Giuda / Let's Do It Again
Let's Do It Again Spielzeit: 31:16
Medium: CD
Label: Damaged Goods Records, 2013
Stil: Glam Rock


Review vom 01.12.2013


Jürgen B. Volkmar
Beim erstmaligen Hören von Giudas "Let's Do It Again" dachte ich tatsächlich an ein Re-Release einer Band aus den frühen 70ern, als noch Gruppen wie T. Rex, Slade, Racey, Mud und Konsorten die Charts mit ihrem Glam Rock dominierten. Aber absolute Fehlanzeige, hier handelt es sich - man kann es kaum glauben - um eine aktuelle fünfköpfige Formation aus Italien. Allein dafür gebührt ihnen das Echtheitszertifikat im Retrobereich 2013. Man könnte tatsächlich annehmen, die Jungs kämen aus einem Vorort von London, derart authentisch kommen Sound und Gesang rüber. Mit einer Mixtur aus frühem Pub Rock und den Glam- sowie Glitter-Formatvorlagen, kann Giuda tatsächlich das Gefühl einer vergangenen Epoche transportieren und teilweise wieder mit neuem Leben füllen.
Mit Händeklatschen und Füßestampfen, ganz so wie in Gary Glitters besten Zeiten, werden Tracks wie "Wild Tiger Woman" und "Yellow Dash" mit viel Gefühl aus den Boxen gehauen. Witzigerweise erinnert das Outfit an die Zeit, als Slade ihre ersten Gehversuche mit "Get Down And Get With It" machten und von Glam noch keine Spur zu sehen war. Dafür umso mehr von Rock'n'Roll, der sich auch auf "Let's Do It Again" von Anfang bis Ende wie ein roter Faden durchzieht.
Auf dem Cover geben sich Giuda mit ihrem sportlichen Erscheinungsbild aus Stiefeln, Polohemden und den kurzen Haaren mit Koteletten mehr dem Look einer Roller-Skatesmannschaft hin, als dem der typischen Glamrocker aus jener Zeit. Dies ist eigentlich der einzige Stilbruch, der das ansonsten so perfekte Bild etwas mehr in Richtung frühe Pub Rock- und Punk-Zeiten verschiebt. Man denkt hier mehr an Wreckless Eric, The Buzzcocks, Eddie And The Hot Rods und alle diejenigen, die Ende der 70er Jahre die Clubs und Pubs bespielten. Vom ersten Ton an ist der perfekte Partysound angesagt, selbstverständlich im Drei-Akkord-Klang, ganz wie bei den im ersten Absatz genannten Vorbilder (zuzüglich The Sweet). Giuda bringen tatsächlich das Kunststück fertig, den Hörer in eine der aufregendsten und kreativsten Phasen des Rock'n'Roll zu entführen.
Die Zeit, in der Glamour, aufregende Riffs mit hohem Wiedererkennungswert, exzentrische Mode mit Glanz und Glitter, Plateauschuhe, Schminke und Haare in allen Varianten sowie vor allem viel Spaß angesagt war. Giuda wagen das Experiment, sich aus diesem Umfeld zu bedienen und mit all den Versatzstücken, die in dieser Zeit tonangebend waren, einen aktuellen, Glam-orientierten, leicht Pub Rock-infizierten, eigenen Stil zu formen.
Das ist ihnen zweifelsohne gelungen, denn schon nach einmaligem Durchhören hinterlassen die mit fetten Hooklines und zündenden Refrains versetzten Stücke einen bleibenden Eindruck. Bei "Teenage Rebel" hatte der Komponist wahrscheinlich gerade "Fox On The Run" von The Sweet im Ohr, so ähnlich ist das Intro, das allerdings dann den Bogen zum opulenten Power Glam Rock der Siebziger schlägt.
Neben der stilistischen Darbietung ist vor allem die gesangliche Leistung von Vokalist Tenda besonders hervorzuheben. Musikalisch und inhaltlich sind "Rave On", "Hold Me Tight" und "Roller Skates Rule OK" eine Ehrerbietung vor den großen Helden der damaligen Ära, wie Alvin Stardust, Gary Glitter und den Bay City Rollers, wobei letztere hier keinesfalls vergessen werden dürfen. Einzig und allein die Hosen mit den großen Karos fehlen, aber dieses Manko wird durch die Ähnlichkeit bei Klangtechnik und Stilistik mit den Rollers mehr als wettgemacht.
Giuda schaffen es, die Emotionen auf einem sehr hohen Level zu halten und mit neuen Songs einen Nostalgieschub zu produzieren, wie es bisher nur sehr Wenigen gelungen ist. Ich spreche hier von einer Band, die nicht aus dem Ursprungsland dieses Genres stammt und doch das Wesentliche bereits mit ihrer zweiten Veröffentlichung geschafft hat, dafür haben sie die Aufmerksamkeit verdient, die bei einem Werk in der besten Tradition des Glam Rocks, durch zehn Volltreffer ohne einen einzigen Ausfall, die Erwartungen mehr als übertrifft.
Line-up:
Lorenzo Moretti (vocals, guitar)
Ntendarere 'Tenda' Djodji Damas (vocals)
Michele Malagnini (guitar)
Daniele Tarea (drums)
Danilo Valeri (bass)
Tracklist
01:Wild Tiger Woman
02:Yellow Dash
03:Get That Goal
04:Teenage Rebel
05:Rave On
06:Hold Me Tight
07:Roller Skates Rule OK
08:Fat Boy Boogie
09:Get On the Line
10:Hey Hey
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