Doom Over Europe 2009 - Trouble, Pentagram, Syrach
11.10.2009, Nachtleben, Frankfurt/Main
Plakat Trouble, Pentagram, Syrach
11. Oktober 2009
Konzertbericht
Stil: Doom
Fotos: Jens Groh

Artikel vom 17.10.2009


Andrea Groh
SyrachIm Vorfeld zu der DOOM OVER EUROPE Tour stellten sich zwei Fragen: Wie werden Trouble nach dem Weggang von Eric Wagner mit dem neuen Sänger Kory Clarke (Warrior Soul) sein?
Wird Bobby Liebling mit Pentagram auftreten oder absagen, wie bereits auf anderen Touren geschehen, und auch hier kursierten im Vorfeld entsprechende Gerüchte.
Doch dazu später.
SyrachZuerst kamen die finnischen Doom Deather Syrach, die in ihrer Eigenschaft als Vorgruppe von 21 Uhr bis 21:30 Uhr spielen durften, ohne Zugabe, auch wenn diese immerhin von einigen gefordert wurde. Der Grunzgesang dürfte nicht jedem Trouble/Pentagram-Fan zugesagt haben, doch waren die Reaktionen des Publikums annehmbar und sie erfüllten damit den Anheizerposten ganz gut. Die Musik der Finnen gefiel mir (und einigen anderen) durchaus, könnte aber etwas Abwechslung im Songwriting vertragen.
Gegen 22 Uhr standen Trouble auf der Bühne, was für etwas Verwirrung sorgte, denn sie waren in den meisten Ankündigungen als Headliner aufgeführt. Schlechtes Zeichen? Oder handelte es sich doch um eine Double-Headliner-Tour und die Reihenfolge wechselte?
TroubleWie auch immer… befassen wir uns mit der eingangs erwähnten Fragestellung: Wie werden Trouble nach dem Weggang von Eric Wagnermit dem neuen Sänger Kory Clarke (Warrior Soul) sein? Die Antwort ist: besser als nach der Live in LA befürchtet. ( Anmerkung von Jens: Direkt vor der Bühne ist das Sangesorgan des Herrn Clarke doch wesentlich besser als auf der von mir besprochenen Livescheibe, dennoch lässt er Trouble von einer Doomband zu einer, sagen wir mal "Warriors Trouble" Mutation verkommen, die zwar Live Spaß macht, aber nicht wirklich etwas mit den alten Heldentaten zu tun hat) Kory hat wohl mittlerweile zwei der ganz alten Songs gelernt, "Assassin" und "The Tempter" vom 1984 erschienenen Erstling Psalm 9, der für viele Fans (inklusive mir) DIE Trouble-Platte überhaupt darstellt. Dementsprechend waren die Publikumsreaktionen, diese Songs wurden abgefeiert. TroubleEbenfalls gute Reaktionen erhielten "Come Touch The Sky" von der "Manic Frustration" von 1992 und das stark an Led Zeppelin erinnernde "Trouble Maker" der letzten Studio-CD Simple Mind Condition von 2007, welches Kory sich selbst widmete, nicht ganz zu Unrecht, hat er doch den Ruf, auch mal negativ aufzufallen. Kory verkörpert den Rock'n'Roll Rebell, hat eine dazu passende rauchig-raue Stimme und ist durchaus ein guter Entertainer auf der Bühne, der Spaß am Auftreten hat und damit mitreißen kann. (Anmerkung von Jens: Trouble stellten im Gegensatz auch einen neuen Song vor, der wesentlich besser mit Korys Stimme harmonierte, warten wir also ab, wie die nächste CD der Ami-Doomer klingt, der erste Höreindruck lässt gutes, wenn auch nichts Bahnbrechendes erhoffen).
Dennoch, seien wir ehrlich, vermissen viele Eric Wagner mit seinem Jammergesang, der das Markenzeichen der Band war, der Trouble-Fans von Trouble-Hassern trennte.
Nach nur 50 Minuten kam schon die Musikervorstellung und das offizielle Ende, immerhin eine Zugabe ("R.I.P.") gab es.
Trouble       Trouble       Trouble
Dann geschah erst einmal gar nichts. Unter der Wartenden verbreiteten sich langsam Gerüchte, ob mit Bobby Liebling vielleicht etwas nicht in Ordnung sei, zumal der örtliche Veranstalter offensichtlich aufgeregt hin- und her lief.
