Ich könnte wetten, dass ich diese Truppe aus dem österreichischen Vorarlberg mal vor ein paar Jahren eben dort live gesehen habe - quasi auf der Durchfahrt während einer Urlaubsreise mitgenommen. Irgendwie erinnere ich mich an bestimmte Komponenten dieser Musik und daran ist nicht zuletzt der Frontmann Schuld.
Christoph Comper ist in der Tat die richtige Besetzung für das, was mittlerweile als die
Kings Of Leon Österreichs bezeichnet wird - die stimmlichen Parallelen sind wahrlich vorhanden. Seit rund zehn Jahren gibt es den Vierer und man hat mit der vorliegenden Scheibe - mit äußerst ungewöhnlichem Titel - bereits den vierten Longplayer aufgelegt, der schon seit November 2011 auf dem Markt ist. Das Digipak kommt recht cool daher, weist einige Fotos der Bandmitglieder in fast schon groteskem Arrangement auf. Man hat sich als Kulisse ein Wohnzimmer in den Wald gestellt und posiert mit Wolfsfellen behangen. Ansonsten ist die Informationsausbeute etwas mager, aber das hat der geschätzte Kollege
Norbert ja bereits vor
fünf Jahren angemerkt.
Mit einer Spielzeit von gerade mal etwas mehr als dreißig Minuten schrammt die Band für mein persönliches Empfinden haarscharf am Format einer EP vorbei, schafft es aber trotzdem, acht Songs unterzubringen. Acht Songs, die geprägt sind von Gitarrensounds und markantem Gesang. Selbstverständlich liefern die Kollegen der Rhythmusfraktion, Raimund Natter am Bass und Mathias Niederwolfsgruber (nomen est omen?) an den Fellen (haha!) ihren wichtigen Beitrag, treiben die Tracks in Intros (z. B. bei "The Attraction Of Neonlight") und anderen Passagen immer wieder nach vorne und sorgen für einen in sich stimmigen Sound. Stichwort Sound: Der ist für eine Eigenproduktion vollkommen in Ordnung und passt zur Musik. Musik, der man abnimmt, dass die Macher an den Instrumenten das ehrliche Anliegen zu handgemachter Mucke haben. Schweiß, Hirn und Herz sieht das Quartett als wichtigsten Bestandteil eines Songs an und das nimmt man ihm unwidersprochen ab.
Man hört auch bei dieser CD wieder, dass die gemeinsam in London verbrachte Zeit nicht spurlos an der Band vorübergegangen ist. Da klingen an verschiedenen Ecken und Enden Assoziationen zu Bands durch, die seinerzeit an der Themse ihre Visitenkarten abgegeben haben. Dazu gibt es kleine Ansätze von Folk und ansonsten rühren wir fleißig im Topf der Stilmixe rum, entlehnen mal hier mal da - und auch das passt. Gibt es auf der einen Seite ein treibendes Riff ("Hit The Ground Running"), nimmt man an anderer Stelle das Tempo wieder stark zurück ("Hunt"), lässt
Compers, mit leichtem Hall versehene, Stimme die Texte in die Garage tragen, zwischendurch richtig aufregend schön. Und wenn ich mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster lehnen darf, dann möchte ich eine der Assoziationen doch kurz formulieren. Denkt man sich das leicht verzerrt anmutende Gitarrenspiel auf z. B. "Hunt" weg und ersetzt es durch 'straighte' Töne, packt die Stimme des Sängers dazu, dann hat man eine etwas rohere Ausgabe von
Donnie Munro, dem früheren Sänger der schottischen Folk-Rocker von
Runrig.
Gern würde ich dieses Album mal in der Version einer Geld-spielt-keine-Rolle-Produktion hören, würde aber wahrscheinlich zu dem Schluss kommen, dass die Authentizität der Jungs nicht mehr rüberkommt. Ansonsten bleibt mir die Rückkehr zu meiner eingangs angeführten Erinnerung an eine Show der Band: Die Österreicher gehören für mich auf die Bühne, können dort ihr überaus solides Album wohl noch ehrlicher vortragen, als das der CD-Player vermag.