Guinea Pig / Burrito Grande Exp.
Burrito Grande Exp. Spielzeit: 45:59
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2008
Stil: Blues Rock

Review vom 02.09.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Die Vorgeschichte dieser Meerschweinchen ist relativ schnell erzählt. Im Jahr 2004 formierte man sich, um Stevie Ray Vaughan nachzueifern. Das Meerschweinchen kam verdammt oft aus seinem Käfig, man tourt heftigst durch die Lande. Die Band stammt übrigens aus dem itanlienischen Brescia und um sich selbstdienlich einen Feinschliff zu verpassen, wanderte man kurzerhand nach Amerika aus. Im geografischen Dreieck Austin, Nashville und New Orleans wurde mit lokalen Bands gespielt, mit der Absicht, viel zu lernen und die eigenen Fertigkeiten des Songwritings zu verbessern.
Auf der MySpace-Seite des Power-Trios wird als Stil einzig Southern Rock gelistet… und verfehlt damit schon einmal mächtig das Ziel, denn mit ihrer ersten CD sind Guinea Pig beim Genre Blues Rock viel besser aufgehoben.
Stefano Reboli (guitar, vocals), Michele Nolli (bass) und Andrea Sabatti (drums) formen aus Dachlatten eher Streichhölzer, denn ihrer Art des 12-Takters wohnt eine nicht von der Hand zu weisende Heftigkeit an. So könnte man auch schrieben, dass das Meerschweinchen das Rad verdammt lustvoll mit seinen Turbo-Beinen unablässig bis zum Anschlag auf Touren hält, aber das alleine kann es doch nicht sein.
Auch wenn man sich schriftlich als Anhänger von Gov't Mule outet, ist Guinea Pigs Musik von anderer Art…
Dieses 46-minütige Album, live im Studio eingespielt, ist schlichtweg eine ganz scharfe Meerschweinchen-Frischkost, mit der die Kleinstnager auch auf einem Luftkissen schweben könnten.
Reboli verfügt über verdammt flinke Finger, die den Hörer in den ersten Songs beeindrucken können und einen Qualitätsstandard kann man dem Italiener auch nicht absprechen. Einen Hang zum Wah Wah-Pedal hat er ebenfalls.
Davon kann man sich bereits durch den treibenden Opener "The Number Of My Phone" überzeugen. Seine Stimmbänder verfügen leider nicht so ganz über die artistischen Leistungen seiner Finger. Stefano tritt mit viel Engagement ans Mikrofon, klingt sehr emotional, allerdings auch nervig.
Hinzu kommt, dass einem nach dem dritten Track die Wah Wah-Gymnastik doch zu viel wird. Mit dem ersten Stück und den folgenden "Keep On Walkin" sowie "Running Home" sollte man sich die Ohren reinigen, denn der Gitarren-Sound scheint, bildlich ausgedrückt, aus den Ohren zu fließen.
Guinea Pig kann man empfehlen, etwas mehr über die Arrangements der Songs nachzudenken, als mit Überdruck alles im Umfeld der Boxen wegzupusten.
Ansätze einer gewissen Variabilität zeigen "Burrito Grande Exp.", der Titeltrack und das folgende "The Seventh Shot", bei dem man endlich besinnlicher wird. Reboli steht nicht ständig auf dem Pedal. Die Nummer ist eine hörenswerte Zwischenmahlzeit, auch wenn die Gitarre übermächtig präsent ist.
"Heavy Curruba" ist auch gerade kein Pflänzchen der Zärtlichkeit, auch wenn man gesteigerten Wert auch rhythmische Wechsel legt. Steaks werden von der Band noch nicht einmal nach englischer Art serviert. Die sehen kein heißes Pfannenfett, Rohkost ist angesagt. Und doch hört man zum Ende vom Track eine Gitarre, die den Hörer seine Ohren spitzen lässt.
Immer mehr kommt man zu der Überzeugung, dass ohne besagte Pedal-Frickelei mehr drin gewesen wäre. Wohl gemerkt, musikalisch! Für gesangliche Feinheiten sollte man nochmals einen Abstecher in die Staaten machen.
"Fat Ball" funktioniert nach "Heavy Curruba"-Strickmuster. Nach hinten raus besteht man eine Qualitätskontrolle.
Die Modifikation mit dem Wah Wah und dem Funk hatten wir noch nicht, aber "Monga Bong" zeigt in Blitzlichtern, dass der Guitar-Slinger auch davon Ahnung hat und am Ende der Platte fehlt dem Schreiber der akustische Durchblick, denn das "Motorized"-Thema schmeckt arg nach Wiederkäuen.
Statt haufenweise unverarbeitete Kost zu bieten, sollte sich Guinea Pig darum bemühen, mehr Trennschärfe in die Aktionen zu bringen.
Wer aber auf kompromisslosen Blues Rock mit einer heftigen Gitarre steht, findet in "Burrito Grande Exp." eine solide Hör-Plattform.
Für meine Lauscher kommen Überraschungsmomente zu kurz und nur am Rad drehen ist auch nicht der Bringer.
Summa summarum verbrennt die CD verdammt viele Kalorien, kommt allerdings nur auf
5 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Stefano Reboli (guitar, vocals)
Michele Nolli (bass)
Andrea Sabatti (drums)
Tracklist
01:The Number Of My Phone (4:26)
02:Keep On Walkin (4:40)
03:Running Home (4:18)
04:Burrito Grande Exp. (4:44)
05:The Seventh Shot (5:28)
06:Heavy Carruba (6:21)
07:Fat Ball (6:02)
08:Monga Bong (5:12)
09:Motorized (4:43)
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