Hemesath / Rot, so rot
Rot, so rot Spielzeit: 24:51
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Neue Deutsche Härte

Review vom 04.07.2013


Ulli Heiser
Neue deutsche Härte mit drei Gitarren. Das muss rumsen und in der Tat, es rumst gar gewaltig.
Die sechs Musiker der Münsterländer Band bieten ein eruptives Feuerwerk aus brodelnden, metallischen Zutaten, die sofort an Rammstein oder Leichenwetter denken lassen. Aber Hemesath lassen zweiundzwanzig Stahlsaiten glühen. Und das äußerst spannend und gekonnt. Der Opener "Schwarzer Engel" macht deutlich, zu welcher Brachialität das führen kann. Ruhiger Beginn, eine (kurze) Gitarrensequenz, die der Beginn eines Southern Rock-Stückes sein könnten und dann erwacht sie, die Gitarrenarmada. Als ob sich der Schlund der Hölle öffnet, rollt und grollt eine Gitarrenwand heran, die in der Lage ist, allen Headbangern dieser Welt den Nacken zu verstauchen.
Sänger Christopher hat ein Organ und ein Timbre in selbigem, als hätte er bei Mephisto persönlich Unterricht genommen. Wenn nicht alles täuscht (leider sind die Infos dürftig), ist oder war er Schauspieler auf Bühne und im Film und wenn das so ist, ist auch klar, dass der Mann seine Worte so aussprechen kann, dass sie genretypisch beim Hören die Ohren aufschneiden, um den metallischen Hauch tief ins Hirm zu blasen.
Saitenschwinger André malträtierte bereits bei GB-ARTS und tourte mit Jag Panzer, Rage und Silent Force. Ihm zur Seite steht zum einen Mick, der wie André auch die Unterwelt-Riffs nach vorne peitscht. Der dritte Mann, Wolle, hat außerdem die Aufgabe, hier und da stilistisch 'aufzufallen'. Er sorgt u. a. bei "Keine Angst" für einen, ja, fast funkigen Gitarren-Touch und soliert in Richtung Melodic Rock.
Beim Titeltrack "Rot, so rot" legt er hochmelodiöse Parts und kurze Licks ins Gehackte. Ab und an tönt wie von Ferne ein Todesglöckchen. Klasse.
Basser Peter und Drummer Frank sorgen stets für das gigantische Fundament. Einem gewaltigen Blasebalg gleich, sorgen sie dafür, dass das Höllenfeuer stets gut am Brennen ist. Auch textlich lohnt es sich, den Nummern zu folgen. Und zwar komplett, denn sonst könnte man bei "Feuer frei" auf falsche Gedanken kommen, wenn es am Schluss heißt: »Was macht Bombenleger froh? Das ist der Urlaub in Guantanamo«. Ich interpretiere das Stück als eine Art Anti-Kriegssong, bzw. als einen Appell an die Menschlichkeit.
Mit vorliegender EP hat die Band Appetit auf den für dieses Jahr geplanten Longplayer gemacht. Produziert wurde "Rot, so rot" übrigens von Victor Smolski, den wir von Rage kennen. Die rotzenden Gitarren, der brutale, harte Bass und die donnernden Drums in Verbindug mit der teuflichen Stimme und den geilen Licks der dritten Gitarre sind vom Allerfeinsten. So schmeckt die Hölle...
Line-up:
Christopher Zumbült (vocals)
André Rasfeld (guitars)
Mick Lück (guitars)
Wolle Broschk (guitars)
Peter Bernhardt (bass)
Frank Schoppengerd (drums)
Tracklist
01:Schwarzer Engel (4:13)
02:Spinne (5:17)
03:Feuer frei (4:01)
04:Rot, so rot
05:Keine Angst
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