Spielzeit: 42:34 Medium: CD Label: Fantastic Music , 2010 Stil: Rock Review vom 16.06.2010 Wolfgang Giese

Wir haben es hier mit einer neuen schwedischen Independent-Band zu tun - im Jahr 2009 gegründet, in jenem »summer of love«, wie die Musiker behaupten.
Ansonsten preisen sie sich in der Pressemitteilung gewaltig an: »The result was a strong and rich canvas of sound and imagery as large as The Grand Canyon, as well as a progression of feelings spun into a fragile head.«
Ganz schön von sich überzeugt, die Burschen, wenn sie später noch behaupten »Together we aim to put a new and exciting rock band on the market. Listen and enjoy what might be the finest, most amazing release this summer.«
Nun, das gilt es nachzuprüfen.

"The Greatest Show", satte Gitarren, treibendes Schlagzeug, aber was ist mit dem Gesang? Zunächst etwas sehr gedämpft, und dann, mit etwas mehr Druck, erscheint er leicht 'klopsig'. Spontan erinnert das an den Vokalsound von The Damned, die Musik passt auch ein wenig hierhin, doch mit mehr Gitarrenpräsenz. Hintergründig orgelt es allerdings auch. Die Komposition ist gar nicht mal so schlecht, aber vorhersehbar in ihrer Entwicklung. Das Schlagzeug 'klopft' mir dann auch etwas zu sehr, es fehlt die gewisse flexible Dynamik. Aber ansonsten kein schlechtes Stück, aber vom Hocker haut es mich dann auch wieder nicht. Flexibler klingt dann allerdings der zweite Titel, das ist locker gemacht, und die Vocals erinnern dann, wenn sie mit Druck herausgepresst werden, doch tatsächlich an den seligen Jim Morrison. Aber leider auch wieder dieser leicht 'klopsige' Beigeschmack im 'Normalmodus'.

Die Band spielt sich ein, denn "Forgive The Fools" ist nun ein recht eingängiger Pop-Rock-Titel geworden, mit Abwechslung zwischendrin, mit feinen Harmonien, mit dicht strukturiertem Arrangement. Und in diese Richtung marschiert es dann auch voran.
"Bad Boogie", der mit demselben gar nichts am Hut hat, mit eingestreuter Slidegitarre und angenehmem Vokalarrangement, ist noch einen Tick besser. Ein feiner Popsong, und dann "Man Of The Century", hier wird es recht verspielt und folkig-psychedelische Elemente sowie das Feeling der Sechziger schimmern durch. Im Hintergrund schmurgelt eine Orgel und der Track kommt ohne Schlagzeug aus… Doch, das ist schon etwas Besonderes.

Druckvoller geht es weiter, das erinnert verdammt an die Luftschiffer von Led Zeppelin in ihrer Frühphase: leicht typischer Bluesrock jener Tage, bis wieder Psychedelisches Einzug hält. Auch sehr interessant interpretiert, erstaunlich, wie die Band sich doch gesteigert hat im Laufe der Platte.
Ganz stark, wir sind schon wieder in den Sechzigern, wir stecken aber auch schon wieder im Independent-Sound à la The Damned: "Secret In You". Ein sehr guter Aufbau des Stückes mit durchdachten Wechseln, leicht melancholische Sprenkel, wirklich toll gemacht, mein Favorit bis dato. Oder kommt noch was Besseres?

Was bleibt, ist eine 'Suite', das zweiteilige "Lindön". Part 1 ist einleitend ein schleppender Rock, bis es dann im Stile des britischen Pub Rocks vergangener Tage Fahrt aufnimmt, mit Pianoeinsatz und rockenden Gitarren. Weiter geht es mit Akkordeonklängen und im '»Doo Doo Doo«-Gesang' wird melancholisch geschunkelt, das scheint dann wohl der 'Sonnenuntergang in Vänern' zu sein, der hier beschrieben wird. Ja, ja, die Schweden, ein echt lustiger Abschluss ....

Zusammenfassend bleibt mir anzumerken, dass nicht der »most amazing release this summer« vorliegt, aber der Passus »new and exciting rock band« absolut zutrifft. Mein Kritikpunkt ist der nicht immer so überzeugende Gesang, immer dann, wenn leicht 'geknödelt und geklopst' wird.

Line-up
Torbjörn Georgsson (keyboard)
Bo Pettersson (guitar)
Håkan Carlsson (drums)
Jonas Bengtsson (guitar)
Christian Haglund (bass)
Klas Bohlin (vocals)