Cork Rocks For RORY 2008 Cork, Irland 06. - 07. Juni 2008 Konzertbericht Stil: Blues / Rock Fotos: © rorysfriends.de Artikel vom 14.06.2008 Michael 'Mike' Schröder

Zum 10. Todestag von Rory Gallagher, 2005, waren wir das erste Mal bei dem Event 'Cork Rocks For RORY'. Damals gab es an sechs Tagen hintereinander jeden Abend tolle Livekonzerte von Tribute-Bands. Diese eine Woche voller guter Musik wird wohl für immer in unserem Gedächtnis bleiben. Deshalb wurde es mal wieder Zeit, die Heimatstadt des irischen Künstlers zu besuchen, um seiner mit einem Besuch bei 'Cork Rocks For RORY' zu gedenken, zumal er in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag gefeiert hätte.

Die Ryanair-Maschine landete um 10:45 Uhr pünktlich in Kerry. Dank der Zeitverschiebung von einer Stunde hatten wir etwas Zeit gewonnen. Wir holten unseren Mietwagen ab und fuhren in Richtung Cork. Wir das sind übrigens meine Frau Bärbel, Karl-Heinz Bilstein (20$Bill) von rorysfriends und ich. Eine große Hürde war für mich allerdings der Linksverkehr. Falsche Straßenseite, Lenkrad auf der falschen Seite. Ich fühlte mich wie ein Fahranfänger und musste meine ganze Aufmerksamkeit auf die Straße lenken.

Unterwegs hielten wir in Macroom, wo 1977 das erste Open-Air-Rockkonzert in Irland stattfand. Damals war Rory Gallagher Headliner. Wir fuhren dann weiter nach Ballincollig um die Grabstätte von Rory zu besuchen. Ein bewegender Moment auf unserem kurzen Irlandtrip.
Danach setzten wir unsere Fahrt Richtung Cork fort. In unserer Unterkunft, dem Ardara House, angekommen, hatten wir trotz Reservierung Probleme ein Zimmer zu bekommen. Die gute Mary war wohl mit der Leitung ihres B&B-Hauses total überfordert und hatte die Zimmer überbelegt und da an diesem Wochenende noch eine sportlich Großveranstaltung stattfand, gab es auch keine weitere Möglichkeit noch ein Zimmer, zu einem angemessenen Preis, in der Stadt zu bekommen. Nach über einer Stunde 'Verhandlung' konnten wir unsere Zimmer dann aber doch beziehen. Das fing ja gut an!

Das Triskol Theatre liegt in einer kleinen, typisch irischen, Seitengasse. An den Wänden hängen große Neonringe, die abends in vielen Farben erstrahlen. Das Triskol besteht aus drei Teilen. Zum einen gibt es einen Gastronomiebereich, des weiteren einen Ausstellungsraum, in dem die Bilder des Rockfotografen Fin Costello gezeigt wurden. Auch der Künstler Adrian Kinsella hatte es sich in einer Ecke gemütlich gemacht und stellte den Leuten seine Werke vor. Außerdem gab es einen Stand, an dem Merchendise-Artikel wie Guitarpics und T-Shirts verkauft wurden. Dann war da noch der Saal, in dem die Bands ihr Können unter Beweis stellen sollten. Des weiteren wurde eine 'Smoking Area' außerhalb der Räumlichkeiten eingerichtet. Dort hing das überdimensionale Bildnis von Rory Gallagher, welches 1977 das Festival in Macroom zierte.

Am Eingang wurden wir überschwänglich von Ger Kenneally und einigen Helfern, die auch in Wiesbaden beim '6. Rory Gallagher Review' vor 14 Tagen dabei waren, begrüßt. Die Freude war riesengroß, die Jungs wieder zu treffen. Ger, der das Event 'Cork Rocks For RORY' ins Leben rief, ist, wie fast alle Leute an diesem Abend, ein großer Verehrer von Rory.

Die Technik betreute der Sound-Ingenieur Dennis Herlihy. Er mischte die letzten drei Konzerte von Rory in Irland und war drei Jahre mit
Wolf Maahn auf Tour. Ein sehr sympathischer Typ, der mir seine Anlage zeigte und erklärte. Der Sound, für den er bei diesem Event sorgte, ließ keine Wünsche offen. Gut, es war teilweise etwas laut, was aber eher an den Musikern selbst lag, die ihre Verstärker schon ordentlich aufdrehten.

Die Konzerte wurden am Freitag von der Band Defender eröffnet. Die Truppe stammt aus Schottland und England. Steve Richardson, der Engländer, spielte schon für eine der besten Tributebands, Sinnerboy, Schlagzeug. Die Jungs legten von Anfang an ein tolles Konzert hin. Bri Chambers, der im Schottenrock auftrat, spielte dabei Bass und übernahm den Gesang, während sich Phil Hoolahan voll auf sein Gitarrenspiel konzentrierte. Er spielte eine Rory Gallagher Relict-Strat, die er sehr gut zu bedienen verstand. "Shin Kicker", "Moonchild", "Tattoo'd Lady" und viele weitere Hits von Rory brachten das Publikum zum Toben. Nach ca. 90 Minuten Vollgas war das erste Konzert des Abends vorbei.

Nach einer kurzen Umbaupause betrat Roy O'Driscoll für ein kurzes Akustik-Set die Bühne. Er war der einzige Künstler, der nicht nur Songs von Rory sondern auch Klassiker wie "Dust My Broom" zu Gehör brachte. Er kam trotzdem bei den Anwesenden sehr gut an und musste noch eine Zugabe spielen. Dieser Aufforderung folgte er gerne und hinterließ ein zufriedenes Publikum.

Danach betrat einer meiner Lieblingskünstler der Szene, Dave McHugh die Bühne. Dave spielte schon mit einigen Musikern von Rory Gallaghers Band. In der Gruppe After Taste machte sich der Mann in Irland einen guten Namen, bevor er die Musik an den Nagel hängte. Erst 2005, beim ersten 'Cork Rocks For RORY' stand er dann wieder auf der Bühne und ist seit dem aktiv. Zwei Wochen zuvor spielte er noch in Wiesbaden beim '6. Rory Gallagher Review', wo er die Besucher des Events zu begeistern wusste. So war es auch an diesem Abend. Mit seiner natürlichen Art die Songs vorzutragen, sorgte er vom ersten Ton an für Stimmung. Mitten im Konzert holte Dave den Gitarristen und Sänger der englischen Band Secret Agent, Tony Edwards auf die Bühne, übergab ihm seine Gitarre und ließ ihn mit der Band spielen. Tony war extra aus Dublin gekommen, um hier bei 'Cork Rocks For RORY' dabei zu sein. Er fuhr nach dem Ende dieses Abends wieder zurück, um von dort aus in seine Heimat England zu fliegen. Respekt für dieses Engagement, wenn man bedenkt, dass man von Cork nach Dublin ca. vier Stunden mit dem Auto braucht. Das Publikum belohnte seinen Auftritt mit reichlich Applaus.

Dann kam Dave wieder auf die Bühne und haute einen Kracher nach dem anderen raus. Auch er musste einige Zugaben spielen, bevor ihn die Zuschauer unter tosendem Beifall von der Bühne ließen. Ganz großes Tennis Dave! Anschließend setzten wir uns noch nach draußen, um ein paar Murphy's zu trinken und uns mit einigen Leuten zu unterhalten. Um ein Uhr wurde dann die Sperrstunde eingeleitet und die Zapfhähne hochgedreht. Schade, so ging ein schöner Abend viel zu früh zu Ende.

Line-up Defender (Scotland/UK):
Phil Hoolahan (guitar)
Bri Chambers (vocals, bass)
Steve Richardson (drums)

Line-up Dave McHugh & Friends (IRL):
Dave McHugh (vocals, guitar)
Alan Devitt (drums)
Peter Butler (bass)

Der zweite Tag begann mit einem ausgedehnten Spaziergang durch Cork City. Die Stadt war rappelvoll und an jeder Ecke standen irgendwelche Straßenmusiker, die ihr Handwerk mehr oder weniger gut verstanden. Am beeindruckensten fand ich allerdings den Pianospieler, der mit seinem Klavier in einer Seitengasse stand und so richtig Vollgas gab. Einer von den wenigen Musikern, die ihr Instrument sehr gut beherrschten.

