Grandloom / Sunburst
Sunburst Spielzeit: 50:45
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2011
Stil: Stoner Rock, Psychedelic Rock

Review vom 03.06.2011


Joachim 'Joe' Brookes
In meiner Rezension zur Debüt-EP 5 Dollar Jam steht, dass für Anfang 2011 der erste Longplayer von Grandloom angekündigt wurde. Okay, es kommt immer auf den Standpunkt an und zumindest kann man die erste Hälfte des Jahres auch zum Anfang zählen. Aber was wirklich zählt, ist das, was der Dreier mit der Eigenproduktion (!) "Sunburst" im Big Snuff Studio in seiner Heimatstadt Cottbus aufgenommen hat. Hinzu kommt: »Um den für die Band sehr wichtigen Live-Charakter zu erhalten, wurde alles am Stück eingespielt.«
Also, dann los! Nach der tollen EP wollen wir uns doch gerne ins Vergnügen stürzen und eines möchte ich vorweg schreiben, bevor ich es vergesse: Der Song mit dem englischen Titel "Larry Fairy" lässt sich problemlos ins Deutsche übersetzen und dann heißt es 'Larifari'. Ne, Scherz! Aber darüber ist der Einstieg in die musikalische Stoner Rock-Welt von Grandloom doch gelungen. "Larry Fairy" ist eine von drei Kurzgeschichten auf der neuen CD und beginnt mit einem Vorspiel einer herrlich melodisch-akustischen Gitarre. Das von ihr intonierte Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Komposition und dazwischen hat die E-Gitarre mächtig viel Platz zum Rocken. Grandloom versteht es, ihre Ideen in Szene zu setzen. Ihr Stoner Rock ist komplex. Jede einzelne Schicht hat ihre Daseinsberechtigung und trägt damit zum Gelingen der gesamten Tracks bei. Die Nummern sind sich organisch entwickelnde Kunstwerke. Da gibt es gut gesetzte Breaks, herrlich gestaltete Gitarrenausflüge und mit den Effekten weiß man fantasievoll umzugehen. Stereofonie wird beim Trio groß geschrieben und die Psychedelic kommt auch nicht zu kurz. Im letzten Part strebt der oben bereits erwähnte Song der Bewegungslosigkeit entgegen, nur um dann im Schlussspurt durchzuziehen.
"Woodbridge" erweist sich als äußerst stabile Brücke, die allen Wettern standhalten kann. Das Stück ist von einer gut temperierten Bissigkeit geprägt und was Thomas da mit dem Wah Wah-Pedal zaubert, ist der reinste Wahnsinn. Diese Nummer ist treibender Stoner Rock, genau so wie er sein muss. Bevor es zu den drei Kompositionen mit einer Spielzeit von über zehn Minuten kommt, sollte noch "The Holy Letter" Erwähnung finden. Man spielt auf geschickte Art und Weise mit dem Tempo, der Dynamik und tiefergelegten Riffs. Auch hier machen die Rhythmuswechsel große Laune.
Bei den Longtracks "Orbit Wobbler", "Apollo Moon" und "Earhtvalley" wurden viele Phasen in eine leckere Psychedelic-Tunke getaucht und wenn jemand richtig knackige Stoner Rock-Riffs kreieren kann, dann ist es (auch) Grandloom. Das Trio ist vielseitig, denn es kann auch in höhere Sphären gleiten und dort fühlt man sich ebenfalls pudelwohl. Im Mittelteil von "Apollo Moon" klingt auf weiter Flur nur die Gitarre und Thomas lässt den Hörer quasi fast am ausgestreckten Arm verhungern, denn man weiß überhaupt nicht, welche Fortsetzung die Nummer haben wird. Dann gesellt sich Richi mit Trommelrandspielereien dezent dazu, Hans steigt mit ein und was folgt, ist eine sich langsam, genüsslich aufbauende Welle, die abermals nicht zu kalkulieren ist. Schließlich haben die fetten Riffs wieder das Sagen und dann steuert man mit dem Song-Thema zurück auf die Landebahn des Stücks. Zum Schluss hat Grandloom noch eine Klang-Überraschung im Köcher, aber dazu schreibe ich jetzt nichts. Darüber können sich die Käufer des Albums, das es übrigens auch in einer Vinyl-Ausgabe gibt, freuen.
Fast ein Dutzend Minuten machen den Abschluss von "Sunburst" aus. Grandloom spielt sich in einen wahren Rausch, an dem der Hörer seine Freude hat. Die Sound-Kreationen nehmen ungeahnte Ausmaße an und das Trio schwebt in eine Space-Psychedelic und die eine oder andere Wah Wah-Action findet man auch bei der Zunft der Blues-Rocker. Wenn der Dreier Dampf macht, dann sorgt Bassist Hans für glühende Saiten und in relaxten Parts lässt er seinen Tieftöner zur Gitarre herrlich melodisch klingen. Auch bei "Earthvalley" hat man ein überraschendes Ende parat. Das ist wunderschön intonierter Rock aus den Siebzigerjahren. Klasse! Nun fehlt nur noch der Opener "Orbit Wobbler", dann ist der Song-Sixpack komplett. Schon zu Beginn der Platte wird deutlich, dass sich die drei Musiker nicht nur in Mädels, sondern auch in Melodien verlieben können. Thomas erzeugt Klänge, die glatt von einem Keyboard stammen könnten und immer wieder werden heftig klingende Riffs eingestreut. Beim ersten Track hat man ordentlich Lust auf steinigen Space Rock und zelebriert den auch gekonnt.
In "Sunburst" ist Grandloom Herr der vier Elemente Feuer, Wasser, Luft sowie Erde und man setzt mit dieser Scheibe deutliche Ausrufezeichen. In diesem Sinne, liebe Stoner Rock-Fans ... seht zu, dass das Album schleunigst in eure Sammlung wandert.
Line-up:
Thomas (guitar)
Hans (bass)
Richi (drums)
Tracklist
01:Orbit Wobbler (10:16)
02:Woodbridge (4:20)
03:Apollo Moon (10:12)
04:Larry Fairy (7:05)
05:The Holy Letter (6:44)
06:Earthvalley (11:59)
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