German Kultrock Festival III – 01.09.2012 in Balve
German Kultrock Festival III German Kultrock Festival III
Balve
01.09.2012
Festivalbericht
Stil: Rock


Artikel vom 20.09.2012


Jochen v. Arnim
Fast ist es ja schon so weit, dass man eine rückblickende Betrachtung zum German Kultrock Festival in der Balver Höhle mit den Worten 'Alle Jahre wieder' beginnen könnte. Zwar handelt es sich bei der Ausgabe von 2012 'erst' um die dritte Veranstaltung in dieser Reihe, aber den Titel hat sich das Festival im Grunde schon verdient. Gleichwohl möchte ich dem Begriff 'Kult' noch einen weiteren Hintergrund zuschreiben, nämlich die Aussage, dass die Bands innerhalb des Programms auch alle irgendwie Kultstatus besitzen. Jedes Jahr treten neben den mit einladenden und sicherlich über jeden Zweifel erhabenen Peter Panka's Jane weitere Bands auf, die sich dieses Attribut durchaus auch ehrlich verdient haben. Natürlich ist die Location, eine der größten Veranstaltungshöhlen, die ich kenne, an sich schon kultig genug. Und zudem darf das Publikum auf keinen Fall vergessen werden, denn auch das ist zumindest mal eine Erwähnung wert. Viele der Menschen kennen einander seit Jahren oder Jahrzehnten (es erübrigt sich in diesem Zusammenhang nach dem Altersschnitt zu fragen…), nehmen große Anstrengungen auf sich, um ihre Helden auf der Bühne zu sehen und etwas abzufeiern – alles mehr als friedlich. Security gibt es zwar, aber im Einsatz habe ich die bislang nicht gesehen. Außerdem scheint das ganze Dorf, sorry, der ganze Ort Balve irgendwie beim Catering und was weiß ich noch eingebunden zu sein. Coole Atmosphäre, keine Frage.
Punk FloydDamit jetzt der Terminus Kult komplett abgewetzt wird, kommen wir noch auf die Musik zu sprechen, die zumindest im Zusammenhang mit der ersten Band des Tages aus reinen Kultstücken bestand. Punk Floyd waren als Opener gebucht und ich muss gestehen, die Band hatte mich etwas erwarten lassen, das in direkter Ableitung von ihrem Namen stand. Pustekuchen, nix reiner Pink Floyd-Tribute und nix Punk (der geschätzte Kollege Moritz wird mir mein Aufatmen in Bezug auf den Punk hoffentlich nachsehen). Pünktlich wie die Maurer fingen die Jungs aus dem nahegelegenen Ruhrpott mit den ersten und so unglaublich prägnanten Tönen des Immigrant Song an. Wenngleich die Höhle ob der noch recht frühen Uhrzeit längst nicht an die Grenze ihrer Kapazität gekommen war, so hatte sich schon ein ansehnlicher Haufen Rockbegeisterter vor der Bühne versammelt. Keiner wurde enttäuscht, denn das Set, das aus gerade sieben Titeln bestand, wurde so dermaßen überzeugend vorgetragen, dass es eine wahre Freude war. Positiv fiel auf, dass sie einigen Stücken ihren persönlichen Stempel aufdrückten und nicht einfach dem Original nacheiferten. Frontmann Markus Poschmann setzte nicht nur einen akustischen Akzent, er hatte sich auch in Samtweste, Breitcord-Schlaghose und Plateauschuhe gewandet. Alles passend zu den Musiktiteln, die aus den Jahren zwischen 1968 und 1976 stammen. Neben "Stealin'" und "July Morning" von Uriah Heep, gab es noch berühmte Klassiker wie Cocaine, White Room oder – und jetzt dann doch eine Referenz an "Wish You Were Here" – eine tolle Version von "Have A Cigar".
