Girlschool, Wizz Wizzard
01.06.2013, L.O.A.F., Eupen (B)
Flyer
Girlschool und Wizz Wizzard
L.O.A.F., Eupen (B)
01. Juni 2013
Konzertbericht
Stil: Metal

Artikel vom 30.06.2013


Jochen v. Arnim
Kürzlich fand an der grenznahen Wesertalsperre bei Eupen in Belgien ein kleines, aber sehr feines Festival mit dem schönen Namen L.O.A.F. statt. Dieser leitet sich von der geografischen Bezeichnung Langesthal ab, mit der ein Talverlauf (welch Wunder) unterhalb eines Stausees bezeichnet wird. Und an eben diesem Stausee, direkt neben der Staumauer eindrücklich gelegen, war auf der Festwiese die komplette Logistik für besagte Veranstaltung bereits zum neunten Mal installiert worden. Der Erlös dieses vom Verein Rockaid organisierten Events geht in jedem Jahr an eine karitative Einrichtung in der Region und man konnte so schon wichtige Beiträge zu Rettungshubschraubern oder medizinischen Versorgungen leisten - Hut ab!
Dem Schreiber dieser Zeilen waren bereits im Vorfeld zwei Namen besonders ins Auge gestochen und diese sollten dann auch der Kern meines Besuchs werden: Girlschool und Wizz Wizzard. Zu Ersteren muss wohl kaum ein Wort verloren werden, denn wer kennt die NWoBHM-Legende nicht zumindest mal dem Namen nach. Zweitgenannter mag da unter einem Großteil der Leserschaft schon eher Fragezeichen aufwerfen. Es handelt sich hierbei um eine Old School Metal-Band aus der belgischen Küstenregion, die eigentlich erst seit ca. fünf Jahren unter diesem Namen unterwegs ist. Trotzdem ist die einhellige Meinung zu dem Metalquintett landauf und landab mehr als positiv und besonders die Live-Qualitäten werden hoch gelobt.
Da mir außer einigen Clips von einer weltweiten Videoplattform nicht viel mehr bekannt war, stand es für mich außer Frage, die Jungs mal heimatnah ansehen zu müssen. Aber auch meine letzten Live-Erlebnisse mit den Mädels von Girlschool liegen so weit zurück, dass die Erinnerung schon verblasst ist und so konnte ich bereits nach kurzer Fahrzeit dem geschäftigen Treiben auf dem gemütlichen Festivalgelände beiwohnen, wo gerade Umbaupause angesagt war, um alles für den Auftritt der vier Britinnen vorzubereiten.
GirlschoolInsgeheim hatte ich mir eine kleine mentale Liste gemacht, voll mit Songs, die ich gerne wieder mal live hören und sehen wollte. Dass ich mir im Vorfeld dazu noch einmal die aufgekochte Version ihres alten Albums Hit And Run reingezogen habe, versteht sich von selbst. Irgendwann verschwand dann auch die Stage-Crew von der Bühne, nachdem Denise ihre Trommeln selber getestet hatte, und der kurzen Ansage folgte das Quartett in persona unmittelbar ins Rampenlicht. Es folgte wie erhofft Hit auf Hit, ob es die "Demolition Boys" waren, die man uns um die Ohren knallte oder "Hit And Run" oder "Screaming Blue Murder". Mit ungezügelter Energie jagten die vier Ladies ihren Metal über die Talsperre in die hereinbrechende Nacht hinaus. Leichter Nebel zog sich über das Tal und der dampfende Atem auf der Bühne gab der Szenerie noch ein kleines Extra. Kalt war es und manch ein Besucher zog den Kragen hoch. Nicht so unsere Lead Gitarristin Jackie Chambers, die sich stattdessen ihrer Lederjacke entledigte, gefolgt vom lapidaren Kommentar ihrer Bandkollegin und Sängerin Kim McAuliffe, dass sie eben ein »tough Northern girl« sei.
