Flip Grater / While I'm Awake I'm At War
While I'm Awake I'm At War Spielzeit: 35:06
Medium: CD
Label: Make My Day, 2011
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 25.03.2011


Wolfgang Giese
Francoise Hardy unter dem Einfluss von Valium?
Was von mir zunächst, nach zwei Titeln, als Stilelement wahrgenommen wird, nutzt sich im Laufe der Platte einfach ab. Wer darüber hinaus zu Depressionen neigt, mag sich entweder angenehm angesprochen fühlen, weil er/sie glaubt, eine Gleichgesinnte gefunden zu haben oder aber man wird noch stärker hinabgezogen. Also - einfach alles ausschalten und drauflos mit den Eindrücken, möglichst sachlich und frei von den Emotionen, die diese Musik freigibt und auslösen kann.
Betrachte ich vorab die Texte, entdecke ich mehr negative denn positive Eindrücke in der Aussage. »I've started a diary, please burn it when I die
Is it true, I will be completely alone
So all my life I have been meaning to come through but I disappoint you every time.«
Ich lese viel Trauer, Melancholie, Enttäuschung, Selbstzweifel. Insofern ist die musikalische Umsetzung hervorragend gelungen.
Neben der stark ausgeprägten melancholischen Grundstimmung offenbart sich mir allerdings auch eine große Schönheit, zum Beispiel ist gleich der erste Track stark davon gekennzeichnet. Über dem zart gezupften akustischem Gitarrenarrangement sind es die Violinen, die wie Watte weich einbetten. Darüber die schon fast gehauchte Stimme, die zum sofortigen Entschleunigen einlädt. In gewisser Weise lässt Leonard Cohen grüßen. Aber auch eine starke Ausprägung zu Nick Drake kann ich nicht von der Hand weisen. Ich glaube, dieser Song bleibt mein Lieblingsstück der Platte. Denn einerseits verliert diese sehr ruhige Atmosphäre für mich schnell an Wirkung und andererseits empfinde ich das, was ich beim Eröffnungsstück fühle, nicht mehr entsprechend.
Bei "Careful" kommt Bewegung in die Angelegenheit. Schlagzeug und E-Gitarre bringen etwas Bewegung in die Musik; mir fällt als Vergleich eine etwas flottere Suzanne Vega ein. Doch bleibt hier der Gesang sehr flach am Boden, trotz des etwas leicht geschwungen gesungenen Refrains. Fast wie ein Kinderlied anmutend hüpft "Golden Trinket (So Long)" mit gezupfter Gitarre dahin.
"Oh My Word" ist ein Duett mit Ritchie Setford und sehr sparsam ausgestattet. Wie bei den meisten Titeln ist es ein Soloinstrument, das aus der Lethargie reißt, hier ist es die wunderbar leicht kratzige Violine von Sam Prebble. Reibung bietet der Gegensatz zwischen der vordergründig eingesetzten, elektrischen Rhythmusgitarre in Verbindung mit den zarten Violinenklängen auf "Low Light".
Fazit: Auch hier wieder vieles, das Hörer in zwei Lager spalten kann, oder drei oder mehr? Mir jedenfalls geht es so, dass es a von der Stimmung abhängt, in der ich diese Musik höre und b ich mir vorbehalte, welche Tracks ich hören möchte. Gibt es doch einige, die mich faszinieren und andere, die mich schlichtweg langweilen.
So empfehle ich jedem, sein eigenes Urteil zu bilden, rate also niemandem, diese Platte 'links liegen zu lassen', denn sie ist objektiv gesehen nicht schlecht und einen Höranlauf wert, ganz bestimmt! Die Faszination mag sich für einige daraus ergeben, dass mit schlichter Eleganz Musik vorgetragen wird, die nicht aufregt. Und dazu sind es verschiedene Solisten, die kleine funkelnde Diamanten auf dem einen oder anderen Stück angebracht haben. Es lohnt sich, genau diese zu suchen!
Nach der Veröffentlichung einer EP und drei Alben zwischen 2006 und 2010 ist dieses der vierte Longplayer der Neuseeländerin.
Line-up:
Flip Grater (vocals, acoustic guitars, background vocals, electric guitar - #8, 10, 11, organ - #8, percussion - #11)
Matt Short (acoustic guitars - #1, 5, 7, 9, bass - #2, 4, 6)
Gareth Thomas (piano accordion - #1, 4)
Dianne Swann (background vocals - #1,2, 4, 6, percussion - #11)
Sophie Kinston (violins -#1, 10, strings - #2)
Andrew Keoghan (acoustic guitars - #2)
Chris O'Connor (drums - #2, 4, 6, 10)
Olly Harmer (percussion - #2, 9, 11, acoustic guitars - #4)
Geoff Maddock (background vocals - #2, 4, acoustic guitars - #3, electric guitar - #2, 4, 7, 11, piano - #3, slide guitar - #6, bass - #11)
Tim Guy (acoustic guitars - #4, background vocals - #4, percussion - #8, 11)
Sam Prebble (mandolin - #4, 9, 11, violin - #7)
LA Mitchell (piano - #4, 6, organ - #11)
Ritchie Setford (background vocals - #7, 11)
Jason Smith (piano - #9)
Tracklist
01:While I'm Awake I'm At War
02:Burn It When I Die
03:Find Me
04:Careful
05:Golden Trinket (So Long)
06:I Am Gone
07:Oh My Word
08:My Old Shoes
09:Bullet That I Ride
10:Low Light
11:Be Kind
(all songs written by Flip Grater)
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