Albert Hammond / 16.05.2013, Pumpwerk, Wilhelmshaven
Pumpwerk
Albert Hammond
Pumpwerk Wilhelmshaven
16. Mai 2013
Konzertbericht
Stil: Soft Pop, Singer/Songwriter


Artikel vom 24.05.2013


Wolfgang Giese
Albert Hammond Albert Hammond war fast vierzig Jahre lang nicht mehr auf Tournee und nun wollte er es dann doch wohl noch einmal wissen.
Es hätte Tage dauern können, das Konzert, um die wahrscheinlich mittlerweile unzähligen Songs, an denen der Musiker beteiligt war, im ausverkauften Pumpwerk präsentieren zu können. Ja, der am 18. Mai 1944 Geborene feierte gerade seinen neunundsechzigsten Geburtstag und hat noch immer große Anziehungskraft.
Aber so gab es dann 'nur' ein zweieinviertel Stunden-Konzert am Stück. Jedoch angesichts dessen, dass die Titel alle sehr kompakt, in nicht ausufernder Länge, dargeboten wurden, hatten wir die Chance, ganz viele Hits zu hören, unter anderem reichlich Songs, von denen man eigentlich gar nicht wusste, dass Albert seine Finger im Spiel hatte. Zu jedem hatte er eine kleine Geschichte zu erzählen und so erfuhr man einiges über seine Co-Writer, meistens für den Text verantwortlich. So hörten wir von Graham Lyle, von Hal David, von Roger Cook und davon, wie manche Lieder ganz einfach in zehn Minuten entstanden sein sollen, sodass man den Rest des Tages stets frei hatte.
Und noch weitere Geschichten erzählte er, zum Beispiel von Johnny Cash, bei dem Albert sich in Nashville aufhielt. Angeblich konnte er nur Chili Con Carne kochen und das sieben Tage lang, mit der Folge immensen Sodbrennens.
Albert Hammond Nach einer Einleitung mit unter anderem solchen Stücken wie "Everything I Want To Do", "Down By The River" oder "Rebecca", einen Song über ein Playboy-Bunny, dass er einst kennen lernte, sowie einem Stück, an das er sich gern erinnerte, weil es ihn mit Roy Orbison zusammenführte ("Careless Heart"), verlassen der Schlagzeuger und der Gitarrist die Bühne und nur Albert, der Bassist und der Keyboarder, der nun auch zur akustischen Gitarre griff, bestritten einen ganz besonderen musikalischen Block.
Es erfolgte eine Exkursion durch die Musikgeschichte, es ging zurück in die Sixties mit der Vorstellung vieler Songs, die Albert gemeinsam mit anderen Musikern geschrieben hatte. Und man konnte erstaunt sein, wie viele weitere Songs (neben denen, von denen man es bereits wusste), aus seiner Feder stammten. Da gab es dann eine Zeitreise hin zu Leapy Lee ("Little Arrows"), Joe Dolan ("Make Me An Island") oder auch dem leicht verrückten "Gimme Dat Ding" von The Pipkins.
Albert Hammond Aber das passte schließlich zum Motto der Tour, der 'Songbook Tour'. Und es waren ja nicht nur die sechziger Jahre, in denen Hammond seine Spuren hinterließ.
Das sollte sich im weiteren Verlauf des Abends, wieder mit voller Band, herausstellen und so kamen wir in den Genuss solcher Perlen, die von Interpreten wie Aswad, Tina Turner, The Carpenters (hier stellte er den Lieblingssong von Karen Carpenter, "I Need To Be In Love", vor) oder Whitney Houston gesungen wurden. Das Publikum war ebenso wie ich von der sehr emotional geprägten Version von "One Moment In Time" angetan, die er auf seine Weise mit seiner speziellen Stimme sehr überzeugend vortrug. Schlag auf Schlag folgten solche Hits wie "Nothing's Gonna Stop Us Now" (Starship), "To All The Girls I've Loved Before" (Julio Iglesias und Willie Nelson), wobei Albert bemerkte, die Anzahl jener Damen könne er für sich an einer Hand abzählen, hingegen es bei Julio rund eine Million sein müssten. Weiterhin präsentierte er "When I Need You" (Leo Sayer), "When You Tell Me That You Love Me", dass er für seine Ehefrau schrieb, Diana Ross jedoch so gut gefiel, dass sie es übernahm. Mich begeisterte die Version eines großen Hits, den Art Garfunkel einst aufnahm - "99 Miles From L.A." - außerordentlich. Es war wunderbar, wie zerbrechlich und gefühlvoll dieser Song Gänsehaut erzeugen konnte.