Aphodyl Aus dem Ruhrgebiet ging es dann in Richtung Hauptstadt, denn die Berliner von Aphodyl standen auf dem Programm. Mir bis dato zumindest mal nicht bewusst bekannt, stellten sie für mich eine der positivsten Überraschungen des Tages dar. Neben mit vier Songs einer der kürzesten Setlists, die ich je gesehen habe (ja ja, ich weiß, es gibt noch kürzere), fand ich die Tatsache besonders verblüffend, dass die Truppe in dieser Zusammensetzung erst gut zwei Jahre existiert. Einen so fesselnden, in Teilen bombastischen, stark psychedelisch-rockigen musikalischen Vortrag traut man eher Bands zu, bei denen die Mitglieder schon sehr lange zusammen und miteinander spielen. Tolle Vorstellung! Sich selbst bezeichnen die vier Musiker ausdrücklich nicht als Coverband, wenngleich sie auch schon mal dabei ‘erwischt' wurden, die Musik ihrer Vorbilder vorzutragen. Und natürlich kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier die Einflüsse von u. a. Jane, Grobschnitt, Genesis, Eloy oder Hawkwind auch in den eigenen Songs der Band deutlich zu spüren sind. Ausschlaggebend ist für mich dabei aber die Art und Weise, wie etwas mit Inspiration, Spielfreude und musikalischem Können interpretiert wird. Auf dieser Linie haben Aphodyl auf der ganzen Linie überzeugt und das Publikum in der mittlerweile doch recht vollen Höhle war von der vielleicht mal gerade eine knappe Stunde dauernden Vorstellung schlichtweg begeistert. Richtiges Händchen bewiesen, meine Damen und Herren vom Booking!
Henrik FreischladerEs blieb deutsch auf der Bühne in Balve, da man mit dem dritten Künstler einen der besten Blues Rock-Gitarristen unseres Landes für dieses Festival gewinnen konnte. Unstrittig ist Henrik Freischlader ganz weit oben in der Riege angekommen und ich persönlich bin von ihm begeistert, seit ich ihn 2007 bei der Live-Ausgabe von Rorymania zum ersten Male so richtig intensiv erleben konnte. Für die kommende Tour, die ab Ende September in viele Locations in Deutschland und einige Nachbarstaaten führen wird, haben er und seine Band ja zwei neue Veröffentlichungen in Form der CD House In The Woods und einer DVD im Gepäck. Hier in Balve nun ging es aber eher um ältere eigene Sachen und einige, immer wieder tolle Coverversionen. Wer von den Balvebesuchern die neue Scheibe live erleben will, der muss sich schon aufmachen und eines der nächsten Konzerte besuchen. Henrik Freischlader sagte mir im Anschluss, die Band sei richtig heiß darauf, endlich wieder auf die Straße zu kommen – wir dürfen uns also mit Fug und Recht freuen.
In der Höhle war das Set geprägt von mal schnellen, rockigen Nummern und mal bluesigen Songs, die aber allesamt mit so unglaublich viel Feeling und Freude dargeboten wurden, dass teilweise die Gänsehaut zum Einsatz kam. Der Auftritt Freischladers im, jawohl, kultigen Rival Sons-T-Shirt gipfelte in drei tollen Stücken, u. a. "Foxy Lady" vom Meister, dem mit einer Zugabe zu Ehren Gary Moores auch noch die Krone aufgesetzt wurde. So ein Set muss man (ich) dann erst mal sacken lassen und der Höhle für einige Minuten den Rücken zukehren.
