Fab Box / Music From The Fab Box
Music From The Fab Box Spielzeit: 54:22
Medium: CD
Label: Avenue Of Allies, 2009
Stil: AOR

Review vom 10.09.2009


Wolfgang Giese
Die beiden Musiker, die die Band Fab Box ausmachen, sind Fabrizio Ugolini und Massimo Bozzi. Beide haben seit 1984 (Ugolini mit der italienischen Band Revenge) bzw. 1990 (Bozzi) eigene Platten veröffentlicht - und nun die erste gemeinsame Zusammenarbeit, die 1999 begann und in die Aufnahmen zu dieser Platte mündete.
Die gewisse 'Dramatik', die vielen italienischen Produktionen innewohnt, hätte hier sicherlich auch besser ihre Ausprägung gefunden, wären die beiden in ihrer Muttersprache aktiv geworden. Ihr Englisch scheint mir bisweilen etwas 'hölzern' und der sprachlich-stimmliche Ausdruck kann mich daher nicht unbedingt durchgehend überzeugen.
Allerdings, und vielleicht war es ja beabsichtigt, reiht sich die Fab Box auch nicht in die Riege bekannter italienischer Interpreten wie Ramazotti und Co. ein. Hier ist vielmehr von einem rockbetonten Pop auszugehen, der eher in Richtung internationales Flair ausstrahlt. Und das ist bedingt gelungen, wie ich meine. Einerseits ist das nicht der oftmals so unbeschwert und leicht klingende Pop-Rock amerikanischer Ausprägung, dazu klingt das für mich oft etwas 'steif', andererseits gewinnt die Musik dadurch auch durchaus eine gewisse unbelastete Frische, wie sie bei aller Professionalität mitunter auf der Strecke bleiben könnte.
Bin ich bei Track 3 gelandet, stellt sich für mich erstmals ein gewisses Wohlgefühl hinsichtlich der Harmonien ein. Dies erinnert mich dann in einer gelungenen Kooperation von ungezwungener Frische und handwerklich starkem Songwriting à la Westcoast der USA an eine Band aus den Staaten, und eine Platte des Duos David Buskin und Robin Batteau, zweier Musiker, die aus meiner Sicht damals, in den 80ern, mit ihrer Platte "Buskin & Batteau" völlig zu Unrecht 'baden' gingen. Dieses Stück, "Inside", berührt mich dann auch eben da, 'inside'. Und wenn der Titel dann noch mit diesem feinen packenden Gitarrensolo (ist der Gitarrero ein Fan von Allan Holdsworth?) zu Ende geht und ich noch viele Minuten weiterhören möchte, dann ist es zunächst einmal mein Top-Tipp!
Leider kommt dann mit diesem merkwürdigen Synthiesound und den einsetzenden hämmernden Gitarren- und Drumsounds von "The Key" wieder Schluss mit meiner Freude, hier kommt es zu konstruiert, hier klingt es nach 'Ersatz'-Toto. Schade.
Mit akustischer Gitarrenbegleitung dann wieder eine ganz andere Stimmung auf "A Matter Of Time", dazu dezent im Hintergrund die Keyboards, das scheint eine feine Ballade zu werden. Wird es dann auch. Die Stimmung steigert sich langsam durch präzise eingefügte Drums und passend eingesetzte Background-Vocals, die eine angenehme Stimmung verbreiten, dazu dann dezent eingestreute Klänge einer Mundharmonika und immer wieder kleine Sprenkel der E-Gitarre. Für einige mag das möglicherweise schnulzig klingen, für andere wieder wie ein Beitrag für den "Eurovision Song Contest". Ich halte das für eine angenehme Komposition, die ruhig etwas länger hätte sein können. Wahrscheinlich meine 'Nummer 2' der CD!
Die Stimmung bleibt nun vorwiegend im Midtempo-Bereich und beim harmonischen Pop Rock amerikanischer Westcoast-Prägung, "You Are The One" könnte auch von der Band Chicago stammen, nur die Bläser fehlen hier noch, und mit "Yesterday" verabschiedet sich das Duo noch einmal mit pompös anmutendem Sound. Aber - ich glaube, mein Lieblingstitel ist mit "Inside" hängen geblieben.
Fazit: gut gemachte Popmusik im seichten Rockgewand mit gelegentlich härteren Schlenkern, ein Hauch 'Adult Oriented Rock' (AOR), mit Anspielungen an Bands wie Toto oder die Little River Band, ohne deren professionelle Qualität zu erreichen, aber auch Spuren von Richard Marx oder
Bryan Adams lassen sich vernehmen, Freunde von Michael Learns To Rock sollten hier auch hellhörig werden, Songs mit gelegentlichem Ohrwurm-Charakter, auf jeden Fall aus meiner Sicht gelungenen Background-Harmonien. Wie z.B. auf "Inside" taucht bei einigen Stücken, auch sehr angenehm auf "I Still Believe", ein Gitarrist auf, den ich für das Highlight dieser Produktion halte. Leider verschweigt der Pressetext, welcher der vielen Gitarristen auf welchen Titeln verantwortlich für die Soli ist. Ich vermute, es ist Tonino Landini. Wer weiß Näheres?
Line-up:
Massimo Bozzi (vocals, guitars)
Fabrizio Ugolini (vocals, guitars)
Tonino Landini (guitars)
Andrea Leonardi (guitars)
Paolo Gennari (guitars)
Paolo Pedretti (guitars)
Elyan Fernova (drums)
Herman Matthews (drums)
Fabrizio Grossi (bass, keyboards)
Melissa Ugolini (background vocals)
Marco Bozzi (background vocals)
Tracklist
01:Tell Her I'm Alright (4:42)
02:Nobody Tonight (3:44)
03:Inside (4:46)
04:The Key (4:05)
05:A Matter Of Time (3:48)
06:Let Me Try (4:33)
07:Together (3:44)
08:I Still Believe (3:41)
09:Reason Of The Heart (4:18)
10:Call My Name (4:09)
11:You Are The One (4:33)
12:Always (4:12)
13:Yesterday (4:07)
Externe Links: