Hamburg Blues Band
feat. Chris Farlowe & Clem Clempson
02.11.2007 KuBa Halle, Wolfenbüttel
Hamburg Blues Band Hamburg Blues Band feat. Chris Farlowe & Clem Clempson
KuBa Halle, Wolfenbüttel
02. November 2007
Stil: Blues, Blues Rock



Artikel vom 05.11.2007


Jürgen Bauerochse
Hamburg Blues BandAuf diese Kooperation war ich nun wirklich gespannt. Die Hamburg Blues Band, anlässlich ihres fünfundzwanzigjährigen Bühnenjubiläums zusammen mit den beiden Colosseum-Mitgliedern Chris Farlowe und David 'Clem' Clempson auf Tour, das versprach ja nun wirklich Blues und Blues Rock vom Allerfeinsten. Ich hatte 'The Voice' Farlowe schon
im letzten Jahr an gleicher Stelle beobachtet, als er sich von der Norman Beaker Band begleiten ließ, aber trotz eines recht guten Konzertes fehlte damals irgendwie der letzte Kick. Trotz aller musikalischen Fähigkeiten wäre etwas mehr Druck und Power aus den Reihen der Gruppen-Mitglieder doch angebracht gewesen, um die wahnsinnige Bluesröhre von Farlowe noch stärker klingen zu lassen.
Hamburg Blues BandDass diese Energie diesmal definitiv zum Tragen kommen würde, das war allein durch die bisherigen Alben dieser deutschen Kultband garantiert. Nicht umsonst steht ja schließlich mit Alex Conti einer der besten Saitenhexer unseres Vaterlandes in Diensten der Hamburg Blues Band. Zudem sind Hans Wallbaum, 'Bexy' Becker und Gert Lange ja auch nicht gerade Freunde der seichten Töne. Doch auch das Mitwirken von 'Clem' Clempson, der ja bekannterweise zu den besten Gitarristen auf diesem Planeten gehört, machte mich natürlich neugierig. Diese beiden Könner an den sechs Saiten zusammen auf der Bühne, das war schon eine sehr reizvolle Vorstellung.
Hamburg Blues BandDes Weiteren hatte die Hamburg Blues Band ja schon immer ein glückliches Händchen, wenn es um die Zusammenarbeit mit alt gedienten Rocklegenden geht. Das Album "Touch" mit dem ehemaligen Spooky Tooth-Shouter Mike Harrison und die dazugehörigen Touren waren schließlich sehr erfolgreich und kamen beim Publikum sehr gut an. Last but not least stand der unvergessenen Dick Heckstall Smith bis zu seinem viel zu frühen Tod sogar als festes Bandmitglied in den Reihen der HBB. Auch das ein weiteres Indiz dafür, dass sich dieses Band Line-up garantiert in Höchstform seinen zahlreichen Fans vorstellen würde. Nur schade, dass die neue CD noch nicht greifbar war, denn ich hätte mich schon sehr gern mal ein wenig warm gehört.
Hamburg Blues BandDiese freudige Erwartung auf einen musikalischen Leckerbissen hatte wohl auch das Wolfenbütteler Publikum, denn die KuBa Halle füllte sich ziemlich schnell. Schon kurz vor dem Einlass bildete sich eine Warteschlange vor dem Eingang. Durchaus wieder eine neue Erfahrung für mich, denn bisher war das Städtchen nicht gerade für volle Hallen bei Konzerten bekannt. Sehr schnell waren alle Tische besetzt und die Zuhörer versammelten sich auf den Stehplätzen in Bühnennähe. Überraschend war auch der hohe Frauenanteil im Publikum, denn allein vom Alter her waren die Musiker bestimmt keine optische Augenweide mehr für die holde Weiblichkeit.
Hamburg Blues BandWie in früheren Jahren begann die Hamburg Blues Band den ersten Teil der Show mit der Stammbesetzung und bot einen Querschnitt aus ihren Alben "Rollin'" und "Real Stuff". Dabei wirkten die Jungs alle richtig motiviert und waren allem Anschein nach richtig gut drauf. Hans Wallbaum brachte sich sofort auf Betriebstemperatur, indem er Becken und Felle erbarmungslos malträtierte. Alex und 'Bexy' wirkten wie immer voll konzentriert, und Gert Lange zeigte sich ebenfalls gut drauf und war stimmlich voll auf der Höhe. Schnell waren die Zuhörer in Stimmung gebracht, und die Zahl der tanzenden Damen vor der Bühne nahm zu.
