Helloween / 7 Sinners
7 Sinners Spielzeit: 60:44
Medium: CD
Label: Dragnet Columbia/Sony Music, 2010
Stil: Power Metal

Review vom 04.11.2010


Marius Gindra
Nun, was soll ich einem auch nur minimal gebildeten Metal-Fan auf dieser Seite noch groß über die fünf, seit mehr als 25 Jahren fest im metallischen Kulturgut verwurzelten Kürbisköppe aus Hamburg vorfaseln? Ich denke, das ist nicht nötig!
Zuerst muss aber noch erwähnt werden, dass die Melodic Speed Metal-Legende letztes Jahr mit dem auf Akustik-Sound getrimmten Neuaufnahmen-Rohrkrepierer Best Of 25th Anniversary-Album dem größten, wenn nicht sogar nahezu kompletten Teil der Fanbasis gehörig vor den Kopf stieß und eben jene kreischend zur nächstbesten Kloschüssel rennen ließ. Doch wollen sie es auf ihrem 13. Output "7 Sinners", den man zwischen April und August 2010 auf der Mittelmeerinsel Teneriffa mit Charlie Bauerfeind zusammengeschustert hat, wieder metallischer angehen lassen und verlorenen Boden wett machen.
"Are You Metal?" sind die ersten drei Wörter, mit denen der Rezensent im 'Waschzettel' begrüßt wird, was folgerichtig die Vermutung aufkommen lässt, dass man nun wieder die guten alten Stromgitarren auspacken will. Besagter Song ist übrigens ein etwas Industrial-lastiger, mit fetten, leider jedoch auch etwas modern klingenden Gitarrenriffs und Melodiebögen ausgestatteter Titel, der für Helloween wieder einmal viel zu modern und überproduziert durch die Boxen ballert. Es gibt eben die Hörerfraktion - und das wird sich wohl in 25 Jahren immer noch nicht ändern - die schlichtweg mit dieser Band zwei Namen verbindet: Kai Hansen und/oder Michael Kiske!
Aber gut, ich will heute mal keine alten Narben aufreißen, sondern ernsthaft behaupten, dass ich eigentlich trotz des oben genannten Standard-Gejammers noch nie ein so gutes Album mit dem von mir persönlich als Helloween-Sänger immer gerne gemiedenen Andi Deris, der ja nun auch schon seit über 15 Jahren diesen Posten inne hat, gehört habe. Denn ein Großteil der Songs kommt, wenn man ihn zwei bis drei Mal gehört und endlich irgendwann seine Keeper I & II-Scheuklappen halbwegs abgelegt hat, sogar richtig gut. Ein Song wie "Who Is Mr. Madman?" erinnert in seinem Chorus sogar etwas an alte Tanzflächen-Feger vom Schlage "Eagle Fly Free", eine fett knallende Doublebass-Attacke von Schlagzeug-Talent Dani Loeble inklusive.
Doch auch vor Experimenten schreckt man dieses Mal nicht zurück. Als Beispiel sei hierfür das kleine Panflöten-Solo (!) in "Raise The Noise" zu nennen. Und dass Helloween heutzutage für mich persönlich sogar richtig begeisternde Songs erschaffen können, hätte ich vor eins bis zwei Jahren in meinen kühnsten Träumen nicht denken können: So zum Beispiel in den von den Hooklines sehr stark an alte Glanztaten erinnernden Songs "World Of Fantasy" und "The Sage, The Fool, The Sinner" oder bei der wunderschönen Halbballade "The Smile Of The Sun" geschehen, die ebenso die beiden zuvor genannten Titel das typische 'Happy, Happy Helloween'-Flair mit all seinen positiven Merkmalen vereint und obendrein fast glauben lässt, die Gitarrenspuren des Duos Weikath/Gerstner seien vor über 20 Jahren entstanden. Und das ist mal wirklich mal eine Tatsache, die den alten German-Heavy Metal-Fan erfreuen wird.
Schlussendlich kann man nach mehrfachen Durchläufen wirklich ernsthaft behaupten, dass hiermit selbst auch wieder die letzten Schiffbrüchigen zurück an Bord geholt werden können. Nach mehreren Überlegungen bin dann ich zu dem Entschluss gekommen, dass sich die Platte ihre (ehrlich vergebenen) 8 von 10 RockTimes-Uhren wirklich verdient hat! Für jeden Headbanger gilt hier MINDESTENS: Antesten!
Line-up:
Andi Deris (vocals)
Michael Weikath (guitar)
Sascha Gerstner (guitar)
Markus Großkopf (bass)
Dani Loeble (drums)
Tracklist
01:Where The Sinners Go
02:Are You Metal?
03:Who Is Mr. Madman?
04:Raise The Noise
05:World Of Fantasy
06:Long Live The King
07:The Smile Of The Sun
08:You Stupid Mankind
09:If A Mountain Could Talk
10:The Sage, The Fool, The Sinner
11:My Sacrifice
12:Not Yet Today
13:Far In The Future
Externe Links: