Keith Emerson & Greg Lake
Live From Manticore Hall
Live From Manticore Hall Spielzeit: 78:00
Medium: CD
Label: Manticore Records, 2014
Stil: Progressive Rock

Review vom 11.10.2014


Steve Braun
Immer häufiger plündern die Plattenfirmen in den letzten Jahren ihre Archive. Es vergeht kaum ein Monat, in dem nicht eine Live-CD/DVD irgendeiner Musiklegende aus den Siebzigern auf den Markt geworfen und verramscht wird. Eine ganze Musikergeneration steht im Spätherbst ihrer Karriere, neue Töne von dieser besitzen Seltenheitswert und bei vielen, ist man geneigt zu sagen: Das ist auch gut so...
Emerson, Lake & Palmer bilden da keine Ausnahme - auch da hätte man sich in den letzten Jahren so manches sparen können. Umso mehr Sinn machen Veröffentlichungen solcher ausgefallener Events, wie die der hier vorliegenden CD "Live From Manticore Hall".
Keith Emerson und Greg Lake wurden im Jahr 2010 von ihrer Plattenfirma auf eine kleine Aufwärmtour geschickt, die beiden etwas Spielpraxis (Emerson laborierte zuvor an einer Nervenkanalerkrankung, ausgerechnet in der Handwurzel seiner rechten 'Führhand') vermitteln sollte. Ein kleiner, eher intimer Rahmen sollte es sein - ähnlich wie bei Lakes Songs Of A Lifetime-Geschichte... 'kleines Besteck', launige Ansagen, Interaktionen mit dem Publikum.
Die neun Songs bilden einen Streifzug durch ELPs goldene Siebziger - vom triumphalen Debüt (1970) bis zum umstrittenen "Works Vol. I" (1977), ergänzt um einen King Crimson-Song von deren epochalem "In The Court Of King Crimson" (1969). Nur Keyboards und Gitarre oder Bass - keine Overdubs wie bei Lakes letzter Veröffentlichung. Dessen sonore Stimme hat nur wenig an Charisma eingebüßt und weiß noch immer zu verzaubern. Emerson agiert (für seine Verhältnisse) etwas gebremst an Hammond und Piano - ganz schmerzfrei wird er wohl noch nicht gewesen sein.
Die gezügelte Instrumentierung verleiht den Klassikern eine völlig neue Dimension und eine unerwartet dichte Atmosphäre, wie gleich From The Beginning ("Trilogy", 1972) beweist und sich beim ergreifenden "I Talk To The Wind" (das besagte Crimson-Cover) fortsetzt. "Bitches Crystal" kommt mit der minimalistischen Piano/Bass-Kombination bestens über die Runden, bevor Keith Emerson mit "The Barbarian", einer Adaption von Béla Bartóks "Allegro barbaro", seinen ganz großen Auftritt hat - auch hier wieder in eher gezügelter Manier.
"Take A Pebble" und "C'est La Vie" (ärgerlicher kleiner Druckfehler in Artwork wie Booklet: "C'est Le Vie"!!) zählen nicht gerade zu meinen Favoriten, aber da werden sich sicherlich ebenfalls Liebhaber finden. "Pirates" von der denkwürdigen "Works Vol. I" ist eine wirklich seltsame Wahl, weiß allerdings zu gefallen, selbst wenn hierbei die einzige Tonkonserve (Carl Palmers Drumspuren) als wirklich störend empfunden werden kann.
Ganz groß präsentieren sich dagegen das fulminate "Tarkus" und wohl DER Bandklassiker schlechthin, "Lucky Man", mit toller Einleitung am Piano nach einem eher unspektakulären Moog-Solo.
Die kurzen Anekdoten der beiden Protagonisten sind erfreulich kurz gehalten. Auf den 'Fluss' der Aufnahmen wirken sich die Ansprachen jedenfalls nicht negativ aus - bei Lake war das kürzlich auf Dauer eher etwas ermüdend.
Wie schon gesagt: Solche Veröffentlichungen außergewöhnlicher Bandkonstellationen machen zumeist wirklich Sinn (zumal von Emerson, Lake & Palmer wohl niemand mehr ernsthaft ein neues Studioalbum erwartet). Das mit genau 78 Minuten prall gefüllte "Live From Manticore Hall" macht da nicht nur keine Ausnahme, sondern glänzt sogar mit unglaublich dichten Stimmungen. Fans können bedenkenlos zugreifen...
Line-up:
Keith Emerson (Hammond, Moog, piano)
Greg Lake (vocals, guitar, bass)
Tracklist
01:From The Beginning (6:09)
02:Introduction (1:05)
03:I Talk To The Wind (5:33)
04:Bitches Crystal (6:18)
05:The Barbarian (6:22)
06:Take A Pebble (5:19)
07:Tarkus (17:08)
08:C'est La Vie (6:01)
09:Pirates (13:30)
10:Moog Solo/Lucky Man (10:35)
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