Um 17:00 Uhr fand in der Cork City Libraries noch ein weiterer Gedenk-Akt an Rory Gallagher statt. Joachim Matz aus Deutschland übergab seinen Nachbau der berühmten Stratocaster an die Rory Gallagher Music Library. Im Rahmen der Übergabe spielte Dave McHugh ein 30-minütiges Akustik-Set, das bei den anwesenden Besuchern sehr gut ankam. Als er dann "Going To My Hometown" anstimmte, klatschten die Fans den Rhythmus begeistert mit. Nach den Feierlichkeiten ging es dann direkt zum Triskol Theater, wo die Vorbereitungen für den zweiten Konzertabend schon auf Hochtouren liefen.

Die große Überraschung bei diesem Event war wohl die irische Band Slumming Angels. Die Jungs waren alle so um die 18 Jahre alt und spielten seit drei Jahren zusammen. Gallagher-Songs in härteren Versionen könnte man die Musik von Robert Hogan (vocals, guitar), Robert Reilly (bass) und Frankie McDonnell (drums) am trefflichsten beschreiben. Gleich nach dem zweiten Song riss dem Gitarristen dann eine Saite, was mit Sicherheit an der aggressiven Spielweise lag. Die Band zog eine ordentliche Show ab und begeisterte somit die anwesenden Zuschauer. Leider waren die Jungs anfangs ziemlich laut, was dann doch einige wenige Zuschauer dazu veranlasste den Saal zu verlassen. Fest steht: Solange es solche Bands wie die Slumming Angels gibt, brauchen wir uns um das Fortbestehen unserer so geliebten Musik keine Sorgen zu machen!

Nachdem die Jungs unter tosendem Beifall die Bühne verließen, betrat noch einmal Dave McHugh die Bühne, um uns ein halbstündiges Akustik-Set zu präsentieren. Er spielte die Songs sehr gefühlvoll und voller Leidenschaft. Nach der Vollgasaktion der Slumming Angels war es eine Wohltat für unsere geschundenen Ohren. Daves Auftritt war sehr bluesig und kam gut beim Publikum an. Besondere Highlights waren der "Banker's Blues" und "Out On The Western Plain". Danach machte Dave die Bühne für die deutsche Band Remember Rory frei.

Die Stimme von Peter Knott, dem Sänger und Gitarristen der Band, war ziemlich heiser, was wohl daran lag, dass die Gruppe schon einige Gigs in Irland gespielt hatte. Ansonsten lieferte Remember Rory einen routinierten Gig ab. Songs wie "Big Guns", "I Fall Apart", "Tattoo'd Lady" und "Cradle Rock" kamen bei den Fans besonders gut an. Anselm Gayler stellte mit einem ausgedehnten Drumsolo sein Können unter Beweis und rief damit begeisterten Jubel hervor. Natürlich kam auch Remember Rory nicht um eine Zugabe herum und so gab es noch "Shadow Play" zum Ausklang der Veranstaltung. Leider blieben die Rufe des Publikums nach dem "Bullfrog Blues" ungehört.

Wir verabschiedeten uns vom Team von 'Cork Rocks For RORY' und den Bands, um danach noch einen Absacker in einem anderen Pub zu nehmen, wo ein junger Musiker mit seiner Gitarre ein paar Songs Querbett spielte. Nach dem dritten Bier schlug die Sperrstunde leider wieder erbarmungslos zu, so dass wir den Heimweg zu unserer B&B-Unterkunft antraten.

Line-up Slumming Angels (IRL):
Robert Hogan (vocals, guitar)
Robert Reilly (bass)
Frankie McDonnell (drums)

Line-up Remember Rory (GER):
Peter Knott (vocals, guitar)
Stefan Kugler (bass)
Anselm Gayler (drums)

Bleibt eigentlich nur noch zu erzählen, dass wir am nächsten Morgen zum Flughafen fahren wollten. Mit Entsetzen mussten wir feststellen, das unser Fahrzeug mit einer Parkkralle versehen war und wir nicht mehr damit rechneten unseren Flieger pünktlich zu erreichen. Wir hatten nämlich nicht gewusst, dass wir da, wo wir parkten eine Parkscheibe brauchten. Nach knapp einer Stunde kam dann der Notdienst und befreite uns für 80 Euro von diesem Ding. So schafften wir es dann doch noch unsere Maschine Richtung Heimat zu erreichen.

We thank Ger and the team from 'Cork Rocks For RORY' for the great support!!!