die sich in den vergangenen Jahren in der Szene einen sehr guten Namen gemacht hat. Pure fucking Thrash ballert uns um die Ohren und ich kann mich kaum dazu aufraffen, den Auslöser der Kamera zu betätigen - ich bin mal einfach nur Zuschauer. Das knallt (nach kleinen Soundabstimmungen zu Beginn) richtig fett in den Saal und wir können uns an Stage Diving und anderen schönen Dingen erfreuen, für die man heutzutage ja gern mal die rote Karte von der Security bekommt.
A propos Security, die wird es wohl gegeben haben, vermute ich, vielleicht aber auch nicht. Egal, wenn sie da war, dann war sie nicht zu sehen - außer den wenigen Kontrolleuren am Seiteneingang und beim Backstage - und das ist so unglaublich angenehm und symptomatisch für Events wie das ACFMF in Andernach - à la bonne heure!
SteelpreacherHaben Scornage sich mit Fug und Recht den satten Applaus einer gut gefüllten Halle verdient so wird das Spiel noch durch die Show von Steelpreacher getoppt. Klar, die Jungs sind keine Unbekannten im Andernacher JUZ, haben dem Saal schon öfter die Ehre erwiesen. Zudem hauen sie mit ihren mehr als eingängigen Stücken auch dem letzten Party-Resistenten immer wieder die Trägheit aus den Knochen. Die Bierdusche aus Metall-Pittermännchen gehört heute ebenso dazu wie das gemeinsame Absingen auf der Bühne mit den Kollegen von Dragonsfire, die sich maßgeblich an der Orga beteiligt haben. Die Bude kocht, so wollen wir es haben!
Iron FateAls kleinen Clou holt man am Ende des Auftritts noch den gefühlt höchstens sechsjährigen Little Simon auf die Bühne, der vor dem riesigen Steelpreacher-Backdrop ein Solo an der Schießbude hinlegen darf. Wie ein Großer wirft er anschließend dem grölenden Mob seine Sticks zum Fraß vor - sehr, sehr geil.
Aber das kommt gerade recht, um nach einem schnellen Bier dem Auftritt von Iron Fate aus Goslar in perfekter Stimmung beizuwohnen. Das ist Metal nach meinem Geschmack: NWoBHM-artig, 'high-pitched vocals' in Priest'scher Manier inkl. Victim Of Changes-Cover und ein fetter, klassischer Sound. Die Bühnenpräsenz ist absolut stimmig und der Sänger tut neben seinen Vokalkünsten auch sonst noch ein richtig fettes Pfund dazu. Geile Stimme, geile Mucke, herzlichen Dank.
MotorjesusMotorjesus bekomme ich dann am Ende nicht mehr voll mit, was weniger an der überzeugenden Darbietung liegt, sondern eher dem sog. Socializing geschuldet ist. Zu viel muss noch am Rande erzählt werden, die Pausen reichen ja grad mal für ein schnelles Bierchen. Außerdem habe ich die Jungs aus Mönchengladbach kürzlich erst gesehen und ich weiß, dass die das können, sehr gut sogar. Trotzdem stehle ich mich für vier oder fünf Songs in die Halle und sauge die ausgelassene Stimmung auf.
Ende, Aus, Rückfahrt, Blablabla…Richtig, richtig geiler Underground-Tag. Herzlichen Dank mal wieder an Jan Müller, Chef-Organisator und Hans Dampf in allen Gassen, und sein freundliches Team für dieses tolle Event. Ich bin mir sicher, es wird nicht lange dauern, bis ich tatsächlich mit den eingangs erwünschten Worten beginnen kann!

P. S. Gäbe es schon Tickets, wäre das ACFMF 2015 bereits ausverkauft…
Bilder vom Event

Incertain   Sacred Gate   Sacred Gate
ACFMF 2014    Setliste Incertain    Motorjesus
Steelpreacher   Setliste Scornage   Iron Fate
Setliste Iron Fate    Setliste Sacred Gate
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