GirlschoolLicht und Sound waren gut und auch die Lautstärke so gut reguliert, dass man es prima in der ersten Reihe aushalten konnte. Schön zu sehen war zudem die Spielfreude, mit der nicht zuletzt auch Enid Williams am Bass agierte. Mit logischer Ausnahme der Schlagzeugerin Denise Dufort wagten alle drei Kolleginnen ab und zu mal einen kleinen Ausflug nach ganz vorn über die Monitore hinaus. Nicht, dass es zusätzlicher Animation für das Publikum bedurft hätte, um zu "Yeah Right", "The Hunter" oder "Emergency" kräftig abzurocken, das schaffte die Band auch schon mit der Musik allein. Trotzdem wurde die fortwährende Kommunikation, sei es mittels Ansagen zwischen den Songs oder diesen Gesten, mehr als positiv aufgenommen. So war es dann natürlich kein Wunder, dass die Band nach der letzten Nummer lautstark wieder auf die Bühne geklatscht wurde. Noch ein letztes Mal Metal aus Frauenhand und dann gingen die Lichter endgültig aus. Schade, ich hätte noch gut und gerne eine halbe Stunde mehr vertragen können, aber auch so darf man mit Fug und Recht von einem gelungenen Auftritt sprechen.
Girlschool    Girlschool    Girlschool
Girlschool    Girlschool    Girlschool
Wizz WizzardEin paar lockere Gespräche und einige Bierchen später ging dann das geschäftige Treiben auf der Bühne dem Ende zu und die Umbaupause war vorüber: Mit Licht und Nebel knallten die Jungs von Wizz Wizzard die ersten Akkorde in die Nacht. Was folgte, war ein richtig tightes Set voll von gutem Metal der altbewährten Sorte, Old School eben. Harte Riffs und satter Rhythmus von Bass und Drums boten die perfekte Basis für den Meister Wizz himself, der mit einer beeindruckenden Stimme für eine in sich passende Mischung aus Hard Rock und Metal der feinen Sorte sorgte. Musste ich mehr an Maiden oder an Sabbath denken? Ich weiß es gar nicht und letztendlich ist es auch egal, wer an welcher Stelle etwas mehr durchschien. Die Einflüsse liegen zwar auf der Hand, aber wir haben es nicht mit einer Tribute-Band zu tun. Das ist alles fein säuberlich selbst gestrickt und die fünf Herren wussten sehr wohl, ihre Songs zielgruppengerecht an den Mann zu bringen.
Wizz WizzardGerade erst ist das Debütalbum "Tears From The Moon" erschienen, aus dem die Mannen um Wizz auch ein paar Songs zum Besten gaben. So trug "Six Feet Under" perfekt zur Szenerie im Wald am Stausee bei: Fast schon Sabbath-artig zog sich die Melodieführung aus den Marshalls und dazu die Stimme, diese Stimme. Ein wenig schoss mir manchmal Ozzy durch den Kopf, aber das allein würde nicht reichen. Trotzdem ruft Wizz in mir Assoziationen an dieses 'ölige' Organ des 'Prince Of Darkness' hervor.
Sehr gut gefällt mir auch der Titelsong "Tears From The Moon", dessen Refrain für mich seit diesem Zeitpunkt Ohrwurmqualität hat. Maiden meets "Shot In The Dark", ebenfalls vollkommen frei assoziiert und überaus subjektiv. Alles wurde total klasse performt und vom lederbewehrten Publikum dankbar aufgenommen. (Wer auch immer mich seinerzeit auf den Namen Wizz Wizzard gestoßen hat, der hat sich einen Abend freies Trinken verdient.) Zwischendurch wurde immer wieder mal von Vollgas auf ein etwas verhalteneres Tempo gewechselt, damit nur ja keine Langeweile aufkommen konnte. Die Gitarristen SMB und Sluize machten ihrem Ruf als Metal-Musiker alle Ehre und die Rhythmusfraktion aus D-Troy am Bass und Steve DC an den Fellen leistete solideste Arbeit. Ein paar flinke Soli auf der Axt gab es dann auch an passender Stelle, souverän und vor allen Dingen schön unprätentiös vorgetragen. Da war kein überkandideltes Rumgehopse und Posing, alles natürlich und eben Old School - der Gang zum Merch-Stand nach dem knackigen Set war dann nur noch reine Formsache!
Herzlichen Dank an Picsou Gerkens und der Orga des L.O.A.F.-Festivals für die freundliche Zusammenarbeit. Es war ein äußerst lohnenswerter Abend an der Talsperre und ich freue mich schon auf die nächste Veranstaltung (und dann aber den ganzen Tag…). Mehr darüber zu gegebener Zeit.
Wizz Wizzard     Wizz Wizzard     Wizz Wizzard
Wizz Wizzard    Wizz Wizzard    Wizz Wizzard
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