Fangen wir ausnahmsweise einmal mit dem Fazit an und konstatieren, dass die zweite Scheibe des eidgenössischen Quartetts Excentric gar nicht mal so schlecht ist, ganz im Gegenteil! Obwohl, ich hatte ja so meine leichten Zweifel, als ich die CD auf den Tisch bekam, denn beim Anblick des Covers vermutete ich eher andere Töne. Aber an der Gestaltung arbeiten wir noch mal, gelle? Nun denn, mit der Selbstbelehrung, nie nach dem Äußeren zu bewerten, möchte ich mich dem Inneren zuwenden und mal horchen, was uns die vier Jungs zu bieten haben.
Alleine schon der Titel "White Knuckle Ride" verspricht ja im Grunde etwas mit Dampf und es geht direkt mit kernigem Riff und harter Trommel los. Die Reibeisenstimme von Sänger und Bassist Pivi R. Pieren tut ihr Übriges dazu, um den Opener "Hold On" knackig rüberkommen zu lassen. Das klingt nach gutem Heavy Rock, den man sich auch live durchaus mal antun sollte. "KMA Goodbye", wobei das Kürzel 'KMA' für 'Kiss My Ass' steht, fügt sich nahtlos ein, bringt dem Hörer mit einem hämmernden Bass die Melodie unumgänglich nah. Sehr schön sind hierbei die kleinen Gitarrensoli und der Schluss mit der (leider zu kurzen) Bluesharp, gespielt von Joe Walter, der sich auf mehr als nur diesem einen Stück verewigt hat. "Take Me Away" geht wesentlich ruhiger zur Sache, man möchte fast balladenhaft sagen. Das war es dann aber auch schon wieder, denn mit dem vierten Song "Maybe Tomorrow" wird direkt ein paar Gänge hochgeschaltet. Die Gitarrenarbeit mit ihrem Wechselspiel unterscheidet das Stück durchaus von den bislang gehörten Tracks, geht sie doch gefühlt in noch etwas härtere Bereiche - nicht schlecht umgesetzt. Einzig die ab und zu elektronisch verfälschten Stimmen entsprechen nicht ganz meinem Geschmack. Aber wir haben ja noch "So Long" als nächstes auf der Liste stehen, das wieder ganz kernig beginnt und mit einer gewissen Konsequenz Tempowechsel einsetzt, um die harte Schiene clever zu unterbrechen. Die Riffs und ein eingeschobenes Gitarrensolo stechen in der zweiten Hälte des Songs hervor. "And Then Sun…" ist ein richtiger Rocker, der mich in Teilen an Zeiten erinnert, als Punk noch einen anderen Stellenwert im allgemeinen täglichen Musikalltag hatte.
Uuups, war da nicht eben ein Break zwischen Stück sechs und sieben? Vom Grundriff her klingen beide Songs zumindest ähnlich. Aber, wir haben ja noch die "Hollywood Diva", die mit schöner Bluesharp und akustischer (Slide-) Gitarre daherkommt, ein langsam fließender Blues - viel zu kurz! Danach geht es direkt zurück zu Stück sechs, harte Riffs, kernige Trommel und hämmernder Bass, alles untermalt von der rauen Stimme. Weiter, immer weiter bis wir bei Nummer 13 angekommen sind, mal etwas schneller, mal wieder mit reduziertem Tempo. Sehr schön dazwischen das langsame "Part Of Me", das nach achtziger Jahre Rock-Balladenmuster gestrickt scheint und für mich sehr gefällig rüberkommt. Da kann ich mir live schon einige Feuerzeuge und Wunderkerzen vorstellen.
Zwei oder drei Songs weniger hätten es vielleicht auch getan, die Geräusche und vokalen Gimmicks zu Beginn einiger Stücke müssen für das subjektive Empfinden vielleicht auch nicht ganz so oft eingesetzt werden und der Timba-Remix von "Take Me Away" hat mit seinen sphärischen Synthesizer-Klängen nicht richtig viel mit dem Rest der Scheibe zu tun. Trotz dieser kleinen Einschränkungen wird deutlich, warum Bands wie In Extremo, Shakra oder U.D.O.
die vier Schweizer mit auf Tour genommen haben. Der Sound des selbst aufgenommenen und abgemischten "White Knuckle Ride" ist kompakt, die Fahrtrichtung stimmt und die Spur ist immer geradeaus kernig-rockig.
Line-up:
Pivi R. Pieren (vocals, bass)
Phil Schelker (guitars)
Marc Waldmeier (guitars)
Joe Walter (harp)
Raff Martin (drums)
Tracklist |
01:Hold On
02:KMA Goodbye
03:Take Me Away
04:Maybe Tomorrow
05:So Long
06:And Then Sun…
07:Keep Away
08:Hollywood Diva
09:No Way Out
10:Part Of Me
11:Still Standing
12:After All
13:The 11th Hour
14:Take Me Away (Timba remix)
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