Anthony Geraci & Boston Blues All-Stars
Fifty Shades Of Blue
Fifty Shades Of Blue Spielzeit: 54:16
Medium: CD
Label: Delta Groove, 2015
Stil: Blues


Review vom 30.10.2015


Wolfgang Giese
Der Keyboarder forderte bereits im Alter von vier Jahren ein Piano. Sein Wunsch war den Eltern Befehl und der Junge konnte seine Leidenschaft somit rasch entwickeln. Mit einem Freund vertrieb er sich die Zeit unter anderem damit, Bluesplatten zu hören. Nach Aussage des Künstlers war es das Album "Chicago Bound" von Jimmy Rogers, das ihn im Alter von sechzehn Jahren ganz besonders beeindruckte. Fünf Jahre später war er mit dem Vorbild auf Tournee. Später sollte Geraci als Sessionmusiker mit Kollegen zusammenspielen, die locker zu den Who's who of the blues zählen, unter anderem Muddy Waters, Big Joe Turner, J.B. Hutto, Big Walter Horton, Otis Rush oder Big Mama Thornton.
Ferner gehört der Musiker zu den Gründungsmitgliedern zweier bedeutender Formationen der Bluesgeschichte, nämlich zu Ronnie Earl And The Broadcasters und Sugar Ray And The Bluetones. Des Keyboarders Stil bezieht seine Quellen unter anderem von vielen Musikern des Boogie Woogie und des Chicago Blues. Letztlich bezeichnet er seinen Stil selbst als 'Anthony Blues Stew.' Für Anthony Geraci And The Boston Blues All-Stars stellt "Fifty Shades Of Blue" sein Debüt, auf dem Label Delta Groove Music, dar. Alle Musiker spielen bereits lange zusammen, und genau das spürt und hört man aufgrund dieser dichten Einheit im Ausdruck auch.
Die Musik ist ein brillantes Abbild eines Teils der Bluesgeschichte. Es beginnt mit "Everything I Do Is Wrong" im feinsten Chicago Blues-Stil sehr traditionell im Ausdruck und setzt sich mit "Fifty Shades Of Blue", als Shuffle im Offbeat, packend fort. So geht es durch die Bank weiter, als würden hier die alten Blueser der Fifties/Sixties agieren. Es klingt nach Little Walter, T Bone Walker, Sonny Boy Williamson II, Otis Rush, Buddy Guy, Muddy Waters und anderen. "Don't Keep Me Waiting" jedoch schlingert in Richtung einer ganz jazzigen Ballade mit croonenden Elementen. "Too Late For Coffee" ist auch ganz anders, mit "Cry A Million Tears" schleicht sich eine bewegende Ballade ein und mit "Your Turn To Cry" jubilieren die Gospel-Elemente. Da schwingt ein Hauch von Ray Charles mit - naheliegend ist es, denn immer wieder erinnert die eine oder andere Stimmung an die Musik von Ronnie Earl.
Alle Beiträge der Gäste sind eigentlich sehr hervorzuheben. Ganz besonders packend finde ich es, wenn Michelle 'Evil Gal' Willson zum Mikrofon greift. Aber letztlich sind es alle Sänger, die den Nichtsänger Geraci auf sehr einfühlsame Weise unterstützen, die diese Aufgabe mit Bravour meistern.
Weil Anthony Geraci Keyboarder ist, könnte man eigentlich eine stark am Keyboard orientierte Platte erwarten, doch dem ist überhaupt nicht so. Denn ob es die großartig geblasene Harmonika von Sugar Ray Norcia ist oder die stets präsente und immer großartig und beeindruckend gespielte Gitarre von Monster Mike Welch, bleiben sie jeweils gleichberechtigt mit den kraftvollen Piano- und Orgeleinschüben des Protagonisten.
So bleibt mir abschließend festzustellen, dass dieses Album eines jener ist, die bei mir den Glauben an den guten und hochwertigen Blues aufrechterhalten, auch wenn es wie hier Bleichgesichter sind, die diese Musik so fantastisch authentisch und gefühlvoll vortragen. Ja, es ist ein wahrer Genuss, einen dicken Tipp ist das allemal wert!
Line-up:
Anthony Geraci (piano & Hammond organ)
Monster Mike Welch (guitar)
Michael 'Mudcat' Ward (acoustic/electric bass)
Marty Richards (drums, all tracks except #2,4)
Sugar Ray Norcia (vocals - #2-4,6,8,12, harmonica - #3,4,12, Native American flute -#13)
Darrell Nulisch (vocals - #1,7,10, harmonica -#7)
Toni Lynn Washington (vocals - #9)
Michelle 'Evil Gal' Willson (vocals - #2,5)
Neil Gouvin (drums - #2,4)
Tracklist
01:Everything I Do Is Wrong (3:25)
02:Fifty Shades of Blue (3:28)
03:Sad But True (3:56)
04:Heard That Tutwiler Whistle Blow (5:21)
05:If You Want To Get To Heaven (4:20)
06:Don't Keep Me Waiting (4:14)
07:The Blues Never Sleeps (3:17)
08:Too Late For Coffee (2:56)
09:Diamonds And Pearls (4:14)
10:Cry A Million Tears (6:00)
11:In The Quicksand, Again (3:14)
12:Your Turn To Cry (3:57)
13:Blues for David Maxwell (6:06)
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