The Foreshadowing / Oionos
Oionos Spielzeit: 59:49
Medium: CD
Label: Cyclone Empire, 2010
Stil: Gothic, Dark, Doom Metal

Review vom 20.05.2010


Andrea Groh
Italienische Metal-Musik tendiert häufig dazu, verspielt und verfuddelt zu sein. Mit The Foreshadowing ist hier (nach z. B. Doomsword und Thunderstorm) eine weitere Band, die das widerlegt und das ist gut so. Denn wenn alles berechenbar wäre und Vorurteile bestätigt würden, wäre die Musikwelt weniger spannend.
Die 2005 von Alessandro Pace (der zuvor bei Dope Stars Inc., Klimt 1918 und Spiritual Front war) gegründete Band, bevorzugt langsame und ruhige Gefilde, irgendwo zwischen Gothic Metal, Doom Metal und Dark Metal.
Weitere Mitstreiter kamen von u. a. Grimness (Johann Padella und Andrea Chiodetti), ebenfalls von Klimt 1918 (Davide Pesola) und How Like A Winter (Sänger Marco Benevento). Sind also alles keine unbeschriebenen Blätter.
Das Debüt, "Days Of Nothing", kam 2007 um die Ecke geschlichen und handelte von Weltuntergangphantasien eines dem Wahnsinn verfallenen, alten Mannes. Der Nachfolger trägt den Titel "Oionos", was der Name eines Freundes und Vetters von Herakles/Herkules ist; entstammt also der griechischen Mythologie, die von den Römern größtenteils übernommen wurde. Für eine Band aus dem Land mit Stiefelform durchaus sehr passend. Schade, dass bei meinem Promo-Exemplar keine Texte dabei waren, sonst hätte ich nachlesen können, was uns die römischen Musiker zweitausend Jahre später dazu im gleichnamigen Song erzählen.
Konzentrieren wir uns also auf die Musik: Diese kommt meistens ruhig und episch-dramatisch aus den Boxen gekrochen, ist mit düsterem Unterton versehen, jedoch nicht komplett verzweifelt, ist trotz aller Dunkelheit nicht abgrundtief böse oder aggressiv, sondern eher melancholisch-verträumt, auch wenn es mal zu Ausbrüchen von Heavyness kommt.
Die Gitarren und Keyboards werden nicht exzessiv und zur Selbstdarstellung einsetzt, sondern weben einen dichten, dunklen Teppich, versehen mit dezenten, geheimnisvollen (Klang-) Mustern, welche vom ausdrucksstarken Klargesang von Marco gekrönt werden. Das einzige, was mir nicht so zusagt, sind die Sprechstellen.
Das Ganze ist wirklich stimmungsvoll und schön anzuhören, wobei man allerdings kritisieren könnte, dass sich die Songs meistens wenig voneinander abheben und außer ein paar Auflockerungen (z.B. die sakralen Gesänge in "Soliloquium", davon hätte es ruhig mehr geben können) plätschert vieles vor sich hin und es gibt nicht wirklich viele Höhepunkte oder Melodien, die sich im Gedächtnis eingraben.
Nun, vielleicht war dies auch gar nicht beabsichtigt und "Oionos" ist eher dafür gedacht, sich mit den grau-schwarzen Wellen treiben zu lassen. Dies kann man mit der Musik, die sich irgendwo zwischen Gothic Rock, Gothic Metal und Doom Metal bewegt, hervorragend. Selbst die Coverversion von "Russians" (jawohl, von Sting, das ist mal recht ungewöhnlich) fügt sich in das Gesamtbild ein und wer die Melodie nicht kennt (gibt es das?), würde es im ersten Moment gar nicht als Fremdkomposition erkennen. Wäre vielleicht eine interessante Idee gewesen, den textlichen Inhalt zu aktualisieren, so wirken die aufgezählten Namen natürlich veraltet.
Das Infoblatt nennt als vergleichbare Bands u. a.: Katatonia, Anathema, My Dying Bride und Fields Of The Nephilim. Da widerspreche ich jetzt mal nicht. Ich würde höchstens noch End Of Green und Wish ergänzen. Wobei The Foreshadowing schon ihren eigenen Stil haben und lediglich teilweise an die oben genannten Bands erinnern bzw. in deren Fahrwasser schwimmen, aber nie eine bloße Kopie sind. Wer mit den Namen etwas anfangen kann, sollte "Oionos" ruhig mal antesten.
Line-up:
Marco Benevento (vocals)
Alessandro Pace (guitars)
Andrea Chiodetti (guitars)
Francesco Sosto (keyboards)
Davide Pesola (bass)
Johan Padella (drums)
Tracklist
01:The Dawning (6:44)
02:Outsiders (5:16)
03:Oionos (6:08)
04:Fallen Reign (5:46)
05:Soliloquium (2:29)
06:Lost Humanity (6:10)
07:Survivors Sleep (4:46)
08:Chant Of Widows (7:28)
09:Hope. She's In The Water (5:38)
10:Russians (5:47)
11:Revelation 3:11 (3:37)
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