Forbidden / Forbidden Evil
Forbidden Evil Spielzeit: 42:45
Medium: CD
Label: Combat (USA),Under One Flag (Europa), 1988
Stil: Thrash Metal


Review vom 05.12.2007


Stefan Gebauer
In der Bay Area San Franciscos war in den Achtzigern eine Szene beheimatet, die man als die 'Königsklasse' des Thrash Metal bezeichnen könnte. Die Bands dieser Szene hatten einen unschätzbaren Wert für die spätere Entwicklung extremer Musik. In meiner persönlichen 'Top Five' dieser Bewegung nehmen Forbidden neben Exodus, Testament, Death Angel und Heathen einen Platz in den vorderen Rängen ein.
1985 wurde die Formation noch unter dem Namen Forbidden Evil gegründet, den sie aber später änderten, um nicht mit der damals gerade aufkommenden Death Metal-Szene in Verbindung gebracht zu werden. Leider konnten Forbidden nie solche Erfolge für sich verbuchen wie einige ihrer Weggefährten, auch wenn die damaligen Pressereaktionen gerechtfertigter Weise überaus euphorisch waren.
Der Hauptgrund dürfte sicher das späte Erscheinungsjahr ihres Debüts "Forbidden Evil" gewesen sein, denn 1988 ebbte das Interesse der Medien an Thrash Metal langsam wieder ab. Einige Mitglieder sollten aber später zu Weltruhm gelangen. So ersetzte Drummer Paul Bostaph jahrelang Dave Lombardo bei Slayer, trommelte auf Exodus' Shovel Headed Kill Machine und ist neusten Meldungen zufolge bei Testament gelandet, bei denen auch sein Nachfolger Steve Jacobs und Gitarrist Glen Alvelais kurze Gastspiele absolvierten. Gründungsmitglied Rob Flynn feiert heutzutage mit seiner eigenen Truppe Machine Head weltweite Erfolge, nachdem er einige Alben mit Vio- Lence einspielte.
An den musikalischen Fähigkeiten der Beteiligten wird es also nicht gelegen haben, dass Forbidden der große Durchbruch verwehrt blieb. Im Gegenteil, das Quartett war den anderen Bay Area-Bands nicht nur ebenbürtig, sondern sogar weit voraus, da sie, ebenso wie Death Angel, einen originellen Stil entwickelt hatten, der sie völlig eigenständig klingen ließ.
Das auf "Forbidden Evil" enthaltene Material war dem vieler anderer Acts haushoch überlegen, da es durch einen wahnsinnigen Ideenreichtum und ein hohes Maß an spieltechnischen und ausgefeilten songschreiberischen Kabinettstückchen auffiel. Hier wurden aggressives, messerscharfes Riffing mit komplexen Breaks und Tempiwechseln sowie einer außergewöhnlichen, aber stets eingängigen Melodieführung zu kleinen Meisterwerken verflochten, die zudem noch durch die filigrane Soloarbeit von Craig Locicero und Glen Alvelais und das geradezu halsbrecherische Drumming von Paul Bostaph veredelt wurden.
Man hört sofort heraus, dass der musikalische Horizont der Beteiligten weit über Heavy Metal hinausreichte, was dem Songwriting nur zugute kam. Forbiddens größter Trumpf war allerdings ihr Frontmann Russ Anderson. Der blond gelockte Hüne glänzte durch einen Stimmumfang, der im gesamten Thrash-Bereich noch immer seinesgleichen sucht. Seinen Gesangstil konnte man eher dem Power Metal als dem Thrash zuordnen . Durch ihn eröffneten sich der Band völlig neue Möglichkeiten, da die meisten anderen Thrash-Truppen durch ihre Shouter doch sehr limitiert waren. Andersons Technik reichte von rauem, kraftvollem Gesang über supermelodische Passagen bis hin zu extrem hohen Tonlagen. Zudem arbeitete er oftmals mit völlig Metal-untypischen Gesangslinien, die ihn von anderen Sängern abhoben.
Die Songs, die aus der Zusammenarbeit dieser brillanten Musiker entstanden, kann man einfach nur als einzigartig und genial bezeichnen. Kaum eine andere Band verstand so gut Härte, Geschwindigkeit, eingängige Melodien und musikalischen Anspruch miteinander zu verbinden wie Forbidden. Ich will hier mit Sicherheit die übrigen Bay Area-Bands nicht abwerten, aber Forbidden waren auf ihre Weise einfach 'anders', und die Bezeichnung 'Thrash' reicht für sie einfach nicht aus. Mit "Forbidden Evil" hat das Quintett einen Meilenstein für die Ewigkeit abgeliefert, den wirklich jeder Metal-Fan sein Eigen nennen sollte, ebenso wie das Zweitwerk "Twisted Into Form" von 1990, auf dem die Band ihren Stil noch verfeinerte.
Wie man hört, haben sich die Kalifornier gerade im Original Line-up reformiert. Vielleicht bekommen sie nun endlich die Aufmerksamkeit, die ihnen schon lange zusteht.
Line-up:
Russ Anderson (vocals)
Craig Locicero (lead Guitar)
Glen Alvelais (lead Guitar)
Matt Camacho (bass)
Paul Bostaph (drums)
Tracklist
01:Chalice Of Blood
02:Off The Edge
03:Through Eyes Of Glass
04:Forbidden Evil
05:March Into Fire
06:Feel No Pain
07:As Good As Dead
08:Follow Me
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