Hepcazz / Tales From The Hepcazz
Tales From The Hepcazz Spielzeit: 41:51
Medium: CD
Label: Membran Entertainment, 2011
Stil: Rockabilly

Review vom 14.08.2011


Wolfgang Giese
Rockabilly, dieser alte Südstaaten-Sound der Fünfziger, scheint erneut aktuell geworden zu sein, nachdem die Stray Cats in den Achtzigern diese Welle letztmals lostraten. In Anlehnung an jene Band scheint auch die Namensgebung dieser drei Musiker aus Lüneburg, Hepcazz, gedacht gewesen zu sein - nun denn, ein gutes Vorbild. Doch schon andere altgediente Recken wie
Jeff Beck ("Crazy Legs"), Billy Burnette ("Memphis In Manhattan"), Brian Setzer ("Rockabilly Riot Volume One") oder Alvin Lee ("Alvin Lee In Tennessee") haben sich bereits dieser schwungvoll fröhlichen Musik angenommen und mit ihren jeweiligen Produktionen die Messlatte sehr hoch gesetzt. Diese immer wieder ausgestorben geglaubte Stilrichtung wurde allerdings auch jüngst durch Acts wie Fatboy, Peggy Sugarhill, Hipbone Slim & The Kneetremblers, Imelda May oder Kitty, Daisy & Lewis wiederbelebt und zu neuen Knospen verholfen. Man sieht: Es herrscht massig Konkurrenz für die Norddeutschen!
Konkurrenzlos ist eindeutig das Booklet, das von einem der Musiker - hauptamtlich Grafiker - in Form von Comics gestaltet wurde, wobei jedem Song zwei Seiten für eine kleine Geschichte zugestanden wurden! Hervorragend gemacht, super Idee! Die echten Namen der Musiker sind übrigens Andreas Behrens, Leif-Eric Greßmann und Dirk Renter. Entdeckt wurde die Band von Ilona Pape, die in Gressys Auto die Musik der Hepcazz spielen hörte und sofort Gefallen daran fand. Der Vertrag kam folgerichtig... Sie berichtet darüber auf dem Hüllentext.
Grundsätzlich hat die Musik der Hepcazz alles, was Rockabilly ausmacht, mit dem Unterschied, dass seit seinen Glanzzeiten mehr als fünfzig Jahre zurückliegen und sich Musik wie Technik seitdem verändert haben. Sicher gehört zur Gestaltung dieser Musik auch das entsprechende Lebensgefühl hinzu.
Authentizität wird grundsätzlich, auch hinsichtlich der Spielzeiten der selbst verfassten Titel, groß geschrieben, - zwischen 1:52 und 2:55 ist alles vertreten. Doch ist dies bei aller Unverfälschtheit nicht der Rockabilly der Fifties. Die Gitarren wurden rockiger eingespielt, das Schlagzeug swingt eindeutig weniger und insgesamt ist die Musik energischer und treibender. Das ist keine Negativaussage, sondern lediglich eine Feststellung. Das bedeutet insofern in positivem Sinne, dass die Band absolut nicht versucht hat, platt zu kopieren, was sich auch daran festmachen lässt, dass alle Titel Eigenkompositionen sind.
Rockabilly für's neue Jahrtausend, also 'Made in Germany', und es ist gut, dass sich diese Bewegung hält. Das gleiche hoffe ich übrigens auch für den Blues, wo sich viel mehr moderne Elemente etabliert haben. Diese 'modernen' Elemente finde ich bei den Hepcazz vereinzelt, so zum Beispiel auf "Please Come Back", wo satter Boogie, etwa à la Canned Heat oder ZZ Top geboten wird.
Einziger Kritikpunkt ist für mich der Gesang, der mich nicht immer überzeugen kann - oft klingt es zu wenig 'elastisch', zu hart und eckig. Der Sänger sollte sich mehr an seinem flüssigen Bassspiel orientieren, denn folgte er diesen Läufen, würde sein Gesang mehr 'swingen'. Es ist nicht ein vielleicht typisch 'deutscher' Akzent, der auffällig ist, sondern etwas anderes. Genauer betrachtet, scheinen es eher die Betonung und die Sprachmelodie sein, die zur 'Entlarvung' führten. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf einen 'internen Blindfold-Test' mit meiner Frau, die sofort auf Anfrage wie aus der Pistole schoss: »Das sind Deutsche!«
Aber auch das ist aus meiner Sicht kein Manko, sondern werte ich das als Ausdruck von Individualität. Nach dem abschließenden "You're So Hot" erwartet uns übrigens noch ein 'Hidden Track', also bei 2:04 noch nicht ausschalten! Allerdings müssen wir uns schon mit etwas Stille begnügen, bis die Band bei 7:47 a-capella einen Doo-Wop-Titel anstimmt, der knapp über zwei Minuten dauert.
Line-up:
Reverend Diggin' Beatcat (drums)
Slapcat Gressy (vocals, double bass)
Slidingcat Andy (guitars, vocals)
Tracklist
01:Monday Morning Quarterbacks (2:00)
02:A Farewell Letter (2:37)
03:Lucy (2:01)
04:All That Stuff (2:53)
05:A Tribute To Eddie (2:06)
06:Please Come Back (2:38)
07:All The Cats Go Crazy (1:52)
08:Cool Cruisin' Man (2:30)
09:Do Me No Wrong (1:59)
10:If You Could See Me (2:46)
11:Nightflyer (2:55)
12:Midnight Honey (2:48)
13:Questions Of Love (2:43)
14:You're So Hot (2:04)
(all songs by the Hepcazz)
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