The Gentle Lurch / Workingman's Lurch
Workingman's Lurch Spielzeit: 53:42
Medium: CD
Label: K&F Records, 2014
Stil: Indie

Review vom 28.08.2014


Wolfgang Giese
Eine Band aus Dresden, The Gentle Lurch, stellt sich hier mit "Workingman's Lurch", ihrer dritten veröffentlichten Platte seit 2007, vor. Eines ist schon einmal klar: Das ist alles andere als Mainstream. Bereits beim Hören des ersten Stückes stoße ich auf recht viele Eindrücke, auf verschiedene Spielarten. Glaube ich in einem Augenblick, ich nähere mich einer Musik in Richtung des Penguin Cafe Orchestra, so kann sich das im nächsten Augenblick schon ändern.
Leicht nasaler, mehr gesprochener als gesungener Gesang sowie verträumte und verklärte Stimmung erzeugende Streicherparts scheinen mich in eine andere Welt entführen zu wollen. Doch ist es der Vokalbeitrag, der mich in die Realität zurückholt. Nicht, dass dieser nicht zur Stimmung passen würde, sondern es ist eindeutig subjektiv, dass ich mit dieser Atmosphäre besser ohne den Gesang umgehen könnte. Auch zum Beispiel bei "Cannot", wo offensichtlich Cornelia Mothes den Gesang übernimmt, kann mich das nicht überzeugen. Einerseits versucht sie zwar, etwas Pep in die Musik zu bringen - Musik, die in der Tat ungewöhnlich und verspielt ist und Überraschungen birgt. Aber andererseits wirkt für mich auch hier der Gesang nicht als integrierter Bestandteil der an sich sehr ansprechenden musikalischen Ausgestaltung. Diese steckt voller Überraschungen: So wechselt die Stimmung oft, viele Spielarten werden vorgestellt, mit Elementen aus Pop, Folk oder Rock. Und hier wird so manches Mal die Americana-Schiene vorsichtig beschritten.
Beim Titelsong wird dann fast ganz gesprochen - nun ja, ansatzweise schimmert immerhin jene Art zu singen, wie man es von Leonard Cohen kennt, durch. Insofern ist die Musik an Abwechslung nicht arm. Von zart getupften Melodien, wie bei "Frank's Song No. II", bis hin zu kräftig ambitioniertem Sound im 'Indie-Kleid', bei "Our Bodies Become The Ground", ist für verschiedene Richtungen Raum gelassen worden. Doch meistens geht es eher ruhig und beschaulich zu. Mancher Song klingt wie mit einem Hauch von Depression behaftet und melancholisch haucht eine nach Lagerfeuer klingende Mundharmonika über Pianoklängen auf "Some Pieces Of Advice To The Golden Bream". Dieses ist eines der Stücke, die mit ihrem Arrangement glänzen. Hier liegt eine große Stärke der Band - gerade dann, wenn es Ruhe ist, die dargestellt wird. Hier schwingt dann auch noch etwas Nick Cave mit.
Doch, ich muss es leider wiederholen, mit dem Gesang kann ich mich nicht bei jedem Stück anfreunden. Wenn ich dann die Wahl hätte, würde ich die Beiträge von Cornelia Mothes wesentlich reduzieren, weil ich meine, dass sie sich für die meisten der atmosphärischen Songs nicht unbedingt eignet, und mich dann sogar eher stört. Denn der Sprechgesang von Lars Hiller fügt sich doch besser ein und er vermag zumindest diese besondere Stimmung passend umzusetzen, gerade dann, wenn es ein wenig düsterer wirkt.
Kunstvoll wirken viele Arrangements, in ihrer Zurückhaltung wirken sie geheimnisvoll und lassen Raum für Assoziationen. So hinterlässt die Platte bei mir Licht und Schatten. Neben vielen guten Ansätzen, von denen die meisten auch gut umgesetzt wurden, sehe ich noch den einen oder anderen Mangel in der Ausführung. Wären diese verschwunden, hätte es wirklich etwas außergewöhnlich Besonderes werden können. So bleibt es 'nur' beim Besonderen.
Line-up:
Lars Hiller (guitars, vocals, banjo)
Cornelia Mothes (piano, vocals, clarinet, organ)
Frank Heim (guitars, pedal steel, vocals)
Timo Lippold (bass, piano, backing vocals)
Ronny Wunderwald (drums, percussion, backing vocals)

With:
Johannes Gerstengabe (guitars, mandolin, banjo, synth)
Ludwig Bauer (clarinet)
Alina Gropper (violin)
Magdalena Baudisch (cello)
Michael Spiecker (violin)
Anne Volkmann (choir of mothers)
Christine Schrader (choir of mothers)
Diana Weilandt (choir of mothers)
Romy Forke (choir of mothers)
Tina Waschko (choir of mothers)
Tracklist
01:The Darkest Grove Of Pines
02:Cannot
03:All Things Come
04:Frank's Song No. II
05:On How To Tamp Leaks
06:Workingman's Lurch
07:Our Bodies Become The Ground
08:Don't Tell, My Brother
09:Still Life
10:Some Pieces Of Advice To The Golden Bream
11:Nesting
(all songs written by The Gentle Lurch,
words by Cornelia Mothes and Lars Hiller)
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