GoMusic / 20.04.2012, Cafe Country, Kleve
GoMusic GoMusic-Session
Kleve, Cafe Country
20. April 2012
Stil: Rock, Blues
Konzertbericht

Artikel vom 26.04.2012


Joachim 'Joe' Brookes
GoMusic Durch die Ostertage war diese Tour zweigeteilt. Wer diese GoMusic verpasst hat, kann jetzt neidisch werden, denn das Konzert gehört in die obersten Ränge der Sessions, die RockTimes bisher besucht hat. Mit Svenja Schmidt war eine fantastisch singende und am Fender Rhodes beeindruckende Künstlerin im Line-up der April-Ausgabe der monatlich stattfindenden Konzertreise. Der Kanadier Dave Goodman hatte die akustische Gitarre geschultert. Am Schlagzeug saß kein geringerer als Charlie T. Über die Besetzung am Tieftöner gab und gibt es nie Diskussionen, denn diese Position wurde und wird weiterhin vom Organisator Martin Engelien eingenommen. Der mittlerweile in Bremen lebende sechsundvierzigjährige Goodman ist ein ganz besonderer Gitarrist. Zunächst lernte er Violine, stieg aber schnell um auf die elektrische Gitarre. Er hatte bei Dave Vidal Unterricht und spielte mit seinen älteren Brüdern in einer Band. In Vancouver studierte er bei Bruce Clausen Jazz. 1990 zog er in die USA und zusammen mit Judge Murphy sowie Steve Kimock war er in der Goodman Murphy Band aktiv. Eine weitere musikalische Station war die Ford Blues Band. 1998 zog er nach Bremen und in seiner Diskografie finden sich Alben wie "Live '96", "Roadbook Rhymes", "Rocks, Skies And Waters" oder "Side Of The Road". Außerdem veröffentlichte er eine DVD plus Buch unter dem Titel "Blues Licks & Tricks". Von weiterem Interesse dürfte sein, dass Goodman für Mesa Boogie ein rotierendes Lautsprechersystem entwickelt hat und seinerzeit Carlos Santana die ersten beiden Exemplare kaufte. Charlie T. hat unter anderem The Lords, Marius Müller-Westernhagen, Gianna Nannini, Nena oder Rheingold auf der Visitenkarte stehen. Mit einem der Urgesteine des Rocks sorgte das April-Line-up alleine schon von der Papierform her für Aufmerksamkeit.
GoMusicPünktlich um 21:00 Uhr nahmen alle ihren Arbeitsplatz ein und was sich dann in den gut zweieinhalb Stunden abspielte, konnte man mit drei Worten widerspiegeln... Überzeugung, Freude, Begeisterung. Es war fast unheimlich, was uns das Quartett bot. Die GoMusic war ein live gespieltes Buch der Rock-Musik, natürlich mit jeder Menge Freiraum für Improvisationen. Man durfte gespannt sein, welche Song-Wundertüte dieses Mal geöffnet wurde. Kennern der GoMusic-Szene war klar, dass es mit einer individuell geprägten Pink Floyd-Nummer instrumental losging. Das Thema hörte man jetzt wieder gerne und schon die Vorstellungs-Soli waren beeindruckend gut. Svenja Schmidt verband die Mauersteine des Pink Floyd-Songs mit dem Jazz und Goodman gab eine erste Kostprobe seiner Fingerfertigkeit zum Besten. Hammer, dieser Mann! Für seinen Einstand legte Charlie T. gleich wieder die Trommelstöcke beiseite und bearbeitete die Felle und Becken ausschließlich mit den Händen. Welch eine Darbietung! Martin Engelien rockte das Haus psychedelisch. Seine mit spielerischer Leichtigkeit und Wah Wah-Pedal-Einsatz erzeugten Klangkaskaden auf dem Bass ließen so manchen Gitarristen vor Neid erblassen.
Beim Opener lohnt sich immer ein Blick auf die Uhr und als die letzten Töne des Stücks vom Beifall des Publikums überlagert wurden, waren die zweiundzwanzig Minuten wie im Flug um. Apropos Wundertüte und Rock-Buch... in der Setlist befanden sich "The Way You Make Me Feel" von Michael Jackson, "Goin' Down" (Don Nix), "I Wish" sowie "Living For The City" (Stevie Wonder), "How Long?" (von Paul Carrack geschrieben), "Gimme Some Lovin'" (Spencer Davis Group), "Rolling In The Deep" (Adele), "The Thrill Is Gone" (bekannt durch B.B. King), "Who Do You Love" von
Bo Diddley, "Mercy, Mercy, Mercy" (Joe Zawinul/Weather Report), "I Wanna Dance With Somebody" (Whitney Houston) und als Zugabe "One World" (U2).
