GoMusic / 07.01.2011, Coffeehouse, Kleve
GoMusic GoMusic-Session
Kleve, Coffeehouse
07. Januar 2011
Stil: Rock
Konzertbericht

Artikel vom 11.01.2011


Joachim 'Joe' Brookes
GoMusicFür den Start ins neue Jahr war die erste GoMusic wieder einmal hervorragend besetzt. Neben dem Organisator und Bassisten Martin Engelien waren die Sängerin Dilek Doysak, der Gitarrist Sandro Giampietro und Rudi Marhold am Schlagzeug auf der Bühne.
Ladies first: Die Türkin Dilek Doysak lebt in Düsseldorf und wohl ganz oben auf ihrer Visitenkarte steht Michael Jackson, für den sie Backing Vocals (unter anderem in "They Don't Care About Us") sang. Außerdem singt sie bei der Band Squezzer.
Gitarrenhexer Sandro Giampietro ist in der Gruppe Zillion auch als Sänger aktiv. Darüber hinaus sind der Grave Digger Jens Becker am Bass und der Drummer Mike Terrana (Rage) Mitglieder in der Band.
Rudi Marhold trommelt bei Götz Alsmann und hat ebenfalls schon für eine illustre Riege von Musikern/Gruppen wie Reinhard Mey, In Extremo, Die Ärzte,
Tommy Emmanuel, Roger Chapman, Till Brönner, Blues Company oder Zoff die Stöcke geschwungen.
GoMusicPünktlich um 21:00 Uhr war es so weit. Die erste GoMusic 2011 begann mit einem Instrumental und den Vorstellungssoli der männlichen Protagonisten. Da befand sich schon ordentlich Cayenne-Pfeffer in der musikalischen Mixtur. Sandro Giampietro hatte bereits das volle Besteck aufgelegt und solierte zeitweise auch ohne Plektrum. Rudi Marhold entwickelte einen vorzüglichen Groove unter Einsatz der Cowbell und Martin Engelien ließ es nicht minder krachen. Ohne Ansage, aber passend zum Wetter und ging es fast nahtlos weiter. Bill Withers' "Ain't No Sunshine" packte man in gleich zwei Kisten. Einerseits setzte man als Fundament den Funk ein und als sich Giampietro von seinem engagierten sowie beseelten Gesang eine Pause gönnte, öffnete er mit seinen Saiten-Fahrten die Rock'n'Roll-Kiste. Klasse!
GoMusicDie Songs waren wie immer lediglich die Aufhänger für freie musikalische Ideen und Improvisationen. Auf seine bekannt charmante Art kündigte der Organisator der GoMusic die Sängerin Dilek Doysak an und nun gab es auf und vor der Bühne kaum noch Ruhe. Schon mit dem ersten Stück hatte sie das Publikum mit ihrer sexy Stimme voll im Griff. "Need Sombody" gab man eine überraschend jazzige Färbung und beim nächsten Track befand sich die Einleitung schon drei Straßenzüge weit entfernt vom Original. Engelien kündigte nur einen Song von den Beatles an. Was Mann und Frau allerdings aus "Come Together" machten, durfte mit anerkennendem Respekt genossen werden. Wow! Sandro wuchs bei jedem Solo über sich hinaus. Der Gitarrist nutzte das Fretboard seiner unschuldig-weißen Fender Stratocaster, verbunden mit einem 'Her Royal Majesty'-Amp als Highway für seine Finger. Wenn man es nicht aus der Nähe mit eigenen Augen gesehen hätte, könnte man meinen, er hatte mehr als fünf Finger an einer Hand. Der Zillon-Mann brachte einen Hauch von Metal ins Coffeehouse.
