Hands On Strings / Prometheus
Prometheus Spielzeit: 48:43
Medium: CD
Label: Doctor Heart Music, 2014
Stil: Jazz

Review vom 02.02.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Der griechische Titan Prometheus brachte der Menschheit das Feuer. Drei amerikanische Wissenschaftler entdeckten 1945 ein Spaltprodukt des Urans und gaben ihm als Warnung vor dem nuklearen Wettrüsten den Namen Promethium. Bei dem Duo Hands On Strings wird die Komposition "Prometheus" zu einer von bluesigen Riffs unterlegten Szenerie, bei der hochklassige Melodik geboten wird. Mit randständigen Soundspielereien wird schon der Opener zu einem opulenten Hauptgericht auf der vorliegenden Platte.
Hands On Strings sind Thomas Fellow (Friend 'N Fellow, European Guitar Quartet) sowie Stephan Bormann (auch Cristin Claas Trio, 10String Orchestra, Open Range, Nils Landgren). 2002 veröffentlichte man "Panamericana", 2006 folgte "Offroad" und 2009 wurde "Loco" auf den Markt gebracht.
Nach dem Genuss des farbenprächtigen Albums "Prometheus" muss der Besuch eines Konzertes dieses Duos vollendete Kunst auf zwei Sechssaitern sein. Jedes der zehn Lieder ist ein akustisches Juwel und da muss man schon verdammt lange suchen, um ebenbürtige Musik zu finden. Nicht ohne Grund meint Tommy Emmanuel: »They are fantastic.«
Die beiden Künstler pendeln gekonnt zwischen wohltemperierten und beeindruckend-dynamischen Stimmungen. Nicht nur im herrlichen Sound der CD liegt die Größe der Musik, von der man sich gerne gefangen nehmen lässt. Die Verliebtheit ins Detail und ein großes Maß an Differenzierung prägen zusätzlich den Kosmos von Hands On Strings.
Die Lieder verfügen über einen zeitlosen Charakter, lassen sich schwer auf ein Genre reduzieren und was man aus einem Song wie "Conga" (von Gloria Estefan/Miami Sound Machine) herausholen kann, ihn auf ein kaum zu vermutendes Niveau hebt, verdeutlichen Thomas Fellow und Stephan Bormann auf umwerfende Art und Weise. Man kratzt an der Patina des Originals und entdeckt Seiten des Stücks, die Anlass zur großer Bewunderung geben.
Die Songs öffnen einem vor Freude das Herz. Die beiden Musiker haben eine direkte Verbindung zwischen ihren Seelen und Fingerspitzen. Jedes Lied wird zu einer authentischen Aussage mit individuellen Prägungen. Hands On Strings sind musikalische Kosmopoliten, ein Zentrum, bei dem auf der einen Seite viele unterschiedliche Stile zusammenkommen, die andererseits auf fast magische Weise zu etwas ganz Neuem werden. Mit sensiblen Händen entstehen höchst eigenständige Kreationen.
Die Gitarrentechnik verblasst zu einem flüchtigen Chiffontuch. Das Album "Prometheus" ist der expressionistische Ausdruck von Emotionen, deren Intensität beim Hörer unmittelbar unter die Haut geht. Um dem hohen künstlerischen Gehalt der zehn Songs gerecht zu werden, muss man sich definitiv Zeit nehmen. Ein derartiges Werk kann fast nur so gewürdigt werden. Hands On Strings haben die Anziehungskraft eines Dauermagneten. Hier Kompositionen in den Vordergrund zu rücken, würde jedem andern Lied Unrecht tun.
Die Kompositionen sind erdig, anmutig, urwüchsig, ergeben organische Figuren, die einen auch in verträumte Zustände versetzen. Die Platte ist eine Art Kraftquelle, die Kreativität der Künstler sorgt gleichermaßen für Spannung sowie Entspannung. Rhythmen verfügen über divergente Energiefelder. Musikalische Lyrik und Dynamik ergeben eine sich immer weiter fortsetzende Welle der Bewegung.
Kunst kommt von Können. "Prometheus" ist Ausdrucksmittel einer Emotionalität, die man einfach nicht trainieren kann. Thomas Fellow und Stephan Bormann aka Hands On Strings kreieren mit handgemachter Musik Fantasiewelten. Mit ihren Instrumenten sind Hands On Strings Gestaltungskünstler auf einer äußerst kommunikativen Ebene.
Line-up:
Stephan Bormann (guitars)
Thomas Fellow (guitars)
Tracklist
01:Prometheus (4:26)
02:Summer Quest (4:54)
03:It Rains In 7/4 (5:46)
04:Joshua (6:14)
05:Conga (2:45)
06:Serenata (6:36)
07:Patmania (5:12)
08:Helene (2:13)
09:Schindlers List (4:13)
10:Koh-I-Noor (6:23)
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