Forgotten Legacy / The Oracle
The Oracle Spielzeit: 24:52
Medium: CD (EP)
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Heavy Metal

Review vom 28.08.2012


Jochen v. Arnim
Gerade mal sehr kurze Zeit hat die Band Forgotten Legacy erst bestanden, als sie ihr hier vorliegendes Demo auf den Markt brachte. Das Quartett kommt aus der Stadt Kingston in Pennsylvania an der amerikanischen Ostküste und hat sich dem Heavy Metal verschrieben. Mag man auch Ansätze anderer Nebenströmungen dieses Genres in ihrer Musik finden, so legen sie doch allergrößten Wert darauf, eben nicht einer der Unterfraktionen zugeteilt zu werden. Seit Veröffentlichung dieser Scheibe haben sie offensichtlich einen Wechsel in der Verantwortung für die Sechssaitige vollzogen, denn der Name des vormaligen Gitarristen Mike Johnson taucht nicht mehr auf. Stattdessen wird nun Allen Van Wert in der Biografie geführt. Weiterhin gibt es den Sänger Joel Wood, am Bass Chuck Donahue und den Schlagzeuger John Jesuele, die zusammen eine recht eindrückliche Scheibe (selbst) produziert haben. Von der Spieldauer schrammt sie mit noch nicht einmal einer halben Stunde haarscharf an der Grenze zu einer vollwertigen CD vorbei, aber letztendlich ist es ja auch 'nur' ein Demo-Rundling, der mir ins Haus geflattert kam.
Fünf Tracks bietet uns die Band und eröffnet den Reigen des Orakels mit "2012", das uns direkt riffgeladenen Metal US-amerikanischer Provenienz um die Ohren haut. Das kommt schon recht eingängig rüber, lässt aber (Demo lässt grüßen) beim Sound ein wenig an Tiefe und Intensität vermissen. Dass die Jungs etwas können, wird schnell offensichtlich, ihre Erfahrung haben sie in Teilen in der Band Beyond Fallen sammeln können, aus der Forgotten Legacy hervorgegangen ist. Wie wohl wenige andere Combos dieses Genres, kann auch unsere hier natürlich die inspirierenden Wurzeln in der Zeit der NWoBHM nicht so recht verleugnen, aber da ist auch jede Menge an modernen Elementen enthalten. Ich möchte mal ausdrücklich auf das übliche Name Dropping in der Königsklasse der Metalbands verzichten und es einfach nur bei der eben getätigten Aussage belassen. Neben der Instrumentalisierung kommt Shouter Joel Wood sehr schön variabel daher und auch hohe Tonlagen machen eine Punktlandung, ebenso wie die mehrstimmigen Chorusparts. Zwischendurch gibt es noch eine kleine und flinke Soloeinlage auf der Stromgitarre, unterstützt von hämmernder Trommelei.
"Rage" schließt als zweites Stück mit ebenso überzeugenden Riffs an. Bei leicht angezogenem Grundtempo geben kleine Wechsel in eben diesem dem Song eine zusätzliche Würze und lassen mit vorübergehender Schwere und Zähigkeit gewisse Assoziationen an einen der wahren Altmeister wach werden. Nummer drei im Bunde, "Cimmerian", gehört für mich zu den Tipps (es gibt noch einen zweiten…) auf dieser Scheibe. Etwas thrashig mag dieser Track erscheinen, die stimmlichen Qualitäten des Frontmannes kommen hier voll und ganz zur Geltung. Zeitweise erinnert er mich beim Screaming ein wenig an den von mir sehr geschätzten Todd La Torre (Crimson Glory, Queensrÿche, Rising West). Ein sehr abwechslungsreiches Stück mit schönen Tempi- und Rhythmuswechseln.
Nach dem schweren "The Darkness" schließen wir den Durchgang mit dem Sahneteil dieser EP ab: "Forgotten Legacy" ist eine sehr eingängige Ballade, die besonders auch (und wieder) durch die stimmliche Vielfalt der Gesangsmelodien und das Vermögen des Sängers besticht. Der Aufbau entspricht dem klassischen Konzept für eine (Power)-Ballade, aber das tut der fantastischen Umsetzung keinen Abbruch. Auch hier wieder ein paar Einsprengsel im Form schneller Solopassagen auf der Sechssaitigen oder etwas Double Bass. Zum Abschluss wird es noch einmal ganz ruhig, nur etwas Percussion mit wenig aufdringlicher Gitarre und dazu ganz klarem Gesang.
Die Scheibe hätte es verdient, wenn bei der Produktion ein paar altgediente und erfahrene Pfunde mehr aufgelegt worden wären. Mit ein wenig Hausaufgaben in Sachen Sound könnte diese Produktion ganz anders aussehen, aber richtige Spezialisten sind halt auch teuer und für eine Demo-Scheibe mag es dann vielleicht doch ausreichen. Denn das Klassenziel in Sachen Songwriting und handwerklicher Umsetzung haben die vier Jungs allemal erreicht, nicht zuletzt auch durch den beeindruckenden Frontmann. Ich würde mich sehr freuen, auch auf der Liste der Rezensenten zu stehen, wenn dann hoffentlich bald ein neuer Silberling auf den Markt kommt - ich bin jetzt schon sehr gespannt!
Line-up:
Joel Wood (vocals)
Mike Johnson (guitars)
Chuck Donahue (bass)
John Jesuele (drums)
Tracklist
01:2012
02:Rage
03:Cimmerian
04:The Darkness
05:Forgotten Legacy
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