Schätzungsweise drei bis vier Jahre habe ich die belgische Formation Hell City bereits auf meinem Radar und konnte das Quintett in dieser Zeit bei diversen Live-Auftritten (u. a. im Vorprogramm zu Evergrey) beobachten. Erst kürzlich - quasi zur Vorstellung des vorliegenden Rundlings - hatte ich erneut das Vergnügen, als man im Support zu Vandenberg's MoonKings aufspielte. Und schreibe ich Vergnügen, dann ist das auch bis zur letzten Note so gemeint. Von meinem ersten Zusammentreffen bis heute hat die Band einen extrem positiven Reifeprozess durchlaufen, der sicherlich viel Schweiß und Arbeit gekostet hat und nicht nur in einer sehr coolen Show resultierte, sondern auch in "Victorious", dem Zweitwerk in Silberform.
Aktuell besteht das Line-up recht stabil aus den beiden Gitarristen Vincent Noben (lead) und Joris Jacobien, dem Tieftonchef Michael Konovaloff, an den Trommeln Tommy Goffin last but not least Frontfrau Michelle Nivelle (man hat sich übrigens ursprünglich nicht als 'female fronted' gegründet). In dieser Formation wurde auch die vorliegende Scheibe eingespielt, die unlängst den Weg in die Verkaufsregale gefunden hat.
"Victorious" begrüßt uns mit dem kurzen und leicht düsteren Instrumental "Triumph Is Turmoil", das den folgenden Reigen der weiteren Tracks zielgerichtet eröffnet. Dieser schließt mit dem riffgeladenen "Lies" an und dem aufmerksamen Hörer wird die Qualität der Band ohne große Umschweife ins Ohr gedrückt. Durch ein astreines Gitarren-Solo zusätzlich ausgeschmückt, bietet der Song eine Mischung aus Hard Rock und Metal, rhythmusorientiert, nach vorne treibend und mit einem ersten Vorgeschmack auf die Sangeskünste der Fronterin garniert. Das wird beim nächsten Track, "Ice Cold Rage", noch weiter manifestiert. Mit der Verpflichtung von Michelle ist der Band zweifelsohne ein Glücksgriff gelungen.
Spätestens bei "Rockalypse" sollten auch dem letzten Hörer jegliche Zweifel aus den Gehörgängen geblasen werden. Mit leichtem Hall versehen, steigt die Sängerin, erneut von einigen coolen Gitarrenpassagen begleitet, in vergleichsweise klare Höhen auf. Aber, wir haben es hier nicht mit einer dieser Sopranistinnen zu tun, die dir spätestens nach zwanzig Minuten mächtig auf den Senkel gehen. Im Gegenteil, die komplette Bandbreite des Stimmvermögens wird ausgeschöpft und dabei meistens eine gewisse derbe Note beibehalten. Wenn du Hard Rock oder Metal singen möchtest, dann kommt das richtig gut.
Hell City können aber nicht nur auf die Zwölf kloppen, das Repertoire reicht auch für gemäßigtere Töne. So eröffnet "Running In Circles" recht moderat, ruhig auf der Gitarre gezupft, sanft gesungen und vermittelt dem Hörer den Eindruck einer 'schönen' Power-Ballade. Erst im weiteren Verlauf wird es knackig, das Riffing auf-, die Stimme eindringlicher und dazu haut Schlagwerker Goffin noch eine Double Bass-Salve nach der anderen raus. Sehr cooler Song und unbedingt als Anspieltipp zu werten!
Der Rest der Scheibe präsentiert sich nicht minder positiv, der eingangs angesprochene Reifeprozess ist an allen Ecken und Enden deutlich zu spüren. Die Instrumentierung stimmt bis ins Letzte und der Gesang ist allemal über jeden Zweifel erhaben. Zur Bestätigung dessen hat man als Rausschmeißer noch einmal "Ice Cold Rage" angehängt, dieses Mal in akustischer Fassung. Ein bisschen Gitarre, ein bisschen Rhythmus und ansonsten makelloser Gesang.
Fazit: "Victorious" ist weit mehr als nur eine Duftmarke, denn Hell City beweisen mit ihrem Zweitwerk, dass sie das Zeug zu größeren Bühnen haben. Wenn die Band weiter so an sich arbeitet, dann wird die nächste Scheibe ein richtiger Kracher, darauf verwette ich 'ne Kiste Eifeler Landbier!
Line-up:
Michelle Nivelle (vocals)
Vincent Noben (lead guitar)
Joris Jacobien (guitar)
Michael Konovaloff (bass)
Tommy Goffin (drums)
Tracklist |
01:Triumph Is Turmoil
02:Lies
03:Ice Cold Rage
04:Rockalypse
05:Running In Circles
06:The Fight
07:Burning Irony
08:Victorious
09:Ice Cold Rage (acoustic)
|
|
Externe Links:
|