HIM
07.07.2007, De Vaartkapoen, Brüssel
Live HIM
De Vaartkapoen, Brüssel
07. Juli 2007
Konzertbericht
Stil: Dark-Rock


Artikel vom 27.07.2007


Bianca Riessinger
HIM Finnische Melancholie ausgerechnet in den Ausläufern eines türkisch dominierten Brüsseler Stadtviertels zu suchen, liegt zunächst einmal nicht unbedingt nahe. Dennoch war genau diese im De Vaartkapoen erfolgreich zu finden, als sich dort am 07.07.2007 anlässlich eines nicht in eine Tournee eingebetteten Sonderkonzertes vor 600 Leuten die finnischen Düsterpoeten von HIM die Ehre gaben. Angesichts des symbolisch hochgradig passenden Datums (777 als Zahl göttlicher Vollkommenheit; als Vertreter derselben, der Liebe und des Guten gelegentlich auch in HIM-Texten zu finden) lag die Messlatte hoch, zumal die Band mit neuem Material vom im September anstehenden Album "Venus Doom" im Gepäck, unterwegs war.
HIM Doch zunächst war es am Publikum, ein gewisses musikalisches Talent unter Beweis zu stellen, als zum Zeitpunkt des offiziellen Konzertbeginns die Klänge des Originals von "Wicked Game" (Chris Isaak) mit ausgeblendetem Gesang vom Band erklangen und offensichtlich zum 'Warmsingen' gedacht waren - eine indirekte Aufforderung, der die Menge nur gar zu gerne Folge leistete.
Derart begrüßt, begaben sich dann zu den letzten Klängen Chris Isaaks auch HIM auf die Bühne, begleitet von kurzzeitig nahezu trommelfellzerfetzenden Begeisterungsbekundungen seitens der Fans, und gaben mit einem neuen Song des kommenden Albums, "Dead Lovers Lane", gefolgt von "Soul On Fire" gleich mal ordentlich Gas. Die relative Konzert-Abstinenz der Band in den vergangenen Monaten war in geballter Spielfreude mehr als spürbar, vermittelte doch insbesondere Sänger Ville Valo nicht zuletzt auch durch, für seine Verhältnisse, überdurchschnittliche Gesprächigkeit den Eindruck, überglücklich darüber zu sein, sich endlich einmal wieder auf einer Bühne verausgaben zu können.
HIM Wer großen Wert auf Action und Posing auf der Bühne legt, ist bei HIM in aller Regel falsch, doch Valos Charisma verfehlt seine Wirkung für gewöhnlich nicht. Kommen dazu noch Songs wie das ebenso traurig-düstere, wie anrührende "Kiss of Dawn" (ebenfalls von "Venus Doom" und die geplante erste Single-Auskopplung des Albums), seines Zeichens geschrieben für einen Freund des Sängers, der Selbstmord beging, ist der Gänsehautfaktor nahezu vorprogrammiert und das Herz eines jeden Düsterrockers schlägt höher. Valo leidet vor dem musikalischen Background seiner Mitstreiter was das Zeug hält. Das in den Songs steckende Herzblut ist spürbar und entfaltet, getragen von Keyboard- und Gitarrenmelodien, mitunter eine fast schon hypnotische Wirkung. Charmant vorweggenommene Entschuldigungen für potentielle Patzer (»It´s been a while since we last played this song and I keep forgetting the lyrics, so...«) steigerten den Unterhaltungswert nur noch, ebenso wie das scheinbar tiefe Bedürfnis Valos, seine Latein-Kenntnisse anhand ins Lateinische übersetzter, normalerweise englischer Songtitel unter Beweis zu stellen (»The next song is called - in Latin: 'Sub rosa'!«).
HIM Die Band arbeitete sich mit spürbarer Begeisterung durch einen breiten Querschnitt ihres Gesamtmaterials, von Songs wie "Your Sweet Six Six Six" und "Wicked Game" (das Publikum hatte ja schließlich schon geübt) vom ersten Album "Greatest Lovesongs Vol. 666", über ihren wohl bekanntesten Titel "Join Me In Death" und spätere Stücke wie "The Sacrament" und "Vampire Heart" bis zu "Passion's Killing Floor", einem weiteren Vorgeschmack auf das anstehende neue Machwerk. An Spaß mangelte es auf beiden Seiten der Absperrung nicht, es wurde gerockt, was die Anlage hergab und nach dem Rausschmeißer "It's All Tears (Drown In This Love)" war lediglich zu bedauern, dass das Ganze, wie so oft bei derartig gelungenen Veranstaltungen, wie im Flug vergangen und nun auch schon wieder vorbei war.
HIM haben entscheidend dazu beigetragen, Finnland als Musiknation bekannt zu machen, und was Poesie angeht, gibt es nach wie vor kaum eine Band, die sich mit ihnen messen kann. Auf dass im Zeichen des Heartagrams noch viele gelungene Konzerte folgen mögen!
Bilder vom Konzert
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