PentagramNach gut einer Stunde Wartezeit trat dieser dann um Mitternacht ans Mikrophon auf der Bühne und erklärte: sie hätten Bobby Liebling erst nicht finden können und nun erfahren, dass er in einem Frankfurter Krankenhaus wäre und nicht auftreten könne. Er bot an, wer nun gehen wolle, bekäme 5 Euro vom Eintrittspreis zurück erstattet, was bei einem Ticketpreis von knapp 20 Euro schon ein hoher Anteil ist. Pentagram wären allerdings auch bereit ohne Sänger zu spielen, wenn daran Interesse bestehe. Nachdem sich der Raum zur Hälfte geleert hatte, begannen Pentagram etwa 10 Minuten später ihren Gig für die verbleibenden Zuschauer instrumental. Der Bassist versuchte sich mehr schlecht als recht kurzfristig am Gesang. (Anmerkung von Jens: Hier gilt ein großes Respekt zollen an den Veranstalter und gleichzeitig ein "Was seid ihr denn für ein Publikum???" Es ist doch ein riesiges Angebot von der Band, sich den Arsch aufzureißen, dennoch zu spielen und ohne ihren Sänger auf die Bühne zu gehen, ohne zu wissen, was mit ihm los ist oder wo er ist, das ist Rock´n Roll! Und nicht, sich die paar Kröten an der Kasse abholen. Wie mir Bruce Franklin während des Gigs sagte, habe er auch die ganze Zeit über Bobbys Verbleiben gebangt und könne so eine Reaktion des Publikums gar nicht wirklich verstehen).
PentagramNach zwei Songs geschah das, womit viele nicht mehr gerechnet hatten: Der Promoter tauchte mit Bobby im Schlepptau auf und brachte ihn in den Backstagebereich. Kurz darauf stand der Sänger dann doch auf der Bühne, sah allerdings nicht gerade fit aus und trug zu Lederjacke und grünen Kapuzenpulli eine Jogginghose, die wirkte als hätte er darin Tage und Nächte verbracht.
Seine Erklärung für die Verzögerung lag in der leider nur teilweise verständlichen Aussage, er wäre am Bahnhof ("train station") gewesen und nicht im Krankenhaus ("hospital"), er ist dort wohl irgendwie zusammengebrochen und sollte ins Krankenhaus, aber er wollte unbedingt auftreten für seine Fans, er beteuerte wiederholt, wie viel sie ihm bedeuten. Die geduldigen unter den Zuschauern bekamen also doch noch eine Pentagram-Show mit Gesang, allerdings nur eine knappe dreiviertel Stunde und mit einem Bobby Liebling, der nicht gerade in bester Verfassung war, aber immerhin doch noch kam. Alle, die vorher die Halle verlassen hatten, können sich jetzt ärgern, denn wer weiß, wie viele Touren es noch mit ihm geben wird, vielleicht war es einer der letzten Auftritte der Doom-Kultband, zwar enthusiastisch, aber doch merklich angeschlagen und teilweise neben der Spur. So war die Stimmung zwiespältig, einerseits voller Begeisterung, Pentagram sehen zu können, andererseits voller Sorge, gerade als Bobby abtauchte und auf dem Boden lag (dramatische Showeinlage oder Schwächeanfall?).
PentagramDas großartige "All Your Sins" von der 1985-er Debüt-Scheibe bekam dadurch einen leicht bitteren Beigeschmack:
"You can never win / Pay for all your sins
You can never win / Pay for all your sins like this
You're gunna burn now!"
Ja, Bobby zahlt sicher für seine Sünden.
Dennoch war die Freude groß, dieses und auch Songs wie "When The Screams Come" und natürlich "Sign Of The Wolf (Pentagram)" hören zu dürfen. Viel zu schnell war die recht knappe Spielzeit vorüber, die Band verließ die Bühne und ließ sich nur kurz für Zugabe heraus bitten.
Insgesamt ein denk- und merkwürdiger Abend, der zeigte, wie der Zahn der Zeit an Legenden nagen und sie verändern kann: Trouble, die sich von Doom-Helden der 80er zu Hippie-Retro-Rockern entwickelten und einen Rock'n'Roller als Ersatz für ihren charismatischen Sänger fanden.
Pentagram, die schon seit 1971 unterwegs sind, etliche Krisen hatten und denen wesentlich weniger Erfolg vergönnt war als Black Sabbath, mittlerweile nur noch von Bobby Liebling am Leben gehalten werden, der selbst nicht gerade lebendig wirkte.
Nachtrag: der nächste Auftritt in Hannover (wie auch die vorherigen) verlief ohne Probleme, hoffen wir mal, das war ein einmaliger Ausrutscher des Mr. Liebling
Pentagram       Pentagram       Pentagram
Pentagram       Pentagram       Pentagram
Vielen Dank an Tobias Dühlmeyer von cmm für die Akkreditierung.
Externe Links: