Free Key Bit Chess / Havoc
Havoc Spielzeit: 53:02
Medium: CD
Label: Sonic Revolution, 2014
Stil: Metal

Review vom 26.10.2014


Andrea Groh
Free Key Bit Chess?? Bevor das große Rätselraten bei unserer Leserschaft losgeht: Da geht es weder um kostenlose Schlüssel noch um Biertrinken beim Schachspielen, sondern das bedeutet schlichtweg 'Freaky Bitches', ist nur ein wenig anders geschrieben. Hm, das ist schon etwas 'bitchy', oder Jungs???
Die wortspielerische Truppe kommt aus München und wurde 1995 gegründet. Nach jeweils zwei Live-Alben und zwei EPs gab es das eigentliche Debüt mit "Kiss My Ass" 2007. Nach einem Demo folgt nun der Zweitling "Havoc".
Nicht nur bei ihrem Namen, auch bei ihrer stilistischen Ausrichtung machen es uns die Bayern gewollt nicht so leicht, wollen nicht berechenbar sein.
Doch eines können sie nicht leugnen, den Einfluss von Metallica. Beim Hören der CD schoss mir folgender Gedanke durch den Kopf: Was wäre wenn - in einem musikalischen Paralleluniversum - nicht nur Cliff Burton tödlich verunglückt wäre, sondern noch mehr Mitglieder von Metallica und die Band sich daraufhin anders weiterentwickelt hätte… würden sie dann möglicherweise so klingen wie Free Key Bit Chess auf "Havoc"?
Natürlich ist das rein hypothetisch, doch immer wieder gibt es Parts, die mich an diese Vorstellung denken lassen, gerade was die Rhythmusarbeit angeht. Wobei "Havoc" manchmal eher an neuere Werke der Vier aus San Francisco erinnert, manchmal eher an ältere. Womit sich die Münchner dann von Bands unterscheiden, die versuchen, eine bestimmte Phase von Metallica nachzuahmen, zumal man hier weniger das Gefühl hat, einer Kopie zu lauschen, sondern eher einer alternativen Version aus einer alternativen Realität.
Die Scheibe startet stark mit "I Bleed…You Die", hat dann im weiteren Verlauf doch auch Durchhänger, um dann mit "Pure Fuckin' Mayhem" wieder zu erstarken - auf diese Titelzeile wäre auch ein James Hetfield stolz - ebenso gibt es bei "Emetic" Sätze, die aus seiner Feder stammen könnten… wer mag, kann ja gerne nach weiteren Parallelen suchen… vielleicht beim ziemlich schleppenden "The Reliever"… oder…
Stilistisch liegt "Havoc" irgendwo zwischen Heavy-, Thrash-, Speed- und Modern Metal, will sich nicht von Schubladen einengen lassen. Rifforientiert, dennoch melodisch, nicht zu schnell oder brutal wird dabei vorgegangen.
Es darf auch mal ein ruhiger Part sein. Free Key Bit Chess machen nicht den Fehler, zu viel in ihre Songs packen zu wollen, alles bleibt stets nachvollziehbar und nie überfrachtet. Selbst wenn - wie in "Silence So Loud" - mit Tempowechseln gearbeitet wird.
Wer genug von aktuellem, überproduziertem Sound hat und dennoch nicht mag, wenn mit aller Gewalt auf Old School geschielt wird, mag Gefallen an dem zeitlos wirkenden Material finden.
Line-up:
Steiff (vocals)
Mick (guitar)
Hamlet (bass)
Harry (drums)
Tracklist
01:I Bleed…You Die (3:27)
02:Me Against The World (5:13)
03:Letters And Cyphers (5:38)
04:Piece Of The Actions (4:30)
05:Asylum (4:15)
06:The Reliever (7:47)
07:Pure Fuckin' Mayhem (4:14)
08:Testify (4:59)
09:Emetic (5:02)
10:Silence So Loud (7:51)
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