Heaven And Hell / 08.06.2009, Gießen, Hessenhalle
Support: Axel Rudi Pell und Tim Owens
Live
Heaven And Hell
Support: Axel Rudi Pell, Tim Owens
Hessenhalle Gießen
08. Juni 2009
Konzertbericht
Stil: Heavy Metal


Artikel vom 16. Juni 2009


Andrea Groh
Heaven And Hell, also Black Sabbath mit Ronnie James Dio am Mikro in Deutschland. Ja, wenn das mal nichts ist…
Dio habe ich schon mehrfach gesehen, mit mehr oder weniger Show ist er immer ein Garant für gute Live-Performance.
Auch Black Sabbath mit Dio sind mir in guter Erinnerung, also nichts wie hin, selbst wenn die Fahrstrecke etwas länger war und der Preis mit 48 Euro auch nicht gerade niedrig, obwohl immer noch recht günstig im Verhältnis zu anderen Bands dieser Größenordnung.
Immerhin wurden dafür drei Acts geboten, die alle nicht unbekannt sind. Heaven And Hell ist zwar als Name neu, aber die Band kann schon auf eine lange Geschichte als Black Sabbath zurückblicken.
Axel Rudi Pell veröffentlich auch schon seit Mitte der 80er Tonträger, zunächst bei Steeler, dann unter seinem eigenen Banner.
Tim 'Ripper' Owens hat zwar erst eine CD unter seinem Namen, aber seit etwa 20 Jahren Business-Erfahrung, indem er bei anderen Bands sang.
Heaven And Hell Um 20 Uhr sollte es losgehen in der Hessenhalle Gießen, die ein Teil der dortigen Messe ist. Nach einer Extrarunde zur Parkplatzsuche waren wir um 19:45 Uhr am Ort des Geschehens und reihten uns in die Schlange der Wartenden ein. Der Einlass hatte zwar bereits um 19 Uhr begonnen, war aber irgendwie nicht gut vorangekommen und immer noch sehr schleppend. So war von drinnen bereits undeutlich Musik zu vernehmen, als wir endlich am Eingang anlangten. Dort machte ich dann die Erfahrung, dass die Vorschriften von Halle zu Halle sehr unterschiedlich sind. Hatte ich es anderswo schon erlebt, dass zu viele Nieten auf der Kleidung moniert wurden und Flyer verteilen vorher angemeldet werden musste, durfte hier der Fotoapparat nicht mit, was an anderen Orten kein Problem darstellte. Da ich im Vorfeld keine Kontaktadresse gefunden hatte, um mich diesbezüglich zu erkundigen - Pech gehabt - zurück zum Auto und im Trab wieder hin. Was dann aber leider bedeutete, dass wir nur ein paar Handybilder machen konnten, die qualitativ nicht mit der Kamera mithalten können.
Als wir endlich in der Halle waren, spielte keine Band mehr. Wir hatten also 'Ripper' Owens, der nachträglich mit ins Billing genommen worden war, verpasst. Daher kann ich leider nicht über seinen Auftritt berichten.
Etwa 20 Minuten später legte der zweite Special Guest, Axel Rudi Pell, mit "Tear Down The Walls" los und spielte einen guten Querschnitt aus seinem Material. Rockiges wie "Rock The Nation" wechselte sich mit eher Balladeskem und Bombastischem à la "Mystica" ab. Es stehen ja genügend Songs zur Auswahl. Die Truppe um den blonden Gitarristen könnte durchaus selbst eine Headlinertour machen und ist im Vorprogramm als hochwertig und überdurchschnittlich anzusehen. Was auch einige im Publikum so sahen und dementsprechend ihre Begeisterung zeigten. Rudi, der als großer Dio-Fan sicherlich glücklich über die Tatsache war, dass er dabei sein durfte, zeigte seine Gitarrenkünste und Sänger Johnny Gioeli sorgte für Stimmung. Auch wenn es etwas merkwürdig anmutet, dass eine deutsche Band in Deutschland englische Ansagen macht.
Heaven And Hell Schneller als gedacht war alles vorbei, Zugaben gab es nicht, das Backdrop wurde ruck zuck abgehängt und die Bühne für Heaven And Hell umgebaut. Dies nahm schon etwas Zeit in Anspruch, die sich allerdings wirklich gelohnt hat.
