Ben Granfelt / The Last Experience 1994 - 2004
The Last Experience 1994 - 2004
Schon als Gitarrist der finnischen Rockband Leningrad Cowboys, die mir persönlich mehr durch ihre ungewöhnliche Haarpracht als durch ihre Musik aufgefallen waren, wurde Ben Granfelt einem recht großen Publikum als sehr guter und vielseitiger Musiker bekannt. Vor allem durch ihre Liveauftritte mit einer wahnsinnigen Bühnenshow kamen die Jungs aus dem hohen Norden bei den Fans immer hervorragend an und verwandelten jeden Saal in ein Tollhaus.
Als dann Andy Powell einen Ersatzmann für Mark Birch bei seiner Band Wishbone Ash suchte, war Granfelt sofort zur Stelle und bekam den Job. Hier konnte er sich an den sechs Saiten so richtig austoben, wobei ihm die langen und abwechslungsreichen Songs natürlich sehr entgegen kamen.
Ende 2004 entschloss sich Ben Granfelt dann, seine Solokarriere weiter auszubauen und gründete die Ben Granfelt Band, mit der er sich, unter anderem im Vorprogramm von Robin Trower, auch schon in Deutschland vorstellte.
Nun aber zu der aktuellen CD. Diese Compilation enthält Werke aus allen bisher erschienenen Alben, und das sind sind mit "The Truth" (1994), "Radio Friendly" (1996), "E.G.O." (1999), "All I Want To Be" (2001) immerhin vier Studio Alben und mit "Live" aus dem Jahr 1997 auch ein Konzertmitschnitt, die aber allesamt außerhalb Finnlands sehr schwer zu bekommen sind. Außerdem sind mit "Last Notes" und "XXX" zwei bisher unveröffentlichte Titel zu hören.
Insgesamt gibt dieser Silberling einen Überblick über die gesamte Bandbreite, die Ben Granfelt so drauf hat. Vom richtigen Losgehrocker "All I Want To Be" mit verzerrtem Gesang und Hammersolo in der Mitte, bis zum abwechslungsreichen "Keep Tomorrow Free", bei dem sich seichte akustische Teile mit schnelleren E-Gitarren ablösen.
Das Instrumental "Snow King" könnte ohne Schwierigkeiten auf dem Wishbone Ash Album "Nouveau Calls" zu finden sein. Satt nach vorn geht es dann auch wieder mit "What We Are". Straiter Rock mit schönem Harmoniegesang.
Schließlich rollt mein absoluter Favorit aus den Boxen. "Faith, Hope & Love", nicht umsonst auf der letzten Wishbone Ash CD "Bona Fide" enthalten, geht mit seinen Tempowechseln sofort ins Ohr. Dazu absolute Orgien an der Leadgitarre.
Ein richtiger Mitsinger folgt mit "Home". Da zucken sofort alle beweglichen Glieder, und der andauernde Wechsel zwischen Stimme und Gitarre lässt einen total abheben.
Ruhig und gefühlvoll kommt "Last Notes" daher. Das hätte auch ein Joe Satriani oder ein Peter Green zu Zeiten seines Soloalbums "In The Skies" nicht besser hingekriegt. Auch hier wieder keine Vocals, dafür eine dezente Keyboard Untermalung.
Mit den letzten beiden Songs aus dem "Live" Album geht es dann noch mal richtig zur Sache. Energie pur. Nur direkt nach vorne. Bei diesen zwei Instrumentals kann man sich allein auf Bens Gitarrenläufe konzentrieren.
Insgesamt liegt hier ein sehr abwechslungsreiches Album vor, das man am Besten allein, mit Kopfhörern und bei voller Konzentration hören sollte. Dann wird man sehr schnell von einer wunderbaren Stimmung erfasst und mitgerissen. Und zur Not helfen auch noch ein paar Pils zu einer weiteren Steigerung.


Spielzeit: 72,18 Minuten, Medium: CD, Megamania, 2005
1:All I Want To Be 2:Keep Tomorrow Free 3:Snowking 4:What We Are 5:Faith Hope & Love 6:Home 7:Power Of Passion 2001 8:Picture Perfect Reality 9:Lat Notes 10:Morning Mist 11:Passport 12:XXX 13:Falling For You Again 14:Crashing Down 15:Checkered Flag 16:Slapshot
Jürgen Bauerochse, 24.06.2005