Jan Garbarek Group
24.04.2007, Musik- und Kongresshalle, Lübeck
Jan Garbarek Group
Jan Garbarek Group
Musik- und Kongresshalle Lübeck
24. April 2007
Konzertbericht
Stil: Jazz Rock


Artikel vom 16.05.2007


Tom H. Machoy
Ein Abend des Hörgenusses!
Ich hatte mich schon riesig gefreut, als ich hörte, dass Jan Garbarek ein Konzert in Lübeck geben würde.
Da manche Veranstaltungen dieser Art einige Zeit brauchen, bis sie verarbeitet und verinnerlicht sind, habe ich mit meinem Bericht darüber bis jetzt gewartet.
Ganz entspannt und trotzdem voller Erwartung fuhr ich nach Lübeck in die Musik- und Kongresshalle und sofort nach meiner Ankunft begann das Konzert absolut pünklich.
Auf dieser Tour begleiten Jan Garbarek, der schon mit Keith Jarrett und Miroslav Vitous zusammen spielte, großartige Musiker, die feste Größen in den Bereichen Weltmusik, Jazz und Jazzrock sind:
Am Flügel und Keyboard: Rainer Brüninghaus, u.a mit den Jazz-Rockern Eiliff und mit Volker Kriegel aktiv und der mehrere Preise, u.a. 1983 den SWF Jazzpreis, bekam. An den Schlagwerken: Trilok Gurtu aus Indien (Bombay), im Studio und auf der Bühne Partner von Charlie Mariano, Embryo, Peter Giger, John McLaughlins Mahavishnu Orchestra, sowie dem Chellisten Yo-Yo Ma. Außerdem wirkten auf seinen Produktionen Leute wie Annie Lennox, Pharoah Sanders und Gary Moore mit. Es ist wirklich schon beeindruckend, welch berühmte Namen in den Bereichen der Weltmusik und des Jazz so auftauchen.
Leider fehlte der angekündigte Eberhard Weber am Bass, der schon im Jahr 1960 mit Wolfgang Dauner auf der Bühne stand, und den eine enge Zusammenarbeit mit Rainer Brünighaus verbindet. Weber wurde am Vorabend in Berlin plötzlich ins Krankenhaus eingeliefert. Schade, denn ich hätte seinen 'elektro-akustischen Kontrabass mit einer zusätzlichen C-Seite' sehr gerne gehört. So musste die Jan Garbarek Group nur zu dritt antreten.
Das Konzert begann mit ganz sanft gespielten Saxofontönen, die immer mehr anwuchsen und intensiver wurden, so dass unglaubliche Klanggebilde entstanden. Jan Garbarek schöpfte hier aus seinem schier unendlichen Fundus, und so erwuchsen daraus nicht enden wollende Songs.
Es ist nicht wirklich Jazz, nicht wirklich Weltmusik, es ist die Musik des Jan Garbarek! Da klingt schon mal ein Tango argentinischer Art, da spielt Rainer Brüninghaus lange Passagen, die sehr nach klassischer Musik oder nach ein wenig Free-Jazz klingen, und Trilok Gurtu hat um sich die verschiedensten Perkussions aufgebaut oder besser versammelt, aus denen er auch schon mal wahre Rockmusik zaubert.
Immer improvisierend und mit zwei langen Soli berauschte er das Publikum durch sein großes musikalisches Können, was natürlich zu spontanem Applaus führte. Höhepunkt der Improvisationskunst waren die Klangkulissen, die er durch Anschlagen diverser Gegenstände in einem Wassereimer erzeugte. Die so entstandenen Geräusche passten erstaunlicherweise stets in das musikalische Konzept.
Überhaupt ist das Zusammenspiel zwischen den drei Männern überaus perfekt. Jan Garbarek selbst spielte unterschiedliche Saxofone und eine Flöte, die sehr orientalisch und asiatisch klang, und das alles vom Feinsten.
Natürlich machte sich das Fehlen des Bassisten bemerkbar, denn nun mussten die tiefen Töne von der Percussion übernommen werden, das war dann doch kein vollwertiger Ersatz. Trotzdem fanden die Drei immer wieder zu einem gemeinsamen und ausgewogenen Spiel zusammen und begeisterten das Publikum, das schon vor dem Zugabenteil mit Standing Ovations applaudierte. So endete ein musikalisch äußerst gelungener Abend.
Wer Jan Garbarek noch nicht kennt, dem kann ich als Hörprobe das Album "In Praise Of Dreams" empfehlen.

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