Henrik Freischlader Band / Expected Unexpected Tour
15.10.2008, Lichtenfels, Stadtschloss
Live
Henrik Freischlader Band / Expected Unexpected Tour
Stadtschloss, Lichtenfels
15. Oktober 2008
Stil: Blues Rock


Artikel vom 20.10.2008


Norbert Neugebauer
(Zu) Kurzes Gastspiel der Henrik Freischlader Band in Lichtenfels
HFB Die Henrik Freischlader Band gehört zu den ausgesprochenen Lieblingen der RockTimes-Redaktion und taucht dementsprechend oft in unseren Seiten auf. Zuletzt hat Kollege Jürgen das Konzert in der Blues Garage besucht und war (erwartungsgemäß) begeistert. Deshalb kann ich mich auch auf einige Besonderheiten dieses Auftritts beschränken.
Seit Henrik Freischlader samt Band 2005 in seiner damals noch jungen Karriere die Fans bei den Schmölzer Blues Tagen HFB begeistert hatte (und daraufhin von mir zum 'Newcomer des Jahres' im RockTimes-Rückblick gekürt wurde), warteten wir auf einen neuerlichen Gig des Power-Bluesers in Oberfranken. Nun war es soweit: In der Veranstaltungsreihe im Lichtenfelser Stadtschloss (nur ein Katzensprung von Schmölz entfernt), die von den bluesbegeisterten Pfadfindern organisiert wird, trat er mit seinem Trio vor wohl gut über 100 Zuhörern im teilbestuhlten Festsaal auf. Darunter waren zahlreiche Musiker und Macher, die selbst aus dem 100 Kilometer entfernten Nürnberg angereist waren. Mit gut 20-minütiger Verspätung begann der Gig seiner aktuellen Ochsentour, die ihn im steten Zickzackkurs durch die Republik führte. Zwar war er erst letzten Samstag im nahen Plauen (Sachsen), aber dazwischen lagen weitere Auftritte in Kassel und Koblenz, an den nächsten Abenden standen Münster, Rheinberg und Wuppertal auf der Spielplan.
HFB Nach einer freundlichen Begrüßung (»... schön, dass schon so Viele beim ersten Auftritt in Lichtenfels gekommen sind«) begann Freischlader mit seinen langjährigen Sidemen Dirk Sengotta (drums) und Oliver Schmellenkamp (bass) den Gig. Nach zwei eigenen Nummern kam das erste Tribut an Albert King ("Oh, Pretty Woman"), wonach der Gitarrero von seiner getunten Strat zu Les Paul wechselte. Eine heavy Bluesrocknummer, die durch das heftige Drehen an den Gitarrenregelern ihren speziellen Feedback-Sound erhielt, zeigte, dass das Trio auch in den schweren Fahrwassern bestens manövriert. Beeindruckend dann auch das bisher nur unter dem Arbeitstitel "Wolkenwind" firmierende fulminante Stück, bei dem die drei Musiker sehr introvertiert zusammenspielten.
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Peter Green-Cover, Jimi Hendrix-Cover, fünf-minütiges Schlagzeugsolo und dann die Ansage: »Wir spielen jetzt das letzte Stück für euch in Lichtenfels«. Ich dachte, ich hör nicht recht! Aber tatsächlich nach 75 Minuten Spielzeit verschwand das Trio von der Bühne. Wenigstens ließ es sich nicht ewig zur Zugabe (nochmal ausgiebig Hendrix mit div. Einlagen) bitten, die immerhin 20 Minuten dauerte. Nach einer Stunde und 35 Minuten war dann endgültig Schluss, was etliche lange Gesichter im Saal zurückließ und auch mich doch sehr enttäuschte.
HFB Was der Grund für diesen Kurzauftritt war, versuchte ein Freund im Gespräch mit Freischlader am Verkaufsstand herauszufinden. Es hätte wohl mit an der fehlenden Stimmung im Saal gelegen, meinte der Bandleader. Die war keineswegs schlecht, aber der schöne Saal im alten Stadtschloss, weitgehend bestuhlt und recht offen, ist nun mal kein dampfiger Club mit bierseligen Abrockern. Das Publikum bewegte sich altersmäßig zwischen Teen und Rentner und die meisten hörten sehr aufmerksam zu, was die inzwischen für ihre Fähigkeiten bekannte Band zu bieten hatte. Wie gesagt, darunter waren viele aktive Leute aus der Szene. Nein, selbst wenn, wäre das eine wenig professionelle Haltung. Ich denke eher, dass die Band mittlerweile ob des Tourstresses auf dem Zahnfleisch robbt, zumal, wie ich vom Veranstalter heraushörte, die Anfahrt recht nervig war. Aber auch das ist kein Grund, die weit angereisten Fans an einem regnerischen Mittwochabend mit gerade mal anderthalb (statt wie etwa in der Blues Garage zweieinhalb) Stunden Livemusik einschließlich Drumsolo und Zugaben abzuspeisen.
Der Auftritt selbst war routiniert und auch ansprechend, da gab es nichts auszusetzen. Die HFB hebt sich weit aus dem üblichen Blues Rock-Geschehen heraus, da sind drei exzellente Könner am Werk. Auch wenn manchmal weniger mehr ist, war es bei diesem Freischlader-Gig eindeutig zu wenig.
Line-up:
Henrik Freischlader (vocals, guitar)
Oliver Schmellenkamp (bass)
Dirk Sengotta (drums)
Bilder vom Konzert
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