haNs / Silver
Silver
Da liegt nun eine Scheibe im Player, die zwischenzeitlich nicht nur einmal rotierte, sondern wieder und wieder. Und ehrlich, ich bin verblüfft, was jenseits allen Kommerzes im Untergrund so heranwächst und gedeiht, wie ein zartes Pflänzchen - musikalisch gesehen. Und in diesem ganz speziellen Fall ist es das Werk von einer Band, die sich haNs nennt (ja, die schreibt sich tatsächlich so!).
haNs, das sind Mario Glasner (Vocals), Dago Wilms (Gitarre, Vocals), Martin Bertram (Gitarre, Vocals), Andre Ensen (Bass) und Benni Koch (Drums).
Und die Band ist wirklich nicht 'Hänschen', sondern präsentiert sich uns als ausgewachsener 'Hans'.
Den Stil würde ich als einen Mix aus Alternative Rock, New Metal und Crossover bezeichnen. Im Vordergrund stehen großartige Melodien, die einen geschmeidigen Abgang in die Gehörgänge garantieren. Aber auch psychedelisch-atmosphärische Elemente sowie Wah Wah-Einsprengsel und flippige Soli-Duelle setzen Akzente. Dazu brillieren ein tierisch groovender Bass und punktgenaue Drums. Und über allem thront die höchst wandelbare Stimme des Shouters.
Hin und wieder fließt auch etwas erfrischende Aggressivität mit ins Spiel ein.
Aber lassen wir haNs doch mal selbst zu Wort kommen: Schon früh habe ich mich durch die Auslagen der Rock- und Popmusik schmarotzt. Mit der Gewissheit, alles gekostet und ausgekostet zu haben, ließ ich die faulen Eier zurück und nahm mir nur die Filetstücke. Mein Leibgericht heisst heute: Alternative Noise vom Feinsten.
Klar zieht man im Allgemeinen gerne Vergleiche, um den Stil genauer zu definieren, aber das fällt mir hier wirklich schwer. Ich würde sagen, da schimmert ab und zu etwas Creed, Placebo oder auch Smashing Pumpkins durch.
Anspieltipps hab ich keine speziellen, denn die Scheibe ist eine kompakte Einheit mit 14 hervorragenden und sehr abwechslungsreichen Songs. Man sitzt vor der Soundanlage und wartet schon richtig gespannt darauf, was für 'ne Überraschung als nächstes aus den Boxen kommt.
Das fängt bereits mit dem treibenden Opener "Simple" an, der mit einem feinen Intro beginnt und später fast sphärische Züge aufweist. Dann die teilweise stakkatoartige Uptempo-Nummer "Mudface" (hier klingt die Stimme Mario Glasners der des Australiers Gwyn Ashton sehr ähnlich - Blues-Fans wissen, wen ich meine).
Aber auch die feine Ballade "She Makes Up", das wütende, ja fast aggressive "Confusion", das herrlich relaxte "Universal Cowgirl" sowie der mit tollen Gitarren-Soli und Wah-Wah garnierte Midtempokracher "I Wish" - um nur einige zu nennen - sind stellvertretend für ein wirklich hörenswertes Album, das eine ausgefeilte Balance zwischen viel Melodie und Härte bietet.
Klasse - haNs!
Als kleines Schmankerl gibt es noch einen zweiten Silberling auf dem ein paar ausgewählte Stücke der ersten CD, sowie der Aerosmith-Klassiker "Walk This Way" (gut gemacht übrigens) akustisch dargeboten werden, die mit einigen kleinen Gimmicks ausgeschmückt sind.
Um noch mal auf die wandelbare Stimme Mario Glasners zurückzukommen: bei "Blues" klingt er stellenweise sogar verdammt nach (dem älteren) Robert Plant.
Ich bin überzeugt, von dieser Band wird man sicher noch öfters hören und live sind sie mit Sicherheit eine Granate.


Spielzeit: 54:03 (CD 1), 28:51 (CD 2), Medium: CD, Eigenvertrieb, 2006, Alternative Noise
CD 1: 1:Simple 2:Mudface 3:Cure Me Away 4:She Makes Up 5:Spirit Of The Sun 6:Cconfusion 7:19 8:Universal Cowgirl 9:Believe 10:Easy 11:Pop 12:I Wish 13:Bother 14:When It Comes
CD 2 1:She Makes Up 2:W.T.W. 3:Bother 4:Blues 5:When It Comes 6:Nasty 7: I Wish
Ilka Czernohorsky, 06.07.2006
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