Prog Night II / 11.10.2014, Coffee Corner, Essen
Programm Prog Night II
Coffee Corner, Essen
11.10.2014
Konzertbericht
Stil: Progressive Rock
Fotos: ©Adam Zegarmistrz


Artikel vom 20.10.2014


Udo Gröbbels
Treffen der Generationen
Ohne Frage ist der Progressive Rock, oder kurz nur Prog, nach langer Zeit aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und diese schon weit über 40 Jahre alte Musikrichtung erlebt in den letzten Jahren ein regelrechtes Revival. Zählte bis vor ein paar Jahren diese Stilrichtung noch in die Klischee-Ecken wie 'Musik für Nerds und Freaks' oder 'komplizierte Studentenmusik', so ist sie, Dank neuen Bands wie Haken oder Porcupine Tree, wieder angesagt und sogar in den Charts zu finden. Dass Prog durchaus auch junge Leute begeistern kann, beweisen Ashby aus Mühlheim an der Ruhr. Im Frühjahr gewannen sie den Nachwuchspreis 'Young Talents' der Stadt Viersen und durften dafür das Eier mit Speck-Festival eröffnen. Jetzt hat die Band zum zweiten Mal ihr eigenes kleines Festival mit dem Titel 'Prog Night II' organisiert. Nicht nur im Publikum war das Alter sehr gemischt, denn auch die beiden anderen Bands des Festivals bewiesen, dass Spaß an Prog-Musik durch alle Altersschichten geht.
Die Opener: Cuerock
Den Anfang machten nach einer kurzen Begrüßung des Publikum durch Ashby-Gitarrist Jan Göpelt die aus Ahlen/Westfalen stammenden Cuerock - zwar in anderer Formation, aber ihren Ursprung hatte die Band schon Anfang der 90er. In den knapp 45 Minuten Spielzeit präsentierten die etwas gesetzten Herren Songs aus ihrem immer noch aktuellen Album "Tales Of Future Passed" aus dem Jahre 2011. Nach einem sehr starken Beginn flachte das Niveau leider etwas ab und die Ballade "You Are The Sun" hätte man sich wirklich schenken können. Zum Ende aber zog man wieder an und mit "Underneath Sparkling Stars" (zu dem die Band auch ein Video gedreht hat) präsentierte man nochmals ein Highlight. Obwohl der aus Manchester stammende Sänger Larry Lee einen wirklich guten Job machte und auch mit sympathischen Ansagen gut rüberkam, war es doch die Instrumentalnummer "Farewell To The Falcon", die am meisten überzeugte. Eine starker Song mit einem tollem Ohrwurm-Riff. Insgesamt also viel Licht und etwas Schatten, aber doch ein guter Auftakt des Abends.
Cuerock   Cuerock   Cuerock
Der internationale Gast: Stargate
Anschließend bekam das Festival einen internationalen Einschlag, denn extra aus dem norditalienischen Verona waren Stargate angereist. Eigentlich handelt es sich bei der Band um ein Quintett, aber ihr Keyboarder hatte diese kurzfristig verlassen und so musste man improvisieren. Das sah dann auf der Bühne so aus, dass Sänger Flavio Caricasole die Keyboards notdürftig bediente und zwischenzeitlich auf Samples zurückgegriffen wurde, sodass Flavio alleine den Frontmann mimen durfte, was ihm sichtlich mehr Spaß bereitete. Ich stehe Samples bei Konzerten eigentlich kritisch gegenüber, weil ich bei einem Live-Konzert eben gerne auch Live-Musik haben möchte, aber in diesem Fall war das absolut OK und als Notlösung prima umgesetzt. Stilistisch klang man teilweise etwas nach Stratovarius, allerdings mit längeren und etwas epischen Songs. Das abschließende "Ground Zero" knackte dann auch, wie die meisten andere Lieder, locker die Zehn-Minuten-Marke. Alles in allem ein solider Auftritt mit sehr guten Musikern, aber teilweise etwas austauschbarem Songmaterial. Trotzdem eine runde Sache. Grazie.
Stargate   Stargate   Stargate
Die Headliner: Ashby
Gerade einmal Anfang 20 sind die vier Jungs und die Sängerin Sabina Moser von Ashby, was aber keinesfalls bedeutet, dass man es hier mit unerfahrenden Jungspunden zu tun hat. Im Gegenteil, denn in Punkto Bühnenpräsenz ist das Quintett schon jetzt top. Für ein Jugendzentrum hatte man eine sehr schöne Lightshow und sehr gute Anlage am Start, sodass man schon wirklich von professionellen Voraussetzungen sprechen konnte. Das war auch Sinn und Zweck, denn an diesem Abend wurde der Auftritt mitgeschnitten. Dies war eine weise Entscheidung, denn die Band spielte ein phänomenales Konzert. Extrem cool spielte man sich durch die teils sehr komplexen Stücke und jeder Break, jede noch so anspruchsvolle Gesangspassage wurde locker gemeistert. Da war auch Sabinas Nervosität vor dem brandneuen Song "Collosal Empire" völlig unnötig. Ebenfalls beeindruckend war, was Keyboarder 'Mr. Zylinder' alias Joel von der Heiden alles auf seinen Tasten zauberte. Man kann im wahrsten Sinne des Wortes nur den Hut ziehen. Meine Highlights waren das schön atmosphärische und etwas an Pink Floyd erinnernde "Aether" und der Titelsong ihrer EP A Question Never Heard, welcher auch den offiziellen Teil beendete. Nach der Zugabe "Top Of The World Part 2" war dann gegen 23.30 Uhr Schluss mit Prog.
Ashby   Ashby   Ashby
Insgesamt ein musikalisch hochwertiger Abend mit drei engagierten Bands und das im Coffee Corner, einer wirklich schönen Location. Ich jedenfalls hoffe auf eine Wiederholung und freue mich schon auf die "Prog Night III" in 2015.
Danke an Rik Schindler für die unkomplizierte Akkreditierung und besonders an Adam Zegarmistrz für die Bilder.
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