GoMusicGanz anders zeigte sich der Saitenakrobat im folgenden "All Along The Watchtower", das in der GoMusic-Lesung eher bei Jimi Hendrix als beim Schreiber Bob Dylan verwurzelt war. Sandro übernahm die Lead Vocals und in seinem Solo gab er der Nummer einen vorzüglichen verträumten Anstrich. Ja, der Hexer konnte auch sanftmütig sein. Dieses Lied widmete die Band einer Rebecca als Geburtstagsständchen. Hendrix sollte später ein weiteres Mal Thema sein. "The Wind Cries Mary" wurde wie eine Sage aus dem großen Land der Rock-Märchen interpretiert. In dieser Komposition zeichnete Giampietro in seinem Alleingang einen Silberstreif am Horizont und am Ende bearbeitete er sein Arbeitsgerät mit der Townshend'schen Windmühle.
GoMusicWenn schon, denn schon! Hatte Doysak bereits bei Michael Jackson Backing Vocals gesungen, durfte ein Track von ihm nicht fehlen. Mit verdammt guten Licks füllte Sandro die Nummer und die Sängerin mit der gewaltig guten Stimme hatte die Besucher schon lange überzeugt. Mit ihrem Charme und Soul war die Frau nicht nur ein Hingucker im gut geheizten Coffeehouse. Als sie sich mit dem Kommentar, dass es heiß sei, ihr Hauch von Jäckchen auszog, meinte ein Zuschauer: »Jetzt wird mir aber heiß!« "Billy Jean" stand voll und ganz im Zeichen des Schlagzeugers Rudi Marhold. Mit ihm und seiner Fellbearbeitung im Solo zog der Reggae ein und als er am Ende zurück zum "Billy Jean"-Groove wollte, entschied man sich spontan dazu, das Stück im Jamaika-Feeling zu Ende zu spielen. Super! Dann war Pause.
GoMusicGeradezu nachdenklich wurde die zweite Hälfte eingeleitet. Großes Kino war "Another Day In Paradise" und unglaublich, wie sich Doysak in jeden Song hineinhängte. Ein Diamant unter den Juwelen der Setlist war die Interpretation von Elvis Presleys "A Little Less Conversation". Oh Mann, an dieser Art von Rock ohne Roll fand das Publikum großen Gefallen. Danach auch noch das ... "Black Velvet" von Alannah Myles. Nein, von Dilek Doysak und der GoMusic-Blues Band. Dass Marhold ein melodischer Drummer war, stellte der Mann oft genug unter Beweis. Allerdings hatte er auch den Groove quasi als seinen Untermieter des Abends mitgebracht.
Geht nicht, gibt's nicht! Badfingers Hit "Without You" wurde zu einer gewaltigen Power-Ballade umgestrickt und mit John Fogertys "Proud Mary" kam Tina Turner-Feeling auf. Giampietro hatte in seinem Solo die Metal-Spritze mit langer Injektionsnadel bereit und das Coffehouse verwandelte sich auf anmutige Weise in ein Rockhouse in dem die Rhythmusabteilung zu einem instrumentalen Duett bat. Der Saiten-Mann hatte auch klasse Showeinlagen parat. So wurde die Fender hinter dem Kopf gespielt und gleich danach traktierte er die Strings mit einem Mikrofonständer.
GoMusicKlar, es musste eine Zugabe her! Bob Marleys "I Shot The Sheriff" war dann eben kein Reggae, sondern eine ganz starke Trio-Rocknummer mit Sandro am Mikrofon. Zum krönenden Abschluss dann Ben E. Kings Soul-Nummer "Stand By Me", die sich nach einem Hawaii-Gitarrensolo letztendlich in eine fulminante Speed-Version verwandelte.
Die GoMusic im Januar stand unter dem musikalischen Zeichen Rock & More. In fast zweieinhalb Stunden bot auch diese Besetzung abermals beste Unterhaltung, bei der selbst Engelien, von Giampietro aufgefordert, noch eine Funk-Bass-Zugabe geben musste. Mit Blick auf die nächste GoMusic-Folge im Februar dürfet vielleicht der Blues mehr Bedeutung haben, denn mit 'Crazy' Chris Kramer sowie Rocco Wiersch sind zwei waschechte Vertreter des 12-Takters dabei.
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Dilek Doysak (vocals)
Sandro Giampietro (electric guitar, vocals, vocals)
Rudi Marhold (drums, percussion)
Bilder vom Konzert
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