Tom Gillam / Never Look Back
Never Look Back Spielzeit: 44:46
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2007
Stil: Rock

Review vom 10.12.2007


Markus Kerren
Wenn man dem Infoblatt der Plattenfirma glauben schenken darf, dann steht der US-Amerikaner Tom Gillam in seiner Heimat auf der Schwelle zum großen Durchbruch. Sein mittlerweile viertes Album "Never Look Back" erscheint nun als sein erstes über Blue Rose Records auch in Deutschland. Nach seinem Debüt "First Of All" (1998) legte er in den Staaten mit "Dallas" (2001) und "Shake My Hand" (2004) nach, bevor er als Slide-Gitarrist in der Band von Joseph Parsons in den Jahren 2005 und 2006 gleich mehrfach durch Europa tourte.
Danach war es Zeit, sein Album Nummer vier in Angriff zu nehmen. Während der Aufnahmen im Studio machten sich dann aber der Stress und Lebensstil der letzten Jahre bemerkbar; Tom Gillam erlitt innerhalb von kürzester Zeit drei Herzinfarkte und sprang Gevatter Tod nur noch mal gerade so und im allerletzten Moment von der Schippe. Was man dem fertigen Produkt "Don't Look Back", von den Texten mal abgesehen, jedoch in keinster Weise anhört!
Gillams neuer Longplayer setzt sich aus elf starken, erdig rockenden, gut komponierten Tracks zusammen, die darüber hinaus auch noch mehrere Stilarten in sich vereinen. Es wurde die Gratwanderung zustande gebracht, hier einen Mix aus bodenständigen, aber auch kommerziellen Rocksongs à la Bruce Springsteen oder dem jungen John Cougar Mellencamp, Westcoast-Elementen in Form einer dreckigeren Version der Eagles und auch noch eine Prise Southern Rock unter einen Hut zu bekommen.
Kann so etwas funktionieren? Und wenn, dann wie? Im Falle unseres Protagonisten funktioniert das vor allem aus zwei Gründen sehr gut: Erstens mal ist das Songwriting sehr gut ausgefallen und die Stücke gehen schnell ins Ohr. Zweitens hat der Mann eine super Backing-Band am Start. Und zu dieser Band, die sich Tractor Pull nennt, sollte man deshalb unbedingt noch ein paar Worte verlieren, da sie weit mehr als eine gewöhnliche, angeheuerte Studio-Begleitcombo ist. Vielmehr sind Tractor Pull nicht nur bereits seit vielen Jahren zusammen, sondern dazu auch noch fast genauso lange mit Tom Gillam involviert, was die Vorteile bringt, dass man sich bestens kennt, aufeinander eingespielt ist und weiß, wie der jeweils andere so tickt.
Wie fest diese Bindung ist, zeigt auch die Tatsache, dass der Gitarrist Craig Simon zwei seiner Songs auf dem ansonsten kompositorisch von Tom Gillam bestimmten Werk unterbringen konnte. Fast jeder der elf Tracks hat eine starke Hookline und fräst sich sehr schnell in das Bewusstsein des geneigten Hörers. Den Anfang macht "Another Break-Up Song", das mit kantigem Rocksound und wummerndem Bass keine Gefangenen macht. Wow, hier wird alles richtig gemacht und das Stück überzeugt umgehend.
Ebenfalls klasse sind die weiteren Rocker "Never Look Back", "Devil In My Heart" und "Rainbow Girl". Aber auch Langsameres und Nachdenkliches wie "Where Is Bobby Gentry?" mit Akustik-Gitarren und Streichern weiß zu gefallen, ganz zu schweigen von den Titeln, bei denen die Instrumentenvielfalt vergrößert wird. Da wären zum Beispiel "Medicine Train" (Banjo) oder auch "Carolina" (Mandoline). Nicht unerwähnt bleiben darf auch "I Ain't Waiting", das sehr großes Hit-Potenzial hat und zumindest in den Staaten wahrscheinlich bald im Radio rauf und runterlaufen dürfte.
Insgesamt kann man Tom Gillam einen starken vierten Streich bescheinigen, der jede Menge Lust auf die ersten drei macht! Bodenständige Songs, erdiger Sound, Rock mit Ecken und Kanten, starke, nie ins Seichte abrutschende langsamere Tracks und eine bärenstarke Band sind die Gründe, die mich gerne 8 RockTimes-Uhren zücken lassen! Dazu drücken wir die Daumen, dass Tom Gillams Gesundheit in Zukunft stabil bleibt und wir dadurch noch die ein oder andere Scheibe von ihm erwarten dürfen!
Line-up:
Tom Gillam (lead vocals, electric & slide guitar, acoustic guitar)
Craig Simon (lead & rhythm guitar, acoustic guitar, banjo, background vocals)
Joe Carroll (acoustic guitar, baritone guitar, mando guitar, mandolin)
Tim McMaster (bass guitar, background vocals)
Dave Latimer (drums & percussion)

Guests:
Lee Schusterman (piano, keyboards)
Dave Falconi (string arrangement and piano on #5)
Ben Arnold (background vocals)
Joseph Parsons (background vocals)
Tracklist
01:Another Break-Up Song
02:Never Look Back
03:Rescue Me
04:Devil In My Heart
05:Where Is Bobby Gentry?
06:Rainbow Girl
07:Medicine Train
08:I Ain't Waiting
09:To Hell With It All
10:That's How It Goes
11:Carolina
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