Albert Hammond Die Band spielte dicht zusammen und begleitete einwandfrei, jeder Griff saß und das Zusammenspiel war perfekt.
Dadurch, dass die Konzentration der Veranstaltung auf der Vorstellung der Songs lag, gab es insofern auch keine solistischen Ausflüge einzelner Bandmitglieder. Der Gitarrist und der Keyboarder konnten ab und zu einmal ein kurzes Solo beisteuern, aber das war es dann auch.
Also keine ausufernden Soli, aber das passt letztlich auch nicht zu dieser Art von Musik, die sich stets im Umfeld eines Singer/Songwriters und von Softpop bewegte.
Dennoch übte die Band eine wichtige Funktion aus. Stets waren Gitarre und Keyboard an der Verflechtung der schönen Harmonien maßgeblich beteiligt und die Rhythm-Section lieferte eine solide Basis.
Im Laufe des Konzerts begab sich der Künstler ins Publikum, um Hände zu schütteln, auch meine Frau und ich durften ihn begrüßen. Er zeigte sich sehr 'volksnah', was auch zu seinem ganzen Auftreten und Verhalten passte. Da stand ein Mann auf der Bühne, der Musikgeschichte mitgeschrieben hatte, ein Star sozusagen, und verhielt sich ganz natürlich - ohne Starallüren, ohne eine Spur Arroganz oder Überheblichkeit.
Albert Hammond Damit er zwischen den Songs Luft holen könne, bat er das Publikum, es möge doch ein wenig länger applaudieren. Außerdem gab es ein Küsschen für eine Dame, die ein Geschenk eines heimischen Teegeschäfts überreichte und Albert berichtete, dass er sehr guten Fisch in der Stadt gegessen habe.
Trotz seines Alters war er stets agil, ständig in Bewegung und strahlte Lebensfreude aus, die sich auf das Publikum übertrug.
Ein kleines Malheur passierte am Rande: Angesichts der fehlenden 'Showtreppe' vor der Bühne musste er ohne diese herabklettern und bei der schwungvollen Rückkehr auf die Bühne, rückwärts, blieb er am Bühnenrand an einer Befestigungsmutter hängen und riss sich ein Loch in die Jeans. Dass es glücklicherweise ohne einen Körperschaden abging, führte er anschließend vor, indem er dem Publikum den Riss in der Hose an der linken Gesäßtasche zeigte, den Blick auf ein Stückchen unversehrten Körper freigebend.
Albert Hammond Mit einem Querverweis auf die Vorstellung des aktuellen Albums zwei Dinge, auf die ich näher eingehen möchte. Hatte ich doch wie folgt bemängelt: »[...] auch weil hier keine Gastsänger mit an Bord waren, die das nicht mehr so gute Sangesvermögen des Protagonisten etwas überspielen konnten.« oder auch »Das ist schade, ich hätte es mir dann doch lieber etwas lockerer und leichter gewünscht, vielleicht mit dem Augenmerk auf kraftvoll gespielte Akustikgitarren.«
Beide Bemerkungen wurden in der Liveversion nun Lügen gestraft. Sein Gesang war sehr kraft- und ausdrucksvoll und er konnte die jeweiligen Stimmungen sehr gefühlvoll vortragen. Viele Songs wurden tatsächlich mit drei Akustikgitarren vorgetragen und rückten sie so wieder in 'mein richtiges Licht'. Stimmlich, und das war auffallend, bemerkte ich gelegentlich eine gewisse Nähe zu Neil Diamond.
Albert Hammond Als sich das Konzert dem Ende entgegenneigte, kamen sie dann noch verstärkt, die großen Hits wie "The Air That I Breathe" , "I'm A Train", "Free Electric Band" und alsbald sang ein stehendes Publikum zum Schluss, nach einem wundervollen Konzertabend im Stück:
»Seems it never rains in Southern California
Seems I've often heard that kind of talk before
It never rains in California
But, girl, don't they warn ya
It pours, man, it pours«
Nun hoffe ich, dass er sein Versprechen einlösen wird und nächstes Jahr wiederkommt.
Mein Dank geht an Reent Froehlich und das Pumpwerk-Team für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Soweit bekannt:
Albert Hammond (vocals, acoustic guitar)
J.J. (guitars)
Charly (bass)
Daniel (keyboards, acoustic guitar)
Unknown (drums)
Albert Hammond
Albert Hammond  Albert Hammond  Albert Hammond
Albert Hammond  Albert Hammond  Albert Hammond
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