Brett Hunt / Dangerous Currents
Dangerous Currents Spielzeit: 36:14
Medium: CD
Label: Tonetoaster Records, 2014
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 21.10.2014


Markus Kerren
Der Australier Brett Hunt ist in seiner Heimat bereits seit über zwanzig Jahren musikalisch unterwegs und wird dort sowohl an der Gitarre wie auch an der Harmonika zur Elite seines Landes gezählt. Mit einem Plattenvertrag klappte es allerdings erst relativ spät, sodass er sein Debüt "Corrugated Road" nicht vor 2006 (in Europa 2009) vorlegen konnte. Gefolgt von Rachel (2012) hat er nun mit "Dangerous Currents" aber relativ flott seine dritte Platte an den Start gebracht. Dem Verfasser dieser Zeilen ist dieser Musiker zum ersten Mal allerdings live auf der Bühne, bei einem gemeinsamen Gig mit Philip Bölter in der Großkarlbacher Bodega 'über den Weg gelaufen', was damals für einen richtig guten Abend sorgte.
Sein drittes Album hat der Mann vom Fünften Kontinent nahezu komplett im Alleingang eingespielt. Etwas Unterstützung holte er sich von Michael Wheatley für die Keyboards und Percussion, einmal ließ er sich gesangstechnisch von Bek Jensen unter die Arme greifen. Wie sich jedoch herausstellt, benötigt ein Brett Hunt auch gar nicht mehr, da er den Laden ebenso ohne Probleme ganz alleine schmeißen kann. In den allermeisten Fällen auf der akustischen Gitarre unterwegs, präsentiert er hier abwechslungsreiches Songwriting in immer variierenden Tempi und Harmonika-Beiträge der Extraklasse. Seine raue Stimme sorgt für das notwendige Stimmungsbild und komplettiert den Gesamteindruck.
Die Songs spiegeln sowohl Melancholie und Nachdenkliches, als auch pure Lebensfreude wider, wenn letzteres auch deutlich in der Unterzahl ist. Dass all dies aber nicht grundsätzlich autobiographisch sein muss ("Piano Room" dreht sich beispielsweise um ein gleichnamiges Gemälde der australischen Künstlerin Elizabeth Cummings), gehört zu den antrainierten Fähigkeiten eines guten Songwriters und Performers. Andere Stücke - wie zum Beispiel "Country" oder "When I Know What You Know (Father & Son)" sind direkt aus dem persönlichen Leben gegriffen, ebenso wie "Shimmer" oder "Rollin' Tumblin'".
Der Gitarrenstil von Brett Hunt springt einem nicht direkt ins Gesicht, sondern ist durchgehend sehr songdienlich. Fast schon spektakulär-unspektakulär, wenn man sich die Scheibe lediglich zur Berieselung in den Player schiebt. Hört man sich allerdings genauer an, was der Ozeanier da zwischendurch immer wieder mal so hinzaubert, kommt man nicht umhin, anerkennend die Daumen gen Himmel zu erheben. Dasselbe gilt übrigens auch für sein Harmonika-Spiel, das selten flashy, sondern nur in Ausnahmefällen mal in den Vordergrund gestellt wird.
Witzigerweise entwickelte Hunt seinen Gitarrenstil (inklusive perkussiver Bearbeitung des Saiteninstruments, die er auf dieser Scheibe aber nicht praktiziert) bereits sehr früh, allerdings nur aus dem Grund, weil er auf Sologigs angewiesen war, nachdem spärliche Gagen für eine komplette Band kaum zum Überleben reichten. Darüber hinaus schlägt sein Herz für die Schauspielerei bzw. das Theater und Stücke, die er selbst verfasst hat. Dass es dabei oft auch selbstgespielte Songs gibt und sie sich nicht selten um die Musikhistorie der letzten einhundert Jahre im Allgemeinen drehen, dürfte keine wirkliche Überraschung darstellen. Aber zurück zu "Dangerous Currents":
Das dritte Album von Brett Hunt ist keine Platte, die auf Partys oder bei einem Abend mit ein paar Bieren mit den Kumpels aufgelegt werden wird. Denn dafür ist sie insgesamt zu ruhig, zu nachdenklich ausgefallen. Umso schöner kommt sie allerdings, wenn man einfach mal nur die Augen zumachen und innere Ruhe finden will. Letzten Endes also eine Scheibe, die zwar nicht unbedingt zu jeder Lebenslage passt, zu gegebener Zeit aber ganz genau das Richtige sein kann. Wer Singer/Songwriter ohne Bandbesetzung mag, der sollte hier also auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren.
Line-up:
Brett Hunt (acoustic & electric guitars, harmonica, lead vocals)

With:
Michael Wheatley (keyboards - #9,10, percussion - #7,10)
Bek Jensen (background vocals - #1)
Tracklist
01:Country
02:Shimmer
03:Fire
04:C'mon Mama
05:Every Bit Of Lovin'
06:Rollin' Tumblin'
07:Connemara Rain
08:Story To Tell
09:Piano Room
10:When I Know What You Know (Father & Son)
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