A Chance For Metal-Festival 2015 / 1. u. 2. Mai 2015 in Andernach (ein Extrakt)
ACFMF
A Chance For Metal Festival (ACFMF) 2015
JUZ, Andernach
01. u. 02. Mai 2015
Festivalbericht (ein Extrakt)
Stil: Metal


Artikel vom 07.05.2015


Jochen v. Arnim
Wenn wenige Minuten (es sollen exakt 17 gewesen sein) nach dem Öffnen der Tore schon ein schnell gemaltes 'Sold out'-Schild über den Eingang geheftet wird, dann ist im Grunde schon alles gesagt und ich kann mich wieder hinlegen…
Die Rede ist von der 2015er-Ausgabe DES Underground Metal-Festivals Deutschlands, dem A Chance For Metal-Festival in Andernach, das, wie auch in den vergangenen Jahren, an zwei Tagen Anfang Mai im Andernacher JUZ abgehalten wurde.
Ich möchte dieses Mal gar nicht erneut auf die Hintergründe, Rahmenbedingungen und den Status des Events eingehen. Wer dazu etwas lesen möchte - und ich erkläre meine Worte vom letzten Jahr mal nicht zu rein subjektiv empfundenen Wahrnehmungen - dem empfehle ich unser Festival-Archiv. Wichtig ist, Organisator Jan Müller und sein unentwegt arbeitendes Team schaffen es immer wieder, feine Bands an den Rhein zu holen und den notwendigen Rahmen für ein geiles Wochenende zu bieten.
ACFMF 2015Der Rest des Erfolgs wird zweifelsohne von den Besuchern geliefert, die nicht unerheblich für diese spezielle Atmosphäre verantwortlich sind. Egal, ob da grad eine bekanntere Band mit x Releases auf der Bühne steht, oder die 'no names' aus dem Nachbardorf - hier wird jeder und mit jedem gefeiert. Sinngemäße Übersetzung des Statements von Freunden Pascal und Matteo aus Belgien: »Die sind ja alle verrückt hier!« Wie in jedem Jahr war nämlich auch dieses Mal eine Abordnung aus dem benachbarten Königreich nach Andernach gekommen, um das spezielle Flair des ACFMF zu genießen.
Kommen wir aber mal kurz zurück auf den eingangs erwähnten Eingang. Wir waren deutlich zu früh am Festivalgelände aufgeschlagen und dachten, wir spazieren dann nach einem Bierchen mal gemütlich vor die Bühne. Pustekuchen, das mutete fast wie eine Schlacht an, eine Schlacht um die letzten Tageskarten. Wirklich unglaublich, wie groß der Zuspruch war (jedes Jahr ist), nur um ein paar Underground-Bands zu sehen. Aber das Gesamtpakt macht es offensichtlich - und das stimmt hier in der Tat ohne wenn und aber.
ACFMF 2015Irgendwie sind hier alle Gewinner, frei nach dem olympischen Gedanken und auch dieses Jahr war schon beim Opener, We Are Wolf aus der Köln/Bonner-Ecke, kräftig was los vor der Bühne. Zogen die Metalcore-Elemente zwar noch nicht alle, und auch nicht unbedingt die Gesetzteren unter den Anwesenden bis ganz vor die Bühne, so war der Zuspruch gerade unter den jüngeren Metalheads recht ansehnlich. In jedem Fall füllten sie ihren halbstündigen Slot richtg kernig aus und sorgten für die notwendige Betriebstemperatur im JUZ.
ACFMF 2015Die Kölner von Shredhammer standen als nächste Band auf der Bill und ich gebe unumwunden zu, dass mir der Name bis auf ein paar im Vorfeld schnell angeguckte Snippets nicht so richtig viel sagte. Aber geil war es - die erste schöne Überraschung des Abends für uns. Wenn ebenfalls nur rund dreißig Minuten abzurocken waren, so hat die Band da wirklich bis in die letzte Sekunde alles gegeben und die hüpfende, größer werdende Menge mit einer Thrash-Salve nach der anderen versorgt. Das war gut, die behalte ich mal auf meinem persönlichen Radar.