GoMusicSvenja Schmidts Stimme war bis zum Eichstrich mit Soul gefüllt. Man spürte diese Vibrations, die einem eine Gänsehaut nach der anderen machten. Das hatte Feeling, genauso, wie ihre auch vom Jazz inspirierten Tastenwanderungen. Der Mann mit der akustischen Gitarre ließ sich da nicht lumpen und lieferte ein Goodman-Gourmet-Solo ab. Sein Stil ließ sich zeitweise keinem Genre zuordnen. Das Quartett hatte die Anwesenden bereits überzeugt und die Stimmung im Saal war von purer Freude geprägt. Gleich danach wurde "Goin' Down" durch Goodmans furioses Fingerpicking auf der Akustischen zu einer echten Heavy-Blues-Nummer und verdammt gut singen konnte der Kandier auch noch. Die Luftmoleküle rotierten im Raum und mit "I Wish" wurde es unheimlich funky. Engelien und Goodman hatte eine unterhaltsame Diskussion auf ihren Instrumenten und Charlie T. haute einen super Beat dazu raus. Durch Svenjas Hände wurde der Fender Rhodes-Sound zu einem auditiven Objekt der Begierde. Hammer!
GoMusicFür "Mercy, Mercy, Mercy" schaltete die Combo einige Gänge runter. Von Goodman gesungen wurde die ruhig-groovende Nummer zum Tanz auf einem jazzigen Regenbogen. Himmlisch! Mit Schmidts Solo-Eröffnung gab es eine gesungene "I Wanna Dance With Somebody"-Einladung, in der der Saitenhexer nicht nur einmal zwischen Melodie-Picking und Rock-Riffing pendelte. Im ersten Stück nach der Pause verzierte Goodman seine Gitarrenakrobatik mit perfektem Scat-Gesang und bei "Gimme Some Lovin'" servierte Engelien eine lange Liebeserklärung auf vier Saiten.
Neben der hohen musikalischen Qualität hatte man in Sachen Show auch einiges zu bieten. Goodman spielte am Bühnenrand kniend. Später setzte er sich an einen Tisch im Publikum und zeigte, dass Männer doch zwei Dinge gleichzeitig können... Treibstoff in Form von Gerstensaft nachtanken und Gitarre spielen. Ah, schon war mit "The Thrill Is Gone" wieder Blues angesagt. In diesem Genre-Fahrwasser legte der Fingerpicker auch los, aber als die anderen Musiker einstiegen, wandelte sich das Song-Blatt vehement, denn der 12-Takter machte Platz für Samba-Latin-Flair. Zur Stimmungsverstärkung hatte Charlie T. die Jazzbesen bereit und Svenja Schmidt sorgte mit ihrem Ring am Finger für 'Glas'-klare Percussion. Oh Mann, in dieser überraschenden Form hatte bestimmt noch niemand im Saal Bekanntschaft mit dieser Nummer gemacht. Begeisterung pur!
GoMusicIn der folgenden Nummer verlieh Engelien seinem Bass Flügel und das letzte Stück vor der Zugabe war einfach nur noch begeisterte Party, wobei "Who Do You Love" nur als Garderobenhaken diente, denn das Quartett zelebrierte in aller Ausgiebigkeit und Individualität "Sympathy For The Devil" von den Rolling Stones. Zwischendrin kniete Goodman wieder, aber für eine kleine Feedback-Einlage dieses Mal vor dem Verstärker. Erste Zugabe: ein hymnisches "One World" mit viel Schmidt-Soul und sanft-schmeicheldem Spiel von Goodman. Das Publikum ließ nicht locker, klatschte die Band noch einmal auf die Bühne und mit einem fetzigen Abstecher in den Rock'n'Roll ging die Bühnenbeleuchtung endgültig aus. An diese GoMusic-Session werden die vielen Besucher des Konzerts noch lange zurückdenken.
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Dave Goodman (guitar, vocals, backing vocals)
Svenja Schmidt (Fender Rhodes, vocals, backing vocals)
Charlie T. (drums, percussion)
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