Hamburg Blues BandNach circa einer halben Stunde stieg dann 'Clem' Clempson mit ein und wurde begeistert begrüßt. Dabei gab es auch gleich einen Song aus dem kommenden Album zu hören, bei dem ich mich fast in alte Zeiten zurückversetzt sah. Was für eine Slide! Im Geiste tauchte Duane Allman vor mir auf, wie er in den überlangen Meisterwerken die Saiten mit dem Bottleneck zum Glühen bringt. Dieser Mann gehört wirklich seit Jahrzehnten zum Besten, was die Rockmusik an der Gitarre hervorgebracht hat. Nicht umsonst hat er sich durch seine Musik mit Colosseum und Humble Pie inzwischen unsterblich gemacht. Sogleich gab es auch die ersten Duelle zwischen Clempson und Conti. Klasse, wie sie sich die Soli im Wechsel zuwarfen oder auch synchron jammten. Bestes Beispiel war die heiße Version des "Rattlesnake Shack". Schon jetzt war der Gig ein absoluter Ohrenschmaus.
Hamburg Blues BandNach einer dreißig-minütigen Pause war dann auch der zweite special guest des Abends mit dabei. Wie immer körperlich etwas schwerfällig, betrat 'The Voice' Chris Farlowe die Bühne und wurde aufs Herzlichste begrüßt. Sofort zog die unglaubliche Stimme das Publikum in ihren Bann. Diese Röhre ist aber auch wirklich einmalig und von Niemandem zu imitieren. Noch immer klingt sie, wie in ihren besten Zeiten. Selbst die 'Jodeleinlagen' beherrscht der Mann immer noch perfekt. Die Zuhörer tobten, und die Tänze wurden heftiger. Noch einmal eine klare Steigerung der Stimmung im Saal. Lautstark wurde der "Stormy Monday Blues" bereits nach den ersten Takten bejubelt. Ein Song, der schon immer zu den Highlights im Programm von Colosseum gehörte. Wieder brillierten Clempson und Conti im Zusammenspiel, doch leider war der Titel viel zu schnell vorbei. Davon hätte ich gern mehr gehabt.
Hamburg Blues BandSo arbeiteten sich die Musiker durch ihr Programm voller Blues und Blues Rock-Songs und begeisterten nun alle Anwesenden. Eine derartige Stimmung habe ich bisher sehr selten bei einem Konzert erlebt, doch noch immer war das Ende der Fahnenstange nicht erreicht. Mit dem Tribute-Song für
Steve Marriott, "All Or Nothing", stellte sich auch noch das alte Beat Club-Feeling bei mir ein. Bei der Coverversion des alten Small Faces-Klassikers hätte bloß noch gefehlt, dass Uschi Nerke die Moderation macht. Die Zuhörer sangen den Refrain begeistert mit, und spätestens jetzt stand oder saß niemand mehr ruhig an seinem Platz. Nun hatte das Konzert totalen Feten-Charakter erreicht.
Hamburg Blues BandUnd Chris Farlowe legte noch einen drauf und es ging noch weiter in der History zurück: "Out Of Time", geschrieben von den Rolling Stones und der erste Hit des englischen Shouters, lange bevor er mit Colosseum die Rockmusikwelt veränderte. Auch jetzt wurde wieder heftigst mitgesungen und getanzt. Bei der Band, die während des gesamten Gigs eine unbändige Spielfreude an den Tag gelegt hatte, machte sich nun die reine Begeisterung breit. So sah man nur noch strahlende Gesichter auf der Bühne. Diese Show muss selbst diesen abgezockten Profis sehr viel Spaß gemacht haben, sonst wären solche Reaktionen kaum möglich gewesen.
Hamburg Blues BandNach etwas mehr als zwei Stunden inklusiv der drei Zugaben endete dieses Konzert unter tosendem Applaus. Ich glaube, hier ist wohl niemand nach Hause gegangen, der auch nur eine Kleinigkeit zu bemängeln hätte. Chris Farlowe und Clem Clempson zeigten ihre außergewöhnliche Klasse und hatten in der Hamburg Blues Band die idealen Begleitmusiker, die genau die benötigte Power und den Drive auf die Bühne brachten, die für diesen Klasse-Gig benötigt wurde.
Ich kann wirklich nur jedem Einzelnen empfehlen, sich die Auftritte der Jubiläumstour nicht entgehen zu lassen, denn sonst verpasst ihr definitiv etwas ganz Großes. Die Tour läuft noch bis Ende Februar 2008.
Line-up:
Chris Farlowe (lead vocals)
David 'Clem' Clempson (lead- and slide guitar, vocals)
Alex Conti (lead guitar, vocals)
Michael 'Bexy' Becker (bass, vocals)
Gert Lange (rhythm guitar, vocals)
Hans Wallbaum (drums)
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