Paul Filipowicz / Saints And Sinners
Saints And Sinners Spielzeit: 48:53
Medium: CD
Label: Big Jake Records, 2014
Stil: Blues Rock

Review vom 21.01.2014


Mike Kempf
Am kommenden 24. März feiert Paul Filipowicz seinen vierundsechzigsten Geburtstag. Irgendwie logisch, dass sich der gebürtige US-Amerikaner, Gitarrist und Sänger, der sich bereits über vierzig Jahre im Musikbusiness behauptet, während seiner langjährigen Karriere zu einem exzellenten Blues-Klampfer entwickelt hat.
Zufall oder einfach nur gewollt: Zu seinem zweiunddreißigsten Ehrentag am 24. März 1982 spielte er mit seiner damaligen Band einige Songs ein, von denen er mit "Back Door Santa", "How Many More Years" und "Hey Bossman" drei Lieder als Bonuszugabe für sein im letzten Jahr erschienenes Album "Saints And Sinners" ausgewählt hat. Ein gute Wahl! Denn diese Zugaben sind allein schon ein Grund, um sich den Silberling zuzulegen. Schon damals ließ er sein außergewöhnliches Blues-Feeling und exzellentes Gitarrenspiel aufblitzen. Auffällig, dass er damals seine nun zu hörenden Lieder allesamt eine Spur schneller vortrug, als sein aktuelles Songmaterial. Einen ganz starken Eindruck hinterließ der Saxophonist 'Fut Richard' Druke der sich vor allem bei "Back Door Santa" die Lunge aus dem Leib blies.
Über drei Jahrzehnte später hat er im letzten Jahr mit "Saints And Sinners" ein Album zu Leben erweckt, das in seiner Gesamtheit sehr kompakt wirkt und dabei einen erheblichen Unterschied zu 1982 erkennen lässt: einen unverkennbaren Reifeprozess, der seine aktuellen Tracks dementsprechend viel routinierter erklingen lässt, aber eben auch ganz anders, als seine Songs, die er Anfang der 80er seinen Fans offerierte.
Dass er sich nach wie vor hauptsächlich dem Blues widmet, ist relativ schnell herauszuhören und mit "Hootin' & Hollerin'" habe ich eine ansprechende Hörprobe parat. Sein Saitengezupfe spiegelt sich auf hohem soften Niveau wider, wirkt nie überspielt und artet nicht einmal ansatzweise in sinnloser Frickelei aus. Nein, seine Songarchitektur ist wohldurchdacht und seine Soli sind absolut zielgerecht platziert. Zwar eckt er dadurch nie an, sorgt aber dafür für ein wohliges Hörvergnügen. Der Stil der Platte ist eine Mischung aus Blues Rock, Chicago Blues, etwas Jazz und Boogie. Sein Gesang, nun gut, ist nicht von schlechten Eltern, setzt aber auch keine herausragenden Akzente. Diese kleine Kritik ist aber nicht so entscheidend, denn seine Klampferei steht eh mehr im Mittelpunkt des Albums, das er meist ungeschminkt eingespielt und dabei (gut so !) auf jegliche Effekthascherei verzichtet hat. Seine Rhythmusfraktion gibt absolut fehlerfrei den Takt vor und ebnet somit ihrem 'Boss' ein grundsolides Klangfundament, ohne nun selbst für großartige Glanzlichter zu sorgen.
Trotzdem halte ich es für überlegenswert, ob er sein Line-up nicht doch wieder um einen Bläser erweitern sollte. Das ist nämlich der Grund, weshalb ich seine älteren Songs etwas mehr favorisiere. Insgesamt betrachtet habe ich ein gutes Album zu Gehör bekommen, und hätte ich mehr Songs vom Format seines Oldies "How Many More Years", dem absoluten Highlight der Tonkonserve, zum Genießen bekommen, hätte ich sofort eine Kaufempfehlung ausgesprochen. Nun aber möchte ich dem Konsumenten lieber anraten, sich selbst ein Reinhören zu gönnen, um letztlich zu entscheiden, ob man bereit ist, ein paar Euros für "Saints And Sinners" zu investieren.
Line-up:
Paul Filipowicz (vocals, lead guitar)
Dave Remitz (bass)
Brian ''Tito Howard (drums)
Harris Lemberg (piano - #4,6,8, organ - #6)
Jimmy Voegell (piano - #2,5, organ - #4,6,7)
Will 'Smokey' Logg (guitar - #10-12)
'Fut Richard' Druke (saxophone - #10-12)
Randy Joe Fullerton (bass - #10-12)
Rob Strupka (drums - #10-12)
Chuck Solberg (piano - #10-12)
Tracklist
01:Hound Dog Shuffle (3:17)
02:Bluesman (3:52)
03:Your True Lovin' (4:33)
04:Hootin' & Hollerin' (5:53)
05:Good Rockin (3:10)
06:'Fut Richards' Blues (3:48)
07:Where The Blues Comes From (4:21)
08:Everyday - Everynight (2:42)
09:Hey Bossman (4:34)

Bonus Tracks - 1982
10:Back Door Santa (4:45)
11:How Many More Years (6:50)
12:Original Texas Strut (1:08)
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