Robert Glasper Experiment / Black Radio
Black Radio Spielzeit: 72:34
Medium: CD
Label: Blue Note Records/EMI, 2012
Stil: Black Music

Review vom 24.05.2012


Wolfgang Giese
Ist das die Fusion der Zukunft oder fasst das Album einfach nur die Gegenwart zusammen? Ich las bereits von Vergleichen zu dem "Jazzmatazz"-Projekt des Rappers Guru, das dieser erstmalig 1993 als Album veröffentlichte. Diese Fusion von Jazz, Soul und Hip-Hop hat man bis dato nicht gekannt und Robert Glasper hat sie nicht noch einmal neu erfunden, sondern bedient sich der gleichen Quellen. Nur ist seine Musik aus meiner Sicht etwas sanfter und zugänglicher. Auf jedem Track singt, spricht oder rappt jemand anders, so dass "Black Radio" schon fast etwas von der Atmosphäre eines Samplers hat.
Als Jazzer war ich natürlich sehr gespannt auf den Titel "Afro Blue", bekannt in vielen Versionen - mit dem Gesang von Abbey Lincoln sicher eine meiner liebsten. Erykah Badu kommt nicht annähernd an diese Stimmung heran, doch ist das sicher nicht beabsichtigt gewesen, denn der Song ist hier eher in einer sanft groovenden Loungestimmung gehalten, ganz cool, und so passt es auf diese Weise auch gut zusammen - schön, wenn die Flöte im Arrangement eine wohltuende Klangfarbe einbringt. Interessanter empfinde ich jedoch den Gesang der Tochter von Donnie Hathaway, Lalah, die auf "Cherish The Day" mich ergreifend singt. Hier sind es Anklänge an die Jazz Rock-Fusion der Siebziger, die mit eingeflossen sind und mit dem Groove von heute eine sanft prickelnde Mischung bilden.
Insgesamt ist mit dieser Musik das Rad nicht neu erfunden worden, eine Pionierleistung ist es für mich auf keinen Fall. Was bleibt, ist angenehme Musik mit ruhigem Charakter und bunten Farbtupfern - so, wenn auf Track vier cool gerappt wird und das über einem elegant arrangierten Grundgerüst.
Zwischendurch habe ich oft den Eindruck, dass ordentlich gesampelt wurde. Das perlende Piano auf "Gonna Be Alright" erinnert mich an einen Part aus der Platte "Crosswinds" von Billy Cobham. "Black Radio" ist übrigens Album Nummer fünf des Bandleaders und das vierte für Blue Note. Er beschert uns eine Palette hochwertiger Black Music. Sogar an Charlie Parker wird auf dem gerade genannten Song in einem Gespräch, in dem er erwähnt wird, gedacht. Jazz kommt sehr kurz, für einige vielleicht viel zu kurz, doch ist dies gar keine Jazzplatte und dessen Elemente sind rar gestreut.
Auch Musik außerhalb des Genres wird gecovert: nämlich "Smells Like Teen Spirit" von Nirvana , das längste Stück der Platte. Hier wird kräftig mit dem Vocoder gespielt, eine gar seltsame Version, ganz entspannt mit Synthie-Klängen unterspült, vorgetragen, fast schon schwebend und nicht fassbar im Ausdruck. Mir fällt dazu noch irgendwie der Begriff 'schwammig' ein...
Ach ja, um neben Guru noch andere Beispiele ähnlicher Projekte zu nennen, so sind mir im Laufe der Hörzeit noch Branford Marsalis mit Buckshot LeFonque und Us3 eingefallen. Also wie ich sagte, ist das hier nicht neu, aber unter allen Genannten vielleicht das angenehmste Ergebnis.
Line-up:
Robert Glasper (piano - all tracks, Rhodes - #1-9,12, synthesizer - #10)
Casey Benjamin (vocoder - #1,3,4,8,12), flute - #2,11, saxophone - #3,6,9,10, synthesizer - #3-5,12)
Derrick Hodge (bass)
Chris Dave (drums, percussion - #9)
Jahl Sundance (turntables - #1,8,10,12)
Shafiq Husayn (vocals - #1)
Erykah Badu (vocals - #2)
Lalah Hathaway (vocals - #3, additional vocals - #12) Lupe Fiasco (vocals - #4)
Bilal (vocals - #4,11)
Ledisi (vocals - #5)
Amber Strother (lead and background vocals - #6)
Anita Bias (lead and background vocals - #6)
Paris Strother (aux. keys - #6)
Musiq Soulchild (vocals, snapping - #7)
Chrisette Michelle (vocals - #7)
Meshell Ndegeocello (vocals - #8)
Stokley (vocals - # 9, percussion - #9,12)
yasiin bey (vocals - #10)
Hindi Zahra (vocals - #13)
Tracklist
01:Lift Off/Mic Check [Glasper/Husayn] (3:57)
02:Afro Blue [Santamaria] (5:07)
03:Cherish The Day [Adu/Hale/Matthewman] (5:51)
04:Always Shine [Glasper/Fiasco] (5:22)
05:Gonna Be Alright (F.T.B.) [Young/Glasper] (6:11)
06:Move Love [Strother/Strother/Bias/Glasper] (3:18)
07:Ah Yeah [Johnson/Payne/Glasper/Hodge] (5:08)
08:The Consequences Of Jealousy [Ndegeocello/Glasper] (6:07)
09:Why Do We Try [Williams/Kinchen/O'Dell/Waddell/Allen] (6:31)
10:Black Radio[Smith/Glasper/Hodge/Dave] (5:25)
11:Letter To Hermione [Bowie] (4:51)
12::Smells Like Teen Spirit [Cobain/Grohl/Novoselic] (7:24)
Bonus Track:
13:Fever [Hindi/Glasper] (6:47)
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