Spielzeit: 52:29 Medium: CD Label: Wacken Records, 2008 Stil: Metal Punk Rock Review vom 22.10.2008 Mike Kempf

Als Ende 1978 Girlschool mit "Take It All Away" ihre erste Single auf Vinyl veröffentlichten, konnte noch keiner ahnen, dass Auftritte als Support von Motörhead, Black Sabbath und Rush folgen sollten. 30 Jahre später, am 24. Oktober 2008, gehen die englischen Ladys mit ihrem neusten Album "Legacy" an den Start.

Die metallischen Powerfrauen eröffnen den Silberling mit "Everything's The Same" und zeigen gleich wo der Hammer hängt. Schlagharte Drums, kräftige Gitarrenriffs und eine klasse Rockröhre am Mikro. Rockerherz was willst Du mehr! Dass die englischen Rockladys noch lange nicht zum alten Eisen gehören, beweist "From The Other Side". Ein Track, der das Zeug zu einem Hit in den Charts hat, nicht zuletzt weil hier Jackie Chambers erstmalig spielstarke Soli beisteuert - Respekt! Nach "I Spy (Girlschool Mix)", einer metallischen Ballade, folgt "Spend Spend Spend". Der Titel könnte auch "Speed Speed Speed" heißen! Wieder gibt es klasse Gitarrenriffs auf die Lauschlappen und Kim McAuliffe beweist, dass ihr Gesang sehr ausdrucksstark rüberkommen kann, während Jackie ihrer Klampfe einiges abverlangt! Ein richtiger Metalkracher ist "Whole New World", starker Rhythmuswechsel mit abgehacktem Ende prägen diesen Song. Denis Dufort gibt an ihren Fellen die Vorlage für "Just Another Day", und ihre Drums bleiben bei diesem Song weiterhin tonangebend. Ich bin nach der Hälfte des Tonträgers so richtig warm gelaufen. Doch zum Regenerieren bleibt keine Zeit, "Legend" betäubt lustvoll mein Trommelfell und geht bei mir als astreine Hardrock-Nummer durch. Es folgt "Still Waters", und wieder überzeugen mich die Qualitäten von Denis an ihrem Kraftwerk. Doch auch der Rest der Band spielt auf einem sehr hohen Niveau!

"Metropolis", ein Track von Motörhead, wird gecovert und besticht durch Jackies messerscharfe Gitarrensoli. Zum Ende nimmt der Track enorm an Fahrt auf, um dann ganz abrupt zu enden. Nach "Don't Mess Around", einer schnell vorgetragenen Rocknummer, wirft Girlschool "Zeitgeist" ins Rennen. Oh ja! Hier wird der Zeitgeist wirklich getroffen. Eine moderne Rocknummer mit allem, was der Zuhörer, der auf metallischen Punkrock steht, hören will. Zum Finale gibt's "Don't Talk To Me" auf die Lauschlappen. Hier holt die Band nochmals alles aus sich heraus. Doch Stop! Irgendetwas stimmt nicht! Tatsächlich höre ich nun eine männliche Stimme. Lemmy sorgt hier für den Gesang, das Bassspiel und bedient zum Schluss auch noch die Triangel! Dadurch erhält der Song eine ungewohnte Würze, die dafür sorgt, dass der Tonträger letztlich zu 100 % überzeugt.

Doch mein endgültiges Fazit muss warten, da noch drei Bonus-Tracks geboten werden! Das nenn ich Service an den Fan! "I Spy" hatten wir zwar schon, doch dieser Mix steht dem anderen in nichts nach. "Emergency" wird wieder in gewohnter Girlschool-Manier präsentiert; schnell, rockig und hart. Zum endgültigen Finale gibt es mit "London" ein Gedenken an ihre Heimatmetropole. Nach einem Sirenengeheul wird in knapp drei Minuten voller rasantem Tempo der Track nach Hause geschmettert!

Dass Girlschool seit 30 Jahren im Geschäft tätig sind merkt man, da die Band sehr eingespielt wirkt. Die Rockröhre von Kim passt ebenso wie das Gitarrenspektakel Jackies. Dazu eine erfahrene Schlagzeugerin, die den männlichen Kollegen im schnellen, aggressiven, harten Schlagen, absolut Konkurrenz machen kann. Da auch Enid Williams eine starke Persönlichkeit am Tieftöner ist, stimmt die Mischung aus Hard- und Punkrock mit metallischen Einflüssen. Hier ist Girlschool ein fast perfektes Album gelungen. 15 Tracks auf einem Tonträger der rockigen Extraklasse verdienen
9 von 10 RockTimes-Uhren!

Line-up:
Kim McAuliffe (vocals, rhythm guitar)
Enid Williams (vocals, bass)
Jackie Chambers (lead guitar)
Denis Dufort (drums)

Guest:
Lemmy (vocals, bass, triangle - #12)