Extorian / Truth & Silky Rags Of Cant
truth_and_silky_rags_of_cant Spielzeit: 63:38
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Melodic Doom Metal

Review vom 06.10.2010


Andrea Groh
Die 2006 gegründeten Extorian lernte ich mit ihrem Debüt Unveiled kennen. Hinterher sogar noch genauer: Es kam zu einem Telefongespräch mit der Band, bei dem wir uns auch über das Doom Shall Rise Festival unterhielten, weil dies für eine deutsche Band, die recht traditionellen Doom macht, genau die richtige Veranstaltung ist. Dabei stellte sich heraus, dass wir schon im gleichen Hotel zusammen beim Frühstück gesessen hatten, 'O' war derjenige, der auf den »dreckerten Taxler« geschimpft hatte.
2009 sollte sich dann der Traum erfüllen, Extorian waren auf dem DSR, genau wie ich es prognostiziert habe, nicht als Gäste, sondern als erste Band, was zwar eine undankbare Position ist, aber Hauptsache dabei.
Ein Jahr später geht es weiter in der Bandgeschichte.
Nämlich mit "Truth & Silky Rags Of Cant", der zweiten Scheibe, die im Gegensatz zum etwas kürzeren Vorgänger über eine Stunde Spielzeit aufweist. Für Nicht-Doom-Fans mag dies viel zu lang und langweilig erscheinen, aber für diese ist das auch gar nicht gedacht. Doom nimmt sich Zeit, darf dabei ruhig langatmig sein, denn dabei lässt sich herrlich in die Schwere der Riffs eintauchen.
Und genau das kann man hier hervorragend. Gleich nach dem Auftakt durch Heikes Stimme gibt es großartige Heaviness mit einem sehr angenehmen Sound. Selten mache ich das, aber ich will hier mal den Produzenten loben, was Michael Hahn (Sänger und Gitarrist von den norddeutschen Doomern Cold Embrace) im Rosenquarz-Studio gezaubert hat, so sollte Doom klingen. Für eine Eigenproduktion herausragend, selbst einige Veröffentlichungen großer Labels können sich da eine Scheibe abschneiden.
An der Musik selbst hat sich nicht viel verändert (warum sollte es das auch?), geboten wird immer noch melodischer Doom-Metal, den man grob in die Richtung Solitude Aeturnus einordnen kann.
Dass so etwas gut funktionieren kann haben unlängst Doomshine mit "The Piper At The Gates Of Doom" bewiesen. Überhaupt scheint dieser Stil in Deutschland recht beliebt zu sein.
Somit sollte die Doom-Szene auch Extorian in ihr Herz schließen können und dürfte bei "Truth & Silky Rags Of Cant" nichts verkehrt machen.
Eine hörbare Weiterentwicklung zu "Unveiled" ist vorhanden, alles klingt flüssiger, stimmiger. Die von mir damals kritisierten Anfangsschwächen wurden wie erhofft überwunden.
Eingängigkeit und viel vordergründige Variationen sollte man hier allerdings nicht erwarten, die Unterschiede und Strukturen im Songwriting sind eher subtil, aber Doom ist sowieso nichts für oberflächliche Konsumenten, die Musik mal schnell nebenbei hören wollen, sondern zum Eintauchen und genießen. Dabei lassen sich auch die feinen Details erkennen, die sich als Teile zum Gesamtwerk harmonisch zusammenfügen.
Daher will ich hier keine einzelnen Songs hervorheben, außer der Feststellung, dass sich hinter den interessanten Titeln meistens Instrumentalstücke verbergen (Schade eigentlich, einen Text zu "40 White Mice At The Pearly Gates Of Doom" hätte ich gerne mal gelesen…).
Ein letzter Kommentar: Das Coverbild mit dem 'Käfer' ist ein Ausschnitt aus Hieronymus Boschs "Das Jüngste Gericht" und soll die Dinge symbolisieren, die Menschen in den Kopf gefüllt werden, von Regierungen oder religiösen Organisationen.
Nun aber genug, die Doomsters, die mit oben genannten Namen und der angegebenen Richtung etwas anfangen können, hören jetzt mal rein und bestellen (bei Gefallen - und das sollte wahrscheinlich der Fall sein) die CD bei der Band.
Line-up:
Heike Funke (lead and backing vocals)
'O' Krüger (all guitars, bass)
Tom Tom (drums)
Tracklist
01:As You Are As You Were (7:18)
02:Down In The Shadow (6:36)
03:Guardian Of Man's Fear (8:43)
04:Black Sand (7:23)
05:January (9:00)
06:Paralyzed Mind (7:34)
07:Dying Inside (3:19)
08:Vale Of Wounds (7:30)
09:40 White Mice At The Pearly Gates Of Doom (6:16)
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