Jan Garbarek / Afric Pepperbird
Afric Pepperbird Spielzeit: 40:57
Medium: CD
Label: ECM Records, 1990 (1970)
Stil: Jazz


Review vom 19.11.2008


Wolfgang Giese
Keine Frage, hört man heutzutage Garbarek und seine aktuellen Produktionen, so stellt sich meistens ein Wohlgefühl ein, ist er doch mittlerweile als Jazzmusiker 'salonfähig' geworden, und auch Anhänger der New Age-Bewegung dürfte er gewonnen haben.
Bei seinen ersten Veröffentlichungen dürfte dieser spezielle Genießerkreis doch eher abgeschreckt sein. Denn - hier war er viel kreativer, vielseitiger, hatte mehr Kraft, mehr Flexibilität, noch mehr 'Unbequemlichkeit'.
So auch hier bei seinen ersten Aufnahmen für das Label ECM, die 1970 eingespielt wurden
Nun, ich gehöre zu jenen, die Garbarek zu all seinen Phasen genießen können, wenngleich mein Augenmerk doch mehr auf die frühen Jahre gerichtet ist.
Wie schon beim Vorläufer "Esoteric Circle", ist hier freier Jazz die Quelle. Als vielleicht wichtigster Einfluss sei Albert Ayler mit seinem melodienreichen Spiel zu nennen, gemischt mit der Spiritualität John Coltranes und dem expressionistischem Ausdruck Pharoah Sanders'.
Kühle und klare, der norwegischen Landschaft angepasste Klänge werden in freiem Gewand geboten, wobei wir es nicht mit dem gemeinhin als Free Jazz bekannten Sound zu tun haben.
Dazu bietet die Rhythmusgruppe ein viel zu erkennbares Fundament.
Afrikanisches Daumenpiano auf "Skarabée", gepaart mit feinfühlig eingesetztem Schlagzeug lässt Garbarek mitunter schon fast zarte Klänge zum Besten geben, dazu Rypdals klirrende Gitarre.
"Mah-Jong" ist eine Vorstellung von Andersen, brillant untermalt von dem damals bereits so hervorragenden Christensen, und es gibt noch weitere kurze Skizzen....
Christensen glänzt auch wieder auf dem hypnotisch federnden und tänzelnden "Beast Of Kommodo", das längste Stück und für mich das 'Highlight'!
...und natürlich der Titeltrack, der schon fast rockige Züge aufweist und energisch voranprescht!
Fazit: Nicht der ekstatische Free Jazz, wie ich es schon oft beschrieben gesehen habe, sondern schon - wenn auch bisweilen ungewöhnlich strukturierter, freier Jazz mit bereits bestehenden Spuren dessen, was einige Jahre später als ECM-Jazz in vieler Munde war.
Sehr melodische Musik, die den Hörer fordert und die dann feine Nuancen freigibt und auf diese Weise auch ein Wohlgefühl ausstrahlen kann.
Christensen und Andersen als 'tragende' und treibende Elemente für die noch wilden Exkursionen Garbareks und Rypdals irre Mischung aus klirrend-scheppernden Klängen mit rockigen Elementen, auch er sollte später ganz anders klingen!
Daher: Nicht für Garbarek-Einstieger, sondern für Garbarek-Entdecker!
Line-up:
Jan Garbarek (tenor and bass saxophones, clarinet, flutes, percussion )
Terje Rypdal (guitar, bugle)
Arild Andersen (bass, african thumb piano, xylophone )
Jon Christensen (drums, percussion)
Tracklist
01:Skarabée [Garbarek] (6:19)
02:Mah-Jong [Andersen] (1:56)
03:Beast of Kommodo [Garbarek] (12:27)
04:Blow Away Zone [Garbarek] (8:41)
05:Myb [Andersen] (1:53)
06:Concentus [Andersen] (0:53 )
07:Afric Pepperbird [Garbarek] (7:58)
08:Blupp [Christensen] (1:08)
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