PPs JaneMit den ersten Tönen des Intros wurde der Auftritt von Peter Panka's Jane für alle anwesenden Besucher lautstark eröffnet und es war mittlerweile eng geworden. Ein Hauptaugenmerk der Band lag spürbar auf den Stücken ihres letzten Albums, das ja mit der aktuellen Live-Formation eingespielt worden war. Ebenfalls spürbar positiv erschien die Tatsache, dass die beiden 'Jungspunde' Niklas Turmann und Corvin Bahn (beide u. a. auch Crystal Breed – ganz groß!) sich musikalisch vollkommen harmonisch eingefügt haben. Vor diesem Hintergrund ist die Meldung, dass dieser Zweig von Jane nun bald Geschichte sein soll, eine eher niederschmetternde Angelegenheit. Es bleibt zu hoffen, und ein paar Anzeichen dafür gibt es bereits, dass man wenigstens für ausgesuchte Gigs noch einmal gemeinsam auf den Brettern stehen wird. Balve soll so eine Ausnahme werden, denn was man hier auch in diesem Jahr während der Show an knisternder, begeisterter Spannung beim Publikum fühlen konnte, das hat schon etwas Einmaliges. Vieles wurde mitgesungen, Alles wurde begeistert beklatscht und überall gab es glänzende Augen – ich übertreibe nicht, Punkt. Mit Freude und Jubel wurde natürlich auch das obligatorische Drumsolo von Fritz Randow aufgenommen, der seine Victory'sche, Sinner'sche und Saxon'sche Vergangenheit nicht immer verheimlichen kann – und auch gar nicht soll. Spätestens wenn er anfängt, während des Spielens mit den Drumsticks zu jonglieren, hat er auch den Letzten im Publikum auf seiner Seite. Selbstverständlich kam die Band neben den neuen Stücken auch nicht um einige ihrer wirklichen Klassiker wie "Daytime" herum, leider aber war für diesen Abend "Here We Are" irgendwie hinten runtergefallen. Dieser Song ist zumindest für mich wie eine Jane-Bank und ich verzichte live nur ungern darauf. Schwamm drüber, in jeden Fall war das Set mal wieder ein Erlebnis.
Demon's EyeZum Abschluss der 2012er Edition des German Kultrock Festivals gab es dann noch einmal richtig was auf die Mütze. Die Mannen von Demon's Eye riefen zur großen Tribute-Show und sie hatten für diesen und ein paar weitere Gigs ihren (einen ihrer) Sänger Doogie White einfliegen lassen. Der hat sich ja nicht nur als ehemaliger Sänger von Rainbow oder Malmsteen einen Namen gemacht, er singt auch in und mit Bands wie Tank, La Paz oder Cornerstone, geht mit Schenker auf Tour oder betätigt sich als Solokünstler. Vergangenes Jahr gab es dann in Zusammenarbeit mit Demon's Eye die äußerst überzeugende The Stranger Within und die Räder drehen sich weiter. Die Band als solche hat nun unlängst, nach dem Weggang ihres bisherigen 'deutschen' Frontmannes Dario Velasco, einen weiteren "Hans Dampf in allen Gassen" ans Mikro holen können und in Zukunft wird sich Doogie die Shows mit David Readman (u. a. Pink Cream 69) teilen. In Balve aber stand und wirbelte der Schotte White am Mikro und wir bekamen ein langes Set mit eigenem Material und natürlich auch 'fremden' Stücken. Rainbow, Deep Purple und Whitesnake stehen üblicherweise auf der Liste und für diesen Abend hatte man sich noch sehr überzeugend an ein Special zu Ehren des kürzlich leider verstorbenen Jon Lord gewagt. Ein Mix aus Elementen des "Concerto For Group And Orchestra" und "Pictured Within", mit Passion und Emotion vorgetragen, sorgte für brandenden Applaus. Natürlich geht so ein Gig nicht ohne einen Tribut an den größten kleinen Metal-Shouter aller Zeiten ins Land und so trug die Band als zweite Zugabe in Erinnerung an RJD ein gelungenes "Temple Of The King" vor, das die Zuschauer mit der Gewissheit in die kalte Nacht entließ, einmal mehr ein lohnswertes Event besucht zu haben. Kult eben…
Für die tolle Organisation, die Akkreditierung und die vielen anderen Dinge möchten wir dem gesamten Team um das Festival einmal mehr herzlich danken und freuen uns bereits auf Durchgang Nummer IV. Dafür sind bereits die Verhandlung in vollem Gange und die Organisatoren konnten einerseits bereits während des diesjährigen Festivals, das übrigens ab und mit Henrik Freischladers Auftritt live im Radio MK übertragen wurde, die Teilnahme von PP's Jane vermelden. Zudem sind bislang ebenfalls Pothead und My Sleeping Karma sowie die Coverband Steam Ahead für das Vorprogramm in trockenen Tüchern und als brandeilige Meldung kam soeben die Zusage von
The Brew (UK). Wir haben also allen Grund, uns mächtig auf den 28.09.2013 zu freuen!
Bilder vom Event

gibt es hier
Setlist Punk Floyd    Setlist Freischlader    Setlist Demon's Eye
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