Carl Franklin hat im vergangenen Jahr mit diversen Musikern "Been A While" ins Leben gerufen. Insgesamt zehn Akteure wirkten beim Einspielen des Albums mit und allein die Tatsache, dass dabei zahlreiche Bläser, Gitarristen, Keyboarder, Bassisten und ein Drummer mit von der Partie waren, lässt erahnen, welche Möglichkeiten sich ihm in der Songarchitektur boten. Doch haben sie von ihrer musikalischen Voraussetzung auch reichlich Gebrauch gemacht? Um das zu beurteilen, lass' ich den Tonträger in einer guten Dreiviertelstunde selbst erzählen.
"Waiting For The Summer To Come" eröffnet das Album. Ein derzeitiger Blick aus meinem Fenster, der mich nur verregnete Wolken erkennen lässt, passt gut zum Lied und auch ich hoffe, dass der nächste Sommer alsbald erscheint. Ui, "Drive My Car" kommt mir doch sehr bekannt vor. Ja natürlich, dieser Klassiker (1965) stammt aus der Feder von Paul McCartney und John Lennon, als diese noch gemeinsam für die Beatles aktiv waren. Und ich muss schon sagen, Carl hat das Teil mit derart viel Eigenkreation, mit reichlich Pop- und Jazzanleihen so gut in Szene gesetzt, da kann ich den Daumen nur nach oben zeigen.
Das folgende "Chain Reaction" und auch "Boogie Groove" kann ich völlig unbedenklich als Hörproben empfehlen. Sehr angenehme, softe Klänge, die sich in vielfältigen Rhythmen abwechseln, von tollen Bläsereinsätzen sowie einer allerbestens in Szene gesetzten Stromgitarre begleitet werden, massieren sehr wohlwollend meine Trommelfelle. Auch wenn hier wahrlich nicht gerockt wird, was das Zeug hält, ist es die hervorragende musikalische Qualität, mit der Fanklin und Co. zu überzeugen wissen. Dabei fällt mir auf, dass die Musiker, so wie zum Beispiel bei "False Profit", ihre Instrumente dermaßen auf den Punkt servieren, dass ihre Songs - rein instrumental bewertet - von mir nur mit Bestnoten versehen werden können.
Selbst der Louis Armstrong- und Percy Vanable-Oldie "Big Butter And Egg Man" gefällt mir wegen Franklins jazziger Frischzellenkur richtig gut!
Fazit: "Been A While" spricht hauptsächlich die Jazz-, Boogie- und Dixie-Freunde an. Wer auf dieses Genre steht, der wird an diesem Scheibchen seine helle Freude haben. Alle anderen Musikliebhaber sollten sich lieber erst mal ein paar Eindrücke - sprich Hörproben - verschaffen, um zu entscheiden, ob man sich die Platte zulegen möchte oder nicht. Wer diesen Ratschlag beherzigt, sollte sich die Zeit nehmen, genauestens die Feinheiten der Lieder und die der Instrumentalisten herauszuhören. Ich bin mir sicher, dass dem Konsumenten schnell klar wird, dass hier nur professionelles Handwerk betrieben wird. Und mal ehrlich: Wer hat sich schon an Professionalismus gestört? Ich kenne da kaum jemanden und kann allein schon deshalb bedenkenlos eine Kaufempfehlung aussprechen.
Line-up:
Carl Franklin (vocals, drums, guitar, bass, piano, organ)
Andrew Chaney (bass)
Matt Covey (drums)
Jay Franklin (keyboard)
Al LaPorte (keyboard)
John Scofield (electric guitar)
Doug Woolverton (trumpet)
Rob Funk (trombone)
Matt Nemeth (alto & tenor saxophone)
Jeremy Taylor (baritone saxophone)
Tracklist |
01:Waiting For The Summer To Come (3:08)
02:Drive My Car [John Lennon, Paul McCartney] (5:47)
03:Chain Reaction (4:55)
04:Boogie Groove (4:38)
05:Wrecking Ball (3:32)
06:False Profit (6:12)
07:Big Butter And Egg Man (5:36)
08:The Titanic (5:10)
09:Time Bomb (4:58)
10:Out Of Your Way (5:02)
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