The Go Set / Same
The Go Set Spielzeit: 32:15
Medium: CD
Label: Bad Dog Records (Cargo Records), 2012
Stil: Celtic Rock, Punk, Ska

Review vom 26.06.2012


Markus Kerren
Genau zehn Jahre ist das australische Quintett The Go Set nun mittlerweile auf den Bühnenbrettern und scheinbar nie enden wollenden Highways unterwegs. Bisher hatten sie sich bei unserem Magazin noch nicht vorgestellt, wollen dies aber nun mit ihrem mittlerweile sechsten, gleichnamigen Album nachholen. Dabei sind die Jungs von Down Under allerdings sehr traditionsbewusst auf ihre (sicherlich vorhandenen) britischen Wurzeln bezogen.
Bereits der Opener "Drums Of Chelsea" klingt extrem angelsächsisch, während die Nummer mit Stakkato-artigen Riffs und einem - wie ein Rohrspatz schimpfenden - Justin Keenan beginnt. Von Anfang an wird klar, dass wir es hier keinesfalls mit einer Schönwettergruppe zu tun haben. Vielmehr haben The Go Set jede Menge Feuer unter dem Allerwertesten, jede Menge Sozialkritik auf der Zunge und auch keine Angst davor, diese laut und deutlich in die Welt hinauszutragen. Sehr wohlwollend fiel mir bereits beim ersten Durchlauf der dichte, druckvolle Sound dieser Scheibe auf, ohne den die enthaltenen Tracks allerdings auch einen eher langsamen Tod gestorben wären.
Dies sollte jedoch keine Kritik am Songwriting des Fünfers gewesen sein, denn in dieser Beziehung (fast das komplette Material wurde vom Frontmann Justin Keenan verfasst) sind die fünf Aussies ziemlich gut aufgestellt. Grundsätzlich kann man das hier vorgelegte Material unter dem Begriff Celtic Rock durchgehen lassen, aber es wird auch ziemlich schnell sehr deutlich, dass der Punk Rock bzw. Gruppen wie The Clash oder New Model Army keine Unbekannten sein dürften. The Go Set selbst sehen zusätzlich The Pogues oder die einheimischen Radio Birdman als große Einflüsse an.
Mit der zu vorletzt genannten Band um den Frontmann Shane MacGowan verbinden die vorgestellten elf Tracks zwar nicht allzu viel, absprechen kann man ihnen die Einflüsse allerdings auch nicht. Neben dem bereits erwähnten Opener wird vor allem noch auf "Halfway To Hell" das Gaspedal verstärkter durchgedrückt. Bei den restlichen Stücken handelt es sich um sehr gut genießbaren Midtempo-Rock, der auch mal den einen oder anderen Ausflug (z.B. bei "Rooftops") in Richtung Ska macht. Der Gesang Keenans kommt herrlich rau und ungeschliffen daher, genau wie wir es von den wilderen Bands des Fünften Kontinents lieben und gewohnt sind.
Dass die Mannschaft aus dem Land der Känguruhs und Didgeridoos auch eine weichere, verträumte Seite hat, stellt sie eindrucksvoll mit dem Rausschmeißer "Belfast Mill" unter Beweis. Eine verklärt romantische Akustik-Gitarre bildet hier den Teppich für den vor Heimweh fast schon klagenden Gesang Keenans. Eine klasse Nummer (dazu als Traditional das einzige nicht selbst komponierte Stück des Albums), die auch einen idealen Abschluss dieser Scheibe darstellt. Dabei handelt es sich aber nicht um den einzigen Titel der zeigt, dass die Australier noch jede Menge Idealismus und Träume haben, denn auch "Liberty Bell" birgt jede Menge Hoffnung und Optimismus auf ein besseres Leben.
Fast durchgehend hat man bei diesem Silberling das Gefühl, dass bei dieser Studio-Produktion doch hier und da mal der Gedanke herrschte, wild gewordene Raubtiere lieber ein bisschen zu zähmen und im Käfig zu lassen. Und genau so herrscht die Impression vor, dass wir es bei The Go Set mit einer geradezu höllisch geilen Live-Band zu tun haben. Wer Truppen wie die bereits erwähnten New Model Army und The Clash, darüber hinaus Leute wie etwa Billy Bragg mag, der sollte unbedingt mal ein Ohr riskieren.
Unbedingt vom Hocker gehauen haben mich The Go Set zwar nicht, aber dennoch hat diese Band ihre ganz eigenen Vorzüge zu bieten, denen man ruhig mal ein Ohr leihen und für sich selbst herausfinden sollte, wie nahe sie dem eigenen Gusto kommt.
Line-up:
Justin Keenan (vocals, guitars)
Ben Fraser (guitars, mandolin, vocals)
Agostino Soldati (drums & percussion)
Evan Young (bass)
Lachlan McSwain (bagpipes)

Mit:
Nick Huggins (mellotron - #7, lap steel - #10)
Justin Garner (additional guitars - #5,8)
Mark Wallace (accordion & piano - #6,9)
Tracklist
01:Drums Of Chelsea
02:The New Age
03:Television Education
04:All Our Friends
05:Speakers Distort
06:Halfway To Hell
07:Rooftops
08:Change The World
09:December
10:Liberty Bell
11:Belfast Mill
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