Gegen viertel vor Zehn begann das Intro zu "Mob Rules" und Tony Iommi betrat gleich darauf die Bühne, war dann aber nicht so angetan von dem viel zu leisen und schlechten Gitarrensound, der bei Axel besser war. Mit der Zeit wurde es zumindest lauter, aber wirklich gut wurde der Klang gar nicht mehr. Zweiter technischer Kritikpunkt: Es war etwas unclever, dass sich die Filmprojektionswand leider hinter dem Schlagzeug befand und somit die Sicht verdeckte.
Dennoch waren die Filmchen zur Untermalung eine gute Idee und hübsch anzusehen. Auch die Bühnengestaltung mit den Gittertoren und Kristallkugeln war wirklich schön. Während Geezer Butler auf der linken Seite und Tony Iommi, außer bei seinen Soloeinlagen, auf der rechten Seite eher statisch wirkten, war Ronnie James Dio das aktive Element in der Mitte, trotz der Tatsache, dass er mittlerweile in dem Alter ist, in dem andere in Rente gehen, noch erstauntlich agil und gesanglich immer noch erhaben. Vor allem der Anfang zu "Falling Off The Egde Of The World" war so ergreifend, dass nicht wenige der Anwesenden bereit gewesen wären, ihm sogar über den Rand der Welt zu folgen. Er bedankte sich häufig und sprach ziemlich viel mit dem Publikum, was sehr sympathisch ist und seine Qualitäten als Frontmann wieder einmal unterstreicht.
Mehrfach zog er sich zurück und überlies die Bühne Tony Iommi für ein Solo, auch Vinny Appice durfte sich einmal alleine austoben - etwas, was heute gar nicht mehr so üblich ist, aber bei diesen älteren Herren als Tradition gepflegt wird.
Heaven And Hell Wie üblich wurden die Songs nicht ganz originalgetreu gespielt, weil man sonst auch die Platte auflegen könnte, sondern etwas variiert und erweitert, vor allem "Heaven And Hell" natürlich in der Extented-Fassung inklusive dem schon bekannten Erzählteil mit "Little White Shape" etc.
Gerade die alten Nummern kamen klasse und die Stimmung war gigantisch, fast alle haben mitgesungen. Wobei auch die drei neuen der Hammer sind/waren, vor allem "Bible Black" und "Follow The Tears" mit seinem mächtigen Anfang. Erstaunlich viele Stücke waren auch von dem Dehumanizer-Album, das mit seiner Erscheinung vor 17 Jahren den Zwischenschritt zwischen den ganz alten Klassikern und dem aktuellem "The Devil You Know" markiert.
Zugabe war "Country Girl" (zumindest für eine Minute, für länger hatte man Dio, der sich in Interviews im Vorfeld gegen das Lied sperrte, wohl nicht überreden können), anschließend "Neon Knights".
So war dann um halb zwölf ein Konzertabend zu Ende, der trotz kleiner Abstriche insgesamt gelungen war und dessen Besuch wir absolut nicht bereut haben, ja sogar kurz mit dem Gedanken gespielt haben, auch noch nach Karlsruhe zu fahren. Aber das wäre dann wieder fast hundert Euro Eintritt für zwei und knapp 90 Minuten einfache Fahrt. Heaven And Hell bzw. Black Sabbath mit Dio gehören definitiv nicht zu den Bands, die heute nur noch ein Schatten ihres früheren Glanzes sind und besser aufhören sollten. Im Gegenteil, sie scheinen ihren wievielten Frühling zu erleben und wir mit ihnen.
Heaven And Hell Da kann man kleine Kritikpunkte schon verzeihen, vor allem weil diese eher zum organisatorischen Drumherum gehörten - vielleicht auch nur Anfangsschwierigkeiten waren, da der erste Tourabend in Deutschland - als zu den musikalischen Leistungen der beiden Acts, die wir gesehen haben. Andere Bands derselben Kategorie verlangen mehr Eintritt für deutlich weniger Leistung. Selbst das optisch ansprechende Merchandise war mit 30 Euro für ein Shirt zwar hoch, lag aber im Durchschnitt, da gab es schon wesentlich höhere Preise. Lediglich die Shirts vom 'Ripper' waren um Einiges günstiger, allerdings fand ich diese ziemlich hässlich (sorry, Tim).
Auch bei diesen Punkten, die ich erwähne, weil solches von Fans immer wieder diskutiert wird, schneiden andere 'alte Größen' deutlich negativer ab. Und an den musikalischen Fähigkeiten und den Songs gibt es sowieso nichts auszusetzen, auch wenn ich persönlich statt "Die Young" (DAS werden sie sowieso nicht mehr schaffen…) lieber "Voodoo" oder "The Sign Of The Southern Cross" gehört hätte - vielleicht beim nächsten Mal dann?
Externe Links: