Fuzzy Duck / Same
Fuzzy Duck
Uhh, hier hatten die Leute von 'Repertoire' ganz, ganz tief in die Kiste gegriffen! Dieses Album, 1971 zuerst in einer 500er-Auflage veröffentlicht, erreichte bald Kult-Status. Und blieb trotzdem weitgehend unbekannt.
Fuzzy Duck bestand aus Grahame White (g), ex-Andromeda-Bassist Mick Hawksworth, Roy Sharland (keyb) und Paul Francis an den Drums. Kurz bevor das Album erschien, stieg dann Garth Watt Roy für White ein. Infos über die Band gibt es kaum und selbst der 'AMG' schreibt den Namen des Bassisten falsch...
Aber das tut ja nichts zur Sache. Fakt ist, dass es sich hier um ein hammondgeschwängertes Hammerteil handelt, damals als 'Psychedelic Undergound' bezeichnet. Ja, ja, die Schubladen. Durchgängig schöne Vocals liegen über diesem Klangteppich, und der ist nun wirklich in feinster Handarbeit geknüpft. Etwas verspielter als Deep Purples 'Mark II'-Besetzung, teilweise stark in Richtung Vanilla Fudge tendierend, etwas weniger stark, aber noch erkennbar sowohl an Atomic Rooster als auch Beggar's Opera erinnernd, macht diese Scheibe immer noch eine gute Figur.
Einfach geil, dieses treibende Bass-Solo in "Mrs. Prout", während der vertrackte Schlagzeugrhythmus einsetzt und die schweren Hammond-Sounds sich darüber ergießen. Hört sich an, als hätte Ken Hensley aus der "Very 'eavy...Very 'humble"-Phase von Uriah Heep in die Tasten gegriffen. Oder auch ein Tim Hinkley von Jody Grind.
Wo ich schon mal am Vergleichen bin: Diese saftigen - trotzdem flüssigen - Gitarrensounds, vollgestopft mit eingängigen Riffs und Hooks, lassen den Hörer an die Konkurrenz von Focus denken, wenn der Gitarren-Gott Jan Akkerman in "Anonymous II" seine Künste zelebriert. Aber... das war zwei Jahre, nachdem diese Fuzzy Duck das Licht der Welt erblickte. Von Epigonentum kann also keine Rede sein!
Bei alledem verstand es diese Formation durchaus, einen richtigen Groove zu entwickeln, die Jungs spielten tatsächlich beseelt bis entfesselt. Eher ein wenig seltsamer britischer Humor (ohne damit meinen Schwestern und Brüdern im Inselreich zu nahe treten zu wollen) scheint der 'Entengesang' (ducking vocals) auf "A Word From Big D" zu sein. Fast im Sinne von 'durchgeknallt'. Aber auch diesen Song kann man locker als anmachenden, alten (oder besser: zeitgemäßen) 'British Hard Rock' bezeichnen, also sei's drum. Kuriositäten gibt's ja zuhauf, und dies ist nur eine winzige Episode aus dem Genre.
Die Bonustracks wurden schon mit Garth Watt Roy eingespielt, der auch an deren Entwurf beteiligt war und das hat natürlich Konsequenzen, u.a. die, dass die Songs einfach glattgebügelt rüberkommen, das Ziel war Mainstream, auch wenn das nicht so recht geglückt war. Gut, als Bonus nimmt man sie mit, aber sie werden doch eindeutig von den acht Tracks des Originalalbums deklassiert.
Wer auch heute ab und zu mal eine solche Musik gerne hört, hat mit dieser CD sicher seinen Spaß, vor allem auch, weil die Klänge nicht ausgelutscht sind. Manchmal hat es wohl Vorteile, dass sich eine Platte in ihrer Entstehungszeit nicht durchsetzen konnte, denn das Teil klingt absolut unverbraucht.
An mangelnder Qualität hat die fehlende Aufmerksamkeit sicher nicht gelegen. Eher an starker Konkurrenz und der falschen Marketing-Strategie. Wenn es die denn je gab, denn man fragt sich unwillkürlich: Warum nur hatte man dieses Ding auf einem winzigen 'Decca'-Ableger veröffentlicht? Und warum nur hatte man einen Manager, der sich 'hauptberuflich' um Tom Jones und Gilbert O'Sullivan kümmerte? Diese beiden sind doch mehr als Lichtjahre von Fuzzy Duck entfernt. Sooo konnte das einfach nicht gutgehen... schade um diese tollen Musiker.
Eine Parallele zu 1971 lässt sich auch heutzutage ziehen: Wie damals ist diese Platte - zumindest der 'Repertoire'-Silberling - in die Kategorie 'ultra-rar' einzustufen und ist sicher nicht in jedem Feld-Wald-Wiesen-Markt zu finden. Allerdings, und das ist die gute Nachricht, wurde das Teil von 'Akarma' neu aufgelegt und ist dort nicht nur als CD, sondern auch auf Vinyl erhältlich.


Spielzeit: 54:51, Medium: CD, Repertoire Records, 1993 (Erstveröffentlichung 1971)
1:Time Will Be Your Doctor 2:Mrs. Prout 3:Just Look Around You 4:Afternoon Out 5:More Than I Am 6:Country Boy 7:In Our Time 8:A Word From Big D
Bonustracks: 9:Double Time Woman 10:Big Brass Band 11:One More Hour 12:No Name Face
Manni Hüther, 17.03.2006
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