Das Schöne an solchen Festivals ist ja, dass man je nach Laune zwischen Saal und Außengelände (und in unserem Fall auch Empore) hin und her diffundieren kann. Hier ein Bierchen, da ein Spießbraten - großes Lob an die Besatzung vom Bierwagen und der Frittenbude, immer gut gelaunt freundlich, so muss das! Und irgendwie trifft man ja auch ab und zu mal jemanden, der einem früher schon irgendwo über den Weg gelaufen ist…
Egal, du gehst dann entspannt wieder rein, wenn die nächste Band loszockt. Meist klappt das auch mit einem guten Plätzchen zum Knipsen und musst nur ab und zu auf die Mosher aufpassen. Und auch hier ist noch ein Lob angebracht: Allzu häufig sehe ich mittlerweile, dass umgeschubste Menschen viel zu lange liegenbleiben, bevor sie von allein oder mit Hilfe wieder auf die Füße kommen. Nicht so beim ACFMF, kaum liegst du am Boden, strecken sich dir mindestens zehn helfende Hände entgegen und du stehst wieder auf den Füßen, bevor dir was passieren kann.
ACFMF 2015So auch bei All Will Know, die sich danach auf der Bühne nicht ansatzweise eine Blöße gaben. Wer sich nach der überschaubaren Pause wieder im Saal einfand, und nicht wenige waren erst gar nicht draußen, der wurde mit einer knackigen dreiviertel Stunde Metal aus Darmstadt belohnt. Die Jungs hämmerten richtig gut los und mittlerweile konnte man auch weiter hinten nicht mehr so locker und entspannt stehen wie noch ganz zu Beginn des Abends. Einmal mehr ist die Mischung der Stilrichtungen einer der Anreize, hierher an den Ortsrand von Andernach zu kommen. Mal etwas mehr Core, mal etwas mehr Stoner und in der Mitte immer fleißig Metal - feine Melange.
Wer sich im nächsten Jahr die Bühne mit rund fünfzehn Bands wird teilen dürfen, das entscheidet das Publikum mit, Band-Box sei Dank. Im Voyer steht wie immer eine Box, in die der geneigte Metal-Fan sein Votum in Form einer Art Stimmzettel werfen darf - hast du viele Freunde, bist nächstes Jahr dabei.
ACFMF 2015Daher mussten letztes Jahr auch Edge Of Thorns viele Freunde gehabt haben, denn die Jungs und das Mädel aus der Gegend von Bitburg erklommen als vierte Band des Abends die Bretter im JUZ. Völlig zu Recht gehörte die Band in diesem Jahr dazu - was für ein Set. Richtig knackiger Heavy Metal/Power Metal, der da aus der Sackeifel an den Rhein geballert kam. Nach siebenjähriger Veröffentlichungspause hatte die Band dann auch ihre neuste Scheibe, "Insomnia", mit im Gepäck und neues wie altes Material wurde kräftigst abgefeiert - sehr, sehr geil! Und wer weiß, vielleicht haben wir "Insomnia" hier ja auch bald mal im Review.
ACFMF 2015Ein wenig Abwechslung in den Genremix brachten danach Midnight Odyssey aus Otzenhausen in der Nähe von Trier. Sie hauchten ihrem Heavy Rock ein mächtiges Quäntchen, ach was, Quantum Stoner-Attitüde ein und schickten eine Sound-Walze nach der anderen in das Publikum. Dieser vorletzte Act des Abends bot eine letzte Chance, noch mal mit guter musikalischer Untermalung eine Erfrischung einzunehmen, denn danach sollte die Post so dermaßen abgehen, dass nicht wirklich Platz zum Luft-, geschweige denn Bierholen blieb.
ACFMF 2015Ohne die musikalische Qualität der anderen Bands auch nur im Ansatz schmälern zu wollen, wir waren an diesem Samstag auch und speziell für Dragonsfire gekommen. Es sollte eine besondere Show werden, die Show Nr. 1 nach dem plötzlichen Tod des früheren Bassisten und Sängers, Thassilo Herbert, Anfang Januar diesen Jahres. Mit drei Gitarristen sollte es auf die Bühne gehen, mit einem neuen Bassisten und Sänger und obendrein hatte man noch diverse Gastsänger geladen, die die Band seit vielen Jahren kollegial und freundschaftlich begleiten. Und natürlich waren sie alle gekommen…
ACFMF 2015Und gefühlt waren auch alle Besucher des Festivals gekommen, um diesem Auftritt beizuwohnen. Schon lange vor dem Gong war die Bude voll, keiner wollte etwas von der Show verpassen, alles drängte nach vorne. Aber auch hinten wurde es eng und die freien Plätze auf der Empore waren gleichfalls nachgefragt.
Emotional war es allemal, so viel steht fest. Aber bei aller Wehmütigkeit wurde auch kräftig geknüppelt und der Saal kochte über. Für mich nicht nur der beste Auftritt des Abends, auch einer der besten seit langer, langer Zeit.
ACFMF 2015Erst ging es ganz 'harmlos' zur Sache: Neben Basti und Timo an den Gitarren war auch Gründungsmitglied Matt dazugestoßen und 'der Neue' stand mittig an Bass und Mikro. Frank Richter soll es künftig 'richten'. Mit seiner Erfahrung bei u. a. All Will Know und dem, was er beim ACFMF abgeliefert hat, soll das auch kein Problem sein. Die Hauptansagen kamen wie gewohnt von Drummer und Festival-Organisator Jan himself - und zwar in gewohnter Manier zu mächtig Beifall.
ACFMF 2015Ihm oblag somit auch die freudige Pflicht, die Gastsänger ankündigen zu dürfen. Und wir waren uns einig, besser hätten sie kaum für die jeweiligen Stücke passen können - das war großes Kino!! Keine Frage, das waren ja auch gestandene Frontmänner, die dem Rufe Dragonsfires anstandslos gefolgt waren. Ob es der Sangeskünstler von Elvenpath war oder der von Secutor oder von Torment Of Souls oder der 'Preacher' von Steelpreacher oder der Frontmann von Sic Zone oder der von Rebellion - alle gaben dem Volk, was das Volk wünschte: Schwermetall
Ein knackiger Kracher aus dem Hause Dargonsfire nach dem anderen wurde in die Menge gepfeffert und die gab sich dem Metal hin, wie man es nur bei Metal-Events kann. Crowdsurfing, Stagediving, Moshpit, alles vom Feinsten und lediglich ein einziges Mal konnte man an diesem Abend sehen, dass ein allzu ambitionierter 'Tänzer' eine freundliche Aufforderung von der Security bekam, mal draußen ein Bierchen trinken zu gehen - Respekt.
ACFMF 2015Ach ja, Pizza gab es auch noch - zumindest für die vorderen Reihen. Hatte doch der gute Jörg von The Pit.de eine Wette um eine große Pizza verloren und die wurde von der Bühne herab verfüttert. Ebenso durften sich ein paar Glückliche ihre Becher mit Äppler füllen lassen - da man ja eh viel zu wenig miteinander anstößt.
Was soll ich weiter großartig reden, das war der krönende Abschluss eines richtig geilen Abends. Wir machten uns froh und glücklich, diesem Event beigewohnt zu haben, wieder auf den Weg Richtung belgischer Grenze. Herzlichen Dank an die Bands und an Jan mit seinem tollen Team für ein weiteres tolles ACFMF - we'll be back!! (…und wer was vom zweiten Tag lesen möchte, den muss ich aus familienlogistischen Gründen an die Konkurrenz im Netz verweisen - geht leider nicht immer alles…)
Bilder vom Event

We Are Wolf    Shredhammer    Shredhammer
Edge Of Thorns   Edge Of Thorns   Shredhammer
Edge Of Thorns   Edge Of Thorns   Heavy Metal
Dragonsfire   Midnight Odyssey   